MeeresschutzSchüler forschen mit der “Aldebaran” auf See

YACHT-Redaktion

 · 15.12.2025

Meeresschutz: Schüler forschen mit der “Aldebaran” auf SeeFoto: Deutsche Meeresstiftung
Teilnehmer des Meereswettbewerbs der Deutschen Meeresstiftung 2025.
Drei Schülerteams setzten 2025 im Rahmen des Wettbewerbs „Forschen auf See" eigene Projekte zum Thema Meeresschutz um. Mit der Segelyacht “Aldebaran” der Deutschen Meeresstiftung untersuchten sie PFAS in Seegraswiesen, Umweltrisiken von Schiffswracks und Mikroplastikbelastung in Gewässern – und lieferten dabei überraschende Ergebnisse.

Seit 2005 bietet der von der Deutschen Meeresstiftung ausgerichtete Meereswettbewerb „Forschen auf See" Schülern aus ganz Deutschland die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte zu aktuellen Fragen des Meeresschutzes zu entwickeln und im Rahmen echter Expeditionen auf der Nord- oder Ostsee umzusetzen. An Bord der Forschungs-Segelyacht “Aldebaran” erhielten die Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder einen praktischen Einblick in moderne Meeresforschung und arbeiteten unter wissenschaftlicher Begleitung mit professionellem Equipment . Der Wettbewerb ist Teil der UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung und fördert das Verständnis junger Menschen für die Bedeutung gesunder Meere im Zusammenhang von Klima, Biodiversität und Nachhaltigkeit.

Bewerbung und Auswahl der Projekte

Der Einstieg in den Wettbewerb erfolgte über eine Projektskizze, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Fragestellung darlegten, einen geeigneten methodischen Ansatz skizzierten und die fachliche Relevanz ihres Vorhabens einordneten. Diese Skizze bildete die Grundlage des Auswahlverfahrens und ermöglichte es, die Qualität und Umsetzbarkeit der eingereichten Vorhaben realistisch einzuschätzen. Die Bewertung der Projektskizzen erfolgte durch eine unabhängige und interdisziplinär besetzte Jury, die den Wettbewerb seit vielen Jahren fachlich begleitet. 2025 gehörten Prof. em. Dr. Hartmut Graßl, Prof. Dr. Dieter Hanelt, Dr. Lena Rönn, Dr. Georg Heiss, Dr. Andreas Schmidt-Rhaesa, Lina Röschel und Deniz Vural zu diesem Gremium.

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PFAS in Seegraswiesen

Das erste Gewinnerteam untersuchte, ob Seegraswiesen in der Ostsee eine Senke für sogenannte PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) darstellen können. Diese langlebigen Industriechemikalien, auch als „Ewigkeitschemikalien" bekannt, sind in der Umwelt kaum abbaubar und stellen ein wachsendes Risiko für marine Organismen und letztlich auch für den Menschen dar. Seegraswiesen gelten als Hotspots der Biodiversität und spielen eine zentrale Rolle im Klimaschutz, da sie große Mengen an CO₂ binden.

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Während der Forschungsfahrt vom 3. bis 7. Juli 2025 wurden Wasserproben mit Niskinflaschen entnommen und mit einer EXO-Sonde grundlegende Parameter wie Temperatur, pH-Wert und Sauerstoffgehalt gemessen. Ergänzend gewannen die Schüler Sediment- und Seegrasproben, die später auf PFAS untersucht werden sollten.

Erste Beobachtungen an Bord deuteten darauf hin, dass sich Unterschiede zwischen Proben aus Seegraswiesen und offenen Sedimentflächen abzeichnen – ein Hinweis darauf, dass Seegras bei der Bindung von Schadstoffen eine Rolle spielen könnte. Die späteren Laboranalysen bestätigten diesen Eindruck, da PFAS ausschließlich in den Makrophyten nachgewiesen wurde und Seegras deutlich höhere Konzentrationen aufwies als Braunalgen. Dies deutet darauf hin, dass Seegraswiesen tatsächlich als natürliche Schadstoffspeicher wirken und ihre ökologische Relevanz für das Küstenmeer daher zusätzlich unterstrichen werden muss.

Wracks als Zeitbomben

Das zweite Team untersuchte die ökologische Rolle von Wracks in der Ostsee. Sie können einerseits als künstliche Riffe wertvolle Lebensräume schaffen, stellen jedoch zugleich eine Gefahr für die Umwelt dar, da sie Schwermetalle, Öl- und Treibstoffreste sowie Munitionsrückstände freisetzen können. Während der Forschungsfahrt vom 14. bis 19. August 2025 untersuchte das Team insgesamt fünf Wracks in der Mecklenburger Bucht, darunter auch Standorte mit bekannter Munitionsbelastung.

Zur Lokalisierung und visuellen Erkundung kam eine Unterwasserdrohne zum Einsatz, die half, die Strukturen unter Wasser sichtbar zu machen. Ergänzend wurden mithilfe einer EXO-Sonde grundlegende Wasserparameter wie Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Temperatur und Leitfähigkeit in Wracknähe gemessen. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Frage, ob aus Munitionswracks Explosivstoffe ins Wasser austreten. Dafür nutzte das Team spezielle Infusionsbeutel mit Filterkolonnen, mit denen Wasserproben gesammelt und potenziell belastende Substanzen direkt gebunden werden konnten.

Prof. Edmund Maser vom Institut für Toxikologie der Universität Kiel begleitete das Team als Wissenschaftspate. Mit seiner Expertise in der Toxikologie von Schadstoffen, Explosivstoffen und Schwermetallen unterstützte er die Schülerinnen dabei, die gewonnenen Proben einzuordnen und die umweltrelevanten Risiken zu verstehen. In allen untersuchten Wasserproben konnten schließlich Spuren von sprengstofftypischen Verbindungen wie RDX und 1,3-DNB nachgewiesen werden, wenn auch nur in sehr geringen Konzentrationen.

Mikroplastik – Belastung in Wasser und Muscheln

Das dritte Team untersuchte die Mikroplastikbelastung in der Elbe. Während der Expedition vom 9. bis 14. September 2025 sammelte es an acht Stationen entlang der Elbe von Cuxhaven bis Hamburg Wasser- und Planktonproben. An jeder Station wurden sowohl Oberflächen- als auch Tiefenproben entnommen, um ein umfassendes Bild der Mikroplastikbelastung zu erhalten.

Die Wasserproben wurden nach der Filtration mit Nil Rot eingefärbt und unter einer UV-Lampe untersucht, während die Planktonproben mithilfe eines Stereomikroskops analysiert wurden. An allen Stationen konnten Mikroplastikpartikel nachgewiesen werden, unabhängig von Tiefe oder Standort.

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