YACHT-Redaktion
· 10.03.2023
Laut aktuellen Berichten sollen die Saboteure, die im Herbst die Pipeline Nordstream 1 gesprengt haben, mit einer Segelyacht zum Tatort gelangt sein. Vieles deutet darauf hin, dass das Schiff auch schon in einer YACHT-Geschichte im Mittelpunkt stand
Mit der Charteryacht zur Pipeline-Sprengung? Es ist eine seltsame Geschichte, die derzeit die Nachrichten dominiert: Wie ein Rechercheverbund aus ARD-Hauptstadtstudio, SWR-„Kontraste“ und der „Zeit“ berichtet, sollen die Saboteure der Nordstream-Pipeline mittels Segelyacht zum Tatort gelangt sein. In der Nähe von Bornholm waren im Herbst große Gaslecks an der Pipeline aufgetreten.
Bei einem in Breege ansässigen Vercharterer soll „Spiegel“-Recherchen zufolge die Bavaria 50 „Andromeda“ mit Hilfe falscher Pässe gechartert und mit dem Sprengstoff beladen worden sein. Anschließend, so hieß es zunächst bei der „Zeit“, sei die Yacht in den Hafen Wieck auf dem Darß eingelaufen. Das aber konnte schon nicht sein: Der Hafen hat gerade mal 1,40 Meter Wassertiefe, zu wenig für die Bavaria 50.
Später wurde die Angabe korrigiert: Es sei der Hafen Wiek auf Rügen gewesen, hieß es nun. Wie das Darßer Wieck liegt auch das Rügener ohne c am Bodden und ist nicht unbedingt als zwingendes Etappenziel zwischen Rostock und Bornholm bekannt. Die Ansteuerung erfolgt über das Fahrwasser Hiddensee und dann in den Wieker Bodden – warum die Saboteure diesen Umweg in Kauf genommen haben sollen, wird aus den Recherchen nicht ersichtlich.
Der vom „Spiegel“ ausgemachte mutmaßliche Vercharterer der Yacht hat seinen Sitz in Breege im Norden Rügens – dieses grenzt an Wiek, was möglicherweise zu einer Verwechslung geführt hat. Auch in der Nähe von Greifwald gibt es einen Hafen namens Wieck, der allerdings als Ausgangspunkt eher unwahrscheinlich ist.
Ob es überhaupt möglich ist, auf einer Bavaria 50 vier Taucher samt Ausrüstung, weitere Beteiligte sowie den ganzen Sprengstoff zu transportieren – und wie man die Sprengladungen ohne Kran dann am Tatort zu Wasser gelassen hat –, all das bleibt nach wie vor im Dunkeln, ebenso wie die Quellen der Berichte. Auch der mutmaßliche Vercharterer möchte sich auf die Anfrage nicht äußern.
Dass es tatsächlich möglich sein soll, mit einer Segelyacht die nötige Menge an Sprengstoff zu transportieren und ohne Kran zu Wasser zu lassen, bezweifeln zumindest einige Experten.
Während das meiste an diesem Agententhriller, der sich gerade zum Segelkrimi entwickelt, also noch im Dunkeln liegt, zeigt ein kurzer Blick ins YACHT-Archiv: Sollten wenigstens Schiffsname und -typ stimmen, dann war die YACHT als Erste an Bord. Im Jahr 2015 begleiteten wir einen Überführungstörn der besonderen Art: Zwar ohne Sprengstoff und Taucher, dafür mit knapp 150 hochmotivierten Seglern, die die Mola-Flotte mit 30 Schiffen im Herbst von Flensburg nach Rügen überführten. Steile Lernkurve inklusive.