Andreas Fritsch
· 28.01.2022
Vor der Insel St. Vincent wurde ein Einhandsegler vor Anker gefesselt, geknebelt und ausgeraubt. Er blieb unverletzt, die beiden Täter sind flüchtig
Das Boot ankerte zusammen mit einem weiteren an der Südwestküste St. Vincents in der Buccament Bay, etwa vier Meilen nördlich der Hauptstadt Kingstown, wie das Caribbean Safety and Security Network mitteilt. Nachts um 02:30 Uhr erwachte der Skipper in der Vorschiffskoje, als einer der beiden Täter bereits vor ihm stand und ihn versuchte zu knebeln. Es begann ein Kampf, der damit endete, dass der zweite Täter den Segler mit einer Waffe bedrohte, woraufhin er die Gegenwehr einstellte.
Die Täter zogen ihm einen schwarzen Sack über den Kopf und fesselten ihn. Dann durchwühlten sie das ganze Schiff und raubten Elektronik, Smartphones, Laptop und Ausrüstung. Anschließend forderten sie von dem Mann sein Bargeld, das er ihnen überließ. Sie versuchten dann noch, das Dingi mit Außenborder zu stehlen. Da es aber mit Kette und Schloss gesichert war, misslang dies, und sie entkamen mit einem Holz-Fischerboot. Der Eigner konnte sich danach befreien und rief die Polizei.
Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass die Täter das Holzboot in einer benachbarten Bucht von Fischern gestohlen hatten und auch die zweite Yacht schon vorher zu überfallen versucht hatten. Da die Crew aber noch wach war und die Täter beim Versuch, an Bord zu gelangen, überraschten, ließen sie mit der Begründung, sie hätten nur Trinkwasser gesucht, von der Crew ab und fuhren mit dem Holzboot aus der Bucht. Daraufhin versuchten die Segler via Funk den Eigner des zweiten Bootes zu kontaktieren, doch dieser reagierte nicht, da er schlief. Offensichtlich kehrten die Täter dann im Laufe der Nacht später zurück und überfielen den Einhandsegler. Beide Crews waren seit zwei Tagen in der Bucht und hatten am Vortag zusammen einen Landausflug unternommen.
St. Vincent gilt seit vielen Jahren als eine der Karibik-Inseln, deren Hauptstadt Kingstown sowie die Wallilabou-Bay nicht ganz sicher sind. In größeren Abständen von einigen Jahren sind dort vereinzelt Segler überfallen worden, 2016 wurde ein deutscher Segler in der Wallilabou Bay sogar erschossen. Seitdem war es aber ruhig geworden, und Yachten ankerten wieder vermehrt vor der Küste in den Buchten. Vor dem Ankern oder Anlaufen der Hauptstadt Kingstown wird allerdings immer noch in mehreren Revierführern ausdrücklich gewarnt. St. Vincent ist das Tor zu den Grenadinien, doch schon seit Jahren neigen viele Crews dazu, die eigentlich wunderschöne Insel links liegen zu lassen und stattdessen auf der kleinen, südlicheren Insel Bequia ein- und auszuklarieren, die als vollkommen sicher gilt.