ErmittlungEx-Premier Edward Heath unter Verdacht

Tatjana Pokorny

 · 30.05.2016

Ermittlung: Ex-Premier Edward Heath unter VerdachtFoto: YACHT Archiv
Sir Edward Heath

Gegen den 2005 verstorbenen Segler Heath wird seit einem Jahr wegen Vergewaltigung und Mord ermittelt. Weggefährten fordern Ermittlungsende

  Aus dem Buch "Überraschungs-Coup – Champagne Mumm Admiral's Cup 1993": Sir Edward Heath im Gespräch mit Designer Dick Carter. Das Bild aus dem Jahr 1971 zeigt den damals populärsten Segler Englands, der von 1970 bis 1974 Premierminister seines Landes warFoto: Delius Klasing Verlag/Busse Seewald
Aus dem Buch "Überraschungs-Coup – Champagne Mumm Admiral's Cup 1993": Sir Edward Heath im Gespräch mit Designer Dick Carter. Das Bild aus dem Jahr 1971 zeigt den damals populärsten Segler Englands, der von 1970 bis 1974 Premierminister seines Landes war

Der Fall klingt wie aus einem düsteren britischen Krimi: In England laufen seit einem Jahr polizeiliche Ermittlungen gegen den im Jahr 2005 im Alter von 89 Jahren verstorbenen ehemaligen Premierminister Sir Edward Heath. Der als leidenschaftlicher Segler und Eigner von insgesamt fünf Yachten namens "Morning Cloud" bekannte Heath soll nach Aussagen angeblicher Opfer auf seiner Yacht Kinder missbraucht und ermordet haben. Die Untersuchung unter dem Namen "Operation Conifer" dauert laut der britischen Tageszeitung "The Daily Telegraph" an. Bislang konnten die Aussagen und Anklagen der angeblichen Opfer aber offenbar nicht durch Beweise erhärtet werden.

  Sir Edward HeathFoto: YACHT Archiv
Sir Edward Heath

In einer Aussage wird Heath laut "The Daily Telegraph" beschuldigt, zwei Jungen aus einem Kinderheim auf Jersey mit zum Segeln genommen zu haben, wo er einen der Jungen missbraucht und dessen Körper anschließend über Bord geworfen haben soll. Während Heaths frühere Mitsegler erklärten, dass sie niemals ein Fehlverhalten miterlebt hätten, verweigerte die Polizei bislang die Angabe von Informationen dazu, wann und wo sich die Taten zugetragen haben sollen. Heaths ehemalige Mitsegler nennen die Untersuchung "lächerlich" und verlangen die sofortige Einstellung.

Der ehemalige "Morning Cloud"-Segler Anthony Churchill, 81, sagte dem "Telegraph": "Wir glauben kein Wort davon. Ich weiß, dass acht von uns bereits befragt wurden. Wir können alle nur das Gleiche sagen: Da ist nichts Ungehöriges vorgefallen. Wir fühlen uns jetzt als Opfer, bis die Polizei das schnell aufklärt." Ein Sprecher der zuständigen Polizeibehörde in Wiltshire sagte der Zeitung: "Wir haben im Namen der Menschen, die uns gesagt haben, dass sie missbraucht wurden, die Pflicht zur proaktiven Untersuchung. Wir bemühen uns um Wahrung der Verhältnismäßigkeit, Unabhängigkeit und Fairness, um dem Anspruch der Öffentlichkeit an eine angemessene Reaktion der Polizei gerecht zu werden. Wir können keine Details der laufenden polizeilichen Untersuchung bekanntgeben, bevor sie beendet ist, weil das keiner der beiden Seiten gegenüber fair wäre."

  So populär war Sir Heath 1971Foto: Delius Klasing Verlag/Busse Seewald
So populär war Sir Heath 1971

Insgesamt hat die Polizei bislang ein Dutzend Menschen befragt, die in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren mit Edward Heath segelten. Heath hatte 1969 mit der "Morning Cloud" das Sydney Hobart Race gewonnen und damit einen extrem hohen Beliebtheitswert in seiner Heimat erreicht. Wenig später war er zum Premierminister gewählt worden. 1971 gewann der bei seinen Crews und internationalen Seglern als sympathisch und fair geltende Heath mit dem britischen Team den Admiral's Cup. Zu seinen langjährigen Wegbegleitern zählte auch der 2014 verstorbene dreimalige Hamburger Admiral's-Cup-Sieger Hans-Otto Schümann, der wie Heath 1979 das todbringende Fastnet Race überstand. Die "Morning Cloud" und Schümanns "Rubin" kreuzten damals fast zeitgleich die Ziellinie.