CoronaWas die Verlängerung der Reisewarnung für Segler bedeutet

Andreas Fritsch

 · 28.04.2020

Corona: Was die Verlängerung der Reisewarnung für Segler bedeutetFoto: Yacht / A. Fritsch
Was die Verlängerung der Reisewarnung für Segler bedeutet

Das Auswärtige Amt hat heute die weltweit gültige Reisewarnung bis zum 14. Juni verlängern. Das hat weitreichende Folgen für den Saisonstart im Mittelmeer

Mit der überraschenden Entscheidung der Bundesregierung, das Auswärtige Amt die bestehende, weltweite Reisewarnung bis zum 14. Juni verlängern zu lassen, entsteht im Chartermarkt und auch für Eigner mit Schiffen im Mittelmeer eine schwierige Situation. Denn nun kann es für Charterkunden zu einer heiklen Lage kommen: Sollten tatsächlich einige südeuropäische Länder ihre Häfen bis Mitte Mai öffnen und die Einreisesperren für Deutsche lockern, wie in Kroatien und Griechenland derzeit erwogen wird, könnte dies für Charterfirmen der Freibrief sein, dem Kunden zu signalisieren: Im Juni kannst du dein Boot bei mir benutzen. Damit hätte die Firma ihren Teil des Vertrags erfüllt – und kann eine Umbuchung oder Stornierung der Charter sogar ablehnen. Bislang kam es aber in nur ganz wenigen Fällen zu so einem Szenario.

Doch wenn auf deutscher Seite weiterhin bis zum 14. Juni eine Quarantäne von 14 Tagen für Rückkehrer aus anderen Ländern gilt, werden wohl die meisten Eigner und Charterkunden die Reise nicht antreten. Hinzu kommt ein weiteres Risiko: Man darf zwar bestehende Reisewarnungen ignorieren und dennoch reisen, doch schon jetzt sagt das Auswärtige Amt, dass es bei eventuell auftretenden erneuten Verschärfungen wegen Corona im Reiseland keine weitere Rückholaktion geben wird. Heißt im Klartext: Fliegt jemand nach Kroatien, Griechenland oder in ein anderes Land, das vor dem 14. Juni aufmacht und dann wegen einer zweiten Corona-Welle kurzfristig die Grenzen wieder schließt, ist er auf sich gestellt. Da die Fluglinien in solchen Fällen sehr schnell Verbindungen streichen, kann das zur Falle werden.

Ein weiteres Problem sind die Flüge selbst. Da die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes Pauschalreisende praktisch zum kostenlosen Storno berechtigt, wird der Flugmarkt von deutschen Flughäfen in die entsprechenden Reviere bis zum 14. Juni wohl zum großen Teil ausfallen, da einfach das Gros der Touristen fehlt. Die meisten Reiseveranstalter canceln ihre Reisen ohnehin sofort nach den aktuellen Fristen des Auswärtigen Amtes. Segler sind eben Individualreisende, die selten einen Charterflieger füllen. Nur wer sein eigenes Boot oder die Charterbasis mit dem Auto erreichen kann, kann das Problem umgehen.

Zwar bedeuten die Ankündigungen mancher Mittelmeer-Länder, Mitte Mai die Marinas zu öffnen, noch nicht automatisch, dass dort auch wieder Charter möglich ist, aber es zeichnet sich ein möglicher Konflikt ab. Denn offenbar gelang es bei der Konferenz der EU-Außenminister gestern nicht, sich auf ein EU-abgestimmtes Vorgehen mit Fristen und Öffnungsterminen zu einigen.