Andreas Fritsch
· 26.05.2020
Am letzten Wochenende sind die ersten Crews an den Basen wieder auf Törn gegangen. Wie es funktioniert, worauf Kunden achten müssen
Von vielen lange herbeigesehnt, ist Kroatien als erstes Mittelmeer-Revier wieder ein Ziel für Chartercrews auch aus Deutschland. Das Land erlaubt für Touristen mit einer Buchung die Einreise, und die Durchreise durch Österreich und Slowenien ist seit letzter Woche ebenfalls wieder möglich.
"Wir sind froh, dass die Saison an der Adria nun endlich beginnen kann. Die ersten Crews sind ohne Probleme zu unseren Stützpunkten angereist", berichtet Klaus Pitter von Pitter Yachting, die diverse Basen in Kroatien betreiben. Allerdings nur per Autoanreise, der große Vorteil des Reviers, denn auch die meisten deutschen Crews kommen per Pkw. Pitter berichtet, wie das Prozedere an den Grenzen derzeit aussieht: "Die Crew muss den Chartervertrag und das E-Crew-Formular der kroatischen Behörden dabei haben. Letzteres wird über das Buchungssystem des Veranstalters oder der Agentur des Törns in das E-Nautica-System Kroatiens eingespeist und dann von diesem per Mail an den Kunden übermitttelt. Es muss dann ausgedruckt und mitgenommen werden. Wichtig ist, dass, wenn die Crew in mehreren Pkw anreist, in jedem Fahrzeug eine Kopie vorliegt. Das wird von den Kroaten an der Grenze auch kontrolliert."
Einmal im Land, erwartet die Crew dann ein ziemlich normaler Charter-Törn, denn die kroatischen Behörden machen keine weiteren Auflagen, was die Zahl der Gäste an Bord angeht oder aus wie vielen Haushalten diese kommen. Nur an der Basis gibt es Hygiene-Vorrichtungen der Charterfirmen. Bei Pitter sind es einige wenige Regeln: Das Büro soll für die Anmeldung nur der Skipper betreten und dabei Mundschutz tragen. Auch die Übergabe findet mit Mundschutz statt. Alle Papiere sind so weit möglich durch digitale Varianten ersetzt worden. Die Schiffe werden nach jeder Rückgabe gründlich gereinigt und desinfiziert.
Im Hafen selbst gelten dann die ganz normalen Hygiene- und Abstandsregeln Kroatiens. Die sind im Vergleich zu Deutschland bislang relativ locker, es gibt keine generelle Maskenpflicht in Supermärkten oder Restaurants. Noch sind Marinas und Städte ziemlich leer, das dürfte sich in den kommenden Wochen aber bald ändern, so Klaus Pitter "Die Nachfrage nach Yachten steigt spürbar, wir sind bei etwa 60 Prozent der Nachfrage eines normalen Jahres." Das lässt den Österreicher hoffen, dass die Branche in Kroatien noch mit einem blauen Auge davon kommt.
Von einem ähnlich reibungslosen Start in die Saison berichtet auch 1. Klasse Yachten, deren Basisleiter Sino Radojicic in einem kurzen Video aus Pula vor frisch gewarteten Yachten und noch leeren Stegen steht. Auch die Häfen und Sanitäranlagen sind offen. Das E-Crew-Papier können die Kunden über ihren Zugang zu den eigenen Charterunterlagen online selber ausfüllen. Auch 1.Klasse-Marketing-Chef Dirk Kadach berichtet, dass die Nachfrage nach Kroatien-Charter jetzt spürbar anzieht.
Kroatien ist nach sehr schnellen und rigiden Corona-Maßnahmen mit sehr wenig Fallzahlen durch die Pandemie gekommen. Man ist nun optimistisch, dass dies auch während der Saison so bleibt.
Das Tourismus-Ministerium arbeitet zudem derzeit an einem speziellen System: Wer während des Kroatien-Urlaubs Corona-Symptome bekommt und fürchtet, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, muss nicht sofort zwangsweise ins Krankenhaus, sondern soll über eine Hotline einen Test mit einem Arzt vor Ort verabreden können. Ist dieser positiv, soll zusammen ein Rücktransport ins Heimatland organisiert werden.