Nach zweieinhalb Jahren auf den Weltmeeren wurde ein tschechischer Segler von der maroden Carolabrücke in Dresden ausgebremst. 42 Tage lang ankerte der 49-Jährige auf der Elbe vor Altkötzschenbroda, weil ihm die Durchfahrt unter der einsturzgefährdeten Brücke untersagt wurde. Am späten Dienstagabend (11. März) wagte er schließlich gemeinsam mit einem polnischen Segler die verbotene Passage - offenbar mit stillschweigender Duldung der Behörden.
Seit Ende Januar lag das Segelboot des Tschechen vor Anker. Nach eigenen Angaben stand er bereits seit Oktober 2024 in Kontakt mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Immer wieder wurde ihm mitgeteilt, eine Durchfahrt der Carolabrücke sei zu gefährlich. "Sie können nicht durch die Carolabrücke fahren", heißt es angeblich in einer E-Mail der Behörde an den zunehmend frustrierten Segler.
Am Dienstagabend gegen 22:30 Uhr durchfuhren der Tscheche und ein polnischer Segler schließlich die Carolabrücke. Laut den Dresdner Neuesten Nachrichten soll dem Segler von offizieller Seite zu verstehen gegeben worden sein, es handle sich lediglich um eine Ordnungswidrigkeit. Wenn er bereit sei, 350 Euro zu zahlen, würde man entsprechend wegsehen. Diese Information konnte von den Behörden bisher nicht bestätigt werden.
Zur Ungeduld der Segler hatte offenbar beigetragen, dass bereits ab 3. Februar Fahrgastschiffe unter der maroden Brücke hindurchgelassen wurden, um ihre Werften zu erreichen. Allerdings ohne Passagiere. Ende Februar soll das dann erneut möglich gewesen sein, allerdings nur für gewerbliche Schiffe.
Am Mittwochmorgen wurde der Segler bereits auf der Elbe in Königstein gesichtet. Der stellvertretende Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Elbe, Helko Fröhner, zeigte sich am Vormittag noch unwissend: "Das entzieht sich meiner Kenntnis", erklärte er. Allerdings räumte er ein, dass der Vorgang durchaus im Amt bekannt sein könne. Über mögliche Konsequenzen wollte sich Fröhner zunächst nicht äußern. Erst müsse der Sachverhalt geklärt werden.
Der Fall wirft Fragen zur Kommunikation zwischen Wassersportlern und Behörden auf. Warum konnte keine Lösung für die Durchfahrt der Carolabrücke gefunden werden, die sowohl die Sicherheitsbedenken als auch die Bedürfnisse des Seglers berücksichtigt? Die monatelange Hängepartie und die letztendliche nächtliche Durchfahrt deuten auf Verbesserungspotenzial in der Abstimmung zwischen den beteiligten Parteien hin.
Die Sperrung der Carolabrücke für Wassersportler hat potenziell weitreichende Folgen für den Wassertourismus auf der Elbe. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorfall zu einer Überprüfung der bestehenden Regelungen und möglicherweise zu flexibleren Lösungsansätzen führen wird.
In der Nacht zum 11.Septemner 2024 war ist in Dresden ein etwa 100 Meter langer Abschnitt der Carolabrücke in die Elbe gestürzt. Der Einsturz ereignete sich kurz nach 3 Uhr morgens, als glücklicherweise niemand auf der Brücke unterwegs war. Nur 18 Minuten zuvor hatte noch eine Straßenbahn die Querung passiert. Die genaue Ursache für den Einsturz ist noch unklar. Holger Kalbe, der örtliche Abteilungsleiter für Brücken- und Ingenieurbauwerke, äußerte erste Vermutungen: "Es könnte zu DDR-Zeiten ein massiver Chlorideintrag stattgefunden haben." Zwar sei in der Vergangenheit bereits ein Chloridentzug am Bauwerk vorgenommen worden, doch an der Abbruchstelle stehe ein Mast der Verkehrsbetriebe, der möglicherweise zu einem konzentrierten Chlorideintritt geführt habe. Eine weitere Spekulation betrifft die beschädigte Fernwärmeleitung, die die Brücke zum Vibrieren und schließlich zum Einsturz gebracht haben könnte.