Hurrikan Beryl“Möge Gott uns beschützen!”

Pascal Schürmann

 · 01.07.2024

Hurrikan Beryl: “Möge Gott uns beschützen!”Foto: NOAA
Hurrikan Beryl zieht über die Windward Islands
Heute am späteren Nachmittag hat ein Hurrikan der Kategorie 4 von 5 die Inseln im südlichen Antillenbogen der Karibik erreicht. Gegen 17 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit zog das Auge des Sturms, der auf den Namen Beryl getauft worden ist, über die zu Grenada gehörende Insel Carriacou hinweg

Noch ist über Schäden nichts bekannt. Die nationalen Wetterbehörden hatten die rund 6.000 Einwohner Carriacous sowie die Bewohner der benachbarten Windward Islands frühzeitig aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Warnung galt insbesondere für Barbados, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Grenada und Tobago. Die Situation dort werde lebensgefährlich, nicht nur wegen des Sturms, sondern auch wegen drohender Sturmfluten, so die Meteorologen.

“This is an extremely dangerous and life-threatening situation. Take action now to protect your life! Residents in Grenada, the Grenadine Islands, and Carriacou Island should not leave their shelter as winds will rapidly increase within the eyewall of Beryl. Remain in place through the passage of these life-threatening conditions and do not venture out in the eye of the storm”, hieß es eindringlich und unmissverständlich seitens der US-amerikanischen Wetterbehörde.

Der Premierminister von St. Lucia, Philip Pierre, rief daher eine nationale Notlage aus. Auf Facebook wandte er sich an seine Landsleute: „Möge Gott uns alle leiten und beschützen!“

„Beryl“ hatte sich erst am Samstag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 1 entwickelt. Auf seinem Weg vom Südatlantik gen Nordwesten hatte er dann immer weiter an Stärke zugenommen. Inzwischen stürmt es mit Windgeschwindigkeiten von 220 Kilometern pro Stunde, in Böen auch noch stärker.

Frühester schwerer Hurrikan seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Die Hurrikan-Saison über dem Atlantik beginnt zwar offiziell schon am 1. Juni, doch normalerweise treten so früh im Jahr eher „nur“ tropische Stürme oder Hurrikans der unteren Kategorien eins oder zwei auf. Beryl mit Kategorie vier geht daher als frühester schwerer Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen in die Rekordbücher ein.

Eine mögliche Ursache für dieses frühe Auftreten eines Hurrikans sehen Experten in den derzeit überdurchschnittlich hohen Wassertemperaturen im Atlantik, während der Pazifik infolge eines La-Niña-Effekts ungewöhnlich stark abkühlt. Diese Konstellation lässt eine in diesem Jahr besonders intensive Hurrikan-Saison befürchten.

Segler flüchteten scharenweise gen Süden

Auch viele Segler in der Karibik sind offenbar von Beryl überrascht worden. In den vergangenen Tagen hatten viele Crews versucht, ihre Boote noch aus den besonders gefährdeten Inselregionen herauszubringen. Auf den gängigen AIS-Plattformen im Internet waren regelrechte Flotten an Sportbooten zu sehen, die augenscheinlich der Gefahrenzone entgehen wollten.

Wie viele es von ihnen tatsächlich in einen sicheren Hafen oder an einen geschützten Ankerplatz geschafft haben, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Dann erst dürfte das Ausmaß der Zerstörung, die der Hurrikan mit sich gebracht hat, sichtbar werden.

Immerhin: Bevor Beryl, der nun nordwestlich weiter zieht, in ein paar Tagen voraussichtlich die mexikanische Halbinsel Yucatán erreicht, wird er sich nach Berechnungen der Meteorologen zu einem deutlich ungefährlicheren Tropensturm abgeschwächt haben.

Meistgelesen in der Rubrik Wissen