WetterStärkere Herbststürme Folge des Klimawandels?

Michael Rinck

 · 17.09.2024

Wetter: Stärkere Herbststürme Folge des Klimawandels?Foto: M. Strauch
Überfluteter Steg beim Ostseehochwasser im Oktober 2023
Die Weltmeere werden wärmer, auch die Ostsee ist stellenweise zwei bis drei Grad wärmer als zu dieser Jahreszeit üblich. Das kann Extremwetterereignisse begünstigen.

Die Ostsee wird immer wärmer. Eine gute Nachricht für Badegäste, eine schlechte für Segler? Ganz so einfach ist es nicht. Wir haben den Wetterwelt-Experten Sebastian Wache nach seiner Einschätzung gefragt. Demnach ist die Ostsee für die Jahreszeit zwei bis drei Grad wärmer als normal. Allerdings nicht überall, die Temperaturen sind besonders in der südlichen und östlichen Ostsee erhöht. An weiten Teilen der deutschen Küsten liegen die Wassertemperaturen mit 17 bis 18 Grad Celsius noch im Normalbereich. Dennoch hat sich die Durchschnittstemperatur über einen langen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten betrachtet schon um zwei Grad erhöht.

Ein milder Herbst kann auch Vorteile haben, die Saison verlängert sich für Segler dadurch sogar. Selbst im Oktober gibt es immer häufiger noch Tage mit sehr angenehmen Temperaturen. Die negativen Folgen sind aber umso dramatischer. Was höhere Wassertemperaturen auch bedeuten, lässt sich laut Wache gerade im Süden Europas an den katastrophalen Starkregen- und Hochwasserereignissen beobachten: Das Mittelmeer machte in diesem Jahr mit immer neuen Temperaturrekorden von sich reden. Auch jetzt noch liegen die Wassertemperaturen vier bis fünf Grad über dem für die Jahreszeit normalen Wert. Hohe Wassertemperaturen haben zur Folge, dass viel Meerwasser verdunstet. Die Luft ist extrem feucht und energiereich. Kommt dazu eine Kaltfront, führt das zu starkem Regen und viel Wind. Je größer der Temperaturunterschied zwischen Kaltfront und Wasser, desto verheerender die Folgen.

Ostsee: Stürme mit höherer Intensität

Vereinfacht lässt sich laut Wetterexperten sagen: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was mehr Energie und somit stärkere Unwetter zur Folge hat. Für Norddeutschland und Nord- und Ostsee gilt das ebenso, wie für den Mittelmeerraum. „Die Tiefdruckgebiete treffen mit kalten Luftmassen auf immer wärmeres Wasser und sind häufig stärker als noch vor 30, 40 Jahren“, so Wache. Die gestiegenen Wassertemperaturen sorgen grundsätzlich also nicht für mehr Stürme, die Intensität steigt aber. Das heißt höhere Windgeschwindigkeiten und mehr Regen.

Der Klimawandel beeinflusst das Wetter auch für Segler. Zwar sorgen die höheren Temperaturen auch dafür, dass Segler an Nord- und Ostsee ihre Boote immer länger im Wasser lassen, das kann wie beim Ostseehochwasser im Herbst 2023 aber auch fatale Folgen haben. Auch zum Jahreswechsel 2023/24 zeigten sich die Effekte der hohen Wassertemperaturen in extrem hohen Regenmengen und Überflutungen in Niedersachsen. Hier trafen warme (und feuchte) Luftmassen aus dem Süden an der Vorderseite des Tiefdruckgebietes auf kalte Luft aus Skandinavien an der Rückseite mit der Folge, dass es tagelang extrem viel regnete. Die Boote standen da schon alle an Land. Mit Blick auf den kommenden Herbst kann aber wieder mit starken Herbststürmen gerechnet werden. „Die Weltmeere werden immer wärmer, das ist schlecht für die Natur und den Menschen“, so der Wetterexperte Wache.

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