Insgesamt wurden bei der Ölüberwachung bei 407 Einsätzen 43 Verschmutzungen in den deutschen Territorialgewässern sowie in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) identifiziert, davon 33 im Bereich der Nordsee, die übrigen in der Ostsee. Verunreinigungen können beispielsweise entstehen, wenn Frachtschiffe ihre Tanks spülen oder verbotene Stoffe entsorgen.
Zusätzlich wurden außerhalb deutscher Gewässer weitere 58 Verunreinigungen entdeckt, die routinemäßig an die zuständigen Behörden weitergeleitet wurden, etwa in den Niederlanden, in Dänemark, Polen und Schweden. Das Beweismaterial zu möglichen Verursachern in deutschen Gewässern wird vom Havariekommando an die jeweils zuständige Ermittlungsbehörde übergeben.
Für das Jahr 2024 bedeutet dies, dass etwa alle 11 Flugstunden eine Verunreinigung entdeckt wurde. Zum Vergleich: In den Anfangsjahren der Ölüberwachung wurde im Durchschnitt noch alle vier Stunden eine Verschmutzung festgestellt.
Die meisten der in deutschen Gewässern entdeckten Verunreinigungen waren geringfügig (weniger als 0,1 Kubikmeter), weshalb keine Maßnahmen zur aktiven Ölbekämpfung wie der Einsatz von Auffangeinrichtungen oder technischem Gerät erforderlich waren.
Dr. Robby Renner, Leiter des Havariekommandos, zieht eine positive Bilanz: „Ein weiteres Jahr lang hat das Havariekommando gemeinsam mit den Marinefliegern daran gearbeitet, die Nord- und Ostsee zu schützen. Die hohe Anzahl nationaler Flüge für die Ölüberwachung ist ein starkes Signal an die Schifffahrt: Wer illegal handelt, bleibt nicht unbemerkt. Es ist entscheidend, dass wir unsere Anstrengungen fortsetzen, um Meeresverschmutzungen weiterhin auf diesem niedrigen Niveau zu halten.“
Die luftgestützte Ölüberwachung ist eine Kooperation zwischen dem Havariekommando und dem Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholz. Die Piloten und Operatoren der Marine fliegen dabei im zivilen Auftrag für das Havariekommando zwei Dornier Do 228 LM mit hochsensibler technischer Ausstattung. Bei Unfällen auf See liefern diese Flugzeuge zudem wertvolle Informationen für das Havariekommando.
Beide Flugzeuge wurden in den vergangenen Jahren modernisiert; ihre neuen Sensorausrüstungen sind noch leistungsfähiger und können auch sehr kleine Verschmutzungen erkennen. Die hochsensible technische Ausstattung umfasst Mit Radar, Infrarot- und Ultraviolett-Sensoren sowie Mikrowellenradiometer, Fluoreszenz-Laser und Videokameras, die es ermöglichen, Ölfilme sowie andere Verschmutzungen auf der Wasseroberfläche zu erfassen. Rechtliche Grundlage für die Ölüberwachung ist unter anderem das MARPOL-Abkommen von 1973, das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung.