Nationalpark OstseeSperrzonen durch die Hintertür?

Lasse Johannsen

 · 27.02.2024

Nationalpark Ostsee: Sperrzonen durch die Hintertür?Foto: Christoph Ahrens
Zahlreiche Sportboothäfen liegen im Gebiet des geplanten Nationalparks Ostsee
Vertreter von Naturschutz- und Umweltverbänden übergaben der Landesregierung in Kiel gestern ein Positionspapier, in dem sie Vorschläge für eine Alternative zum Nationalparkvorhaben an der deutschen Ostseeküste machen. Das nämlich wird voraussichtlich keine politische Mehrheit finden

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt von den Grünen nahm das Konzept entgegen, wonach auf großräumigen Flächen Naturschutzgebiete mit Geboten und Verboten eingerichtet werden sollen. Auch an eine Instanz, die Verstöße sanktionieren soll, wurde dabei gedacht. Eine “Naturschutzverwaltung Ostsee” solle als obere Naturschutzbehörde über die Gebiete wachen und könne auch für einen Nationalpark zuständig sein, wenn der irgendwann eine Mehrheit bekommt. Kritiker sprechen daher bereits von einem Nationalpark light.

Urheber der Vorschläge sind unter anderen der Verein Jordsand, der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der World Wide Fund for Nature (WWF) und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung. Sie fordern konkrete Maßnahmen wie die Reduzierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen, die Bergung von Munitionsaltlasten, aber auch die stärkere Reglementierung der Fischerei und weitere Nutzungsbeschränkungen bis hin zu kompletten Sperrzonen.

Nullnutzungszonen an Stränden und auf dem Wasser

Wassersportler müssten mit massiven Einschränkungen an der deutschen Ostseeküste rechnen, sollten sich die Regierungsparteien Grüne und CDU auf die Vorschläge als Alternative zum Nationalpark Ostsee einlassen: „Wir fordern wirksame Naturschutzgebiete“, so Prof. Dr. Holger Gerth, der als Landesnaturschutzbeauftragter das Bindeglied zwischen ehrenamtlichem und hauptamtlichem Naturschutz im Land zwischen den Meeren ist. „Mindestens 30 Prozent der Wasserfläche der schleswig-holsteinischen Ostsee müssen einem strengen Schutz unterliegen und von jeglicher Störung ausgeschlossen sein.“ Sportboote, Surfer und Kiter müssten in Schutzgebieten saisonal verboten werden. Auch rund zehn Prozent der Strandabschnitte seien zeitweise oder vollständig zu sperren.

Vorbereitung auf einen Nationalpark

Der Alternativvorschlag zu einem Nationalparkgesetz ist eine Reaktion auf das im Oktober erklärte Nein der CDU zu dem Vorhaben. Inhaltlich würde diese Alternative nicht nur umsetzen, was auch das Gesetz hätte regeln sollen, sondern auch bereits die für einen Nationalpark erforderliche Infrastruktur schaffen – falls die politische Mehrheit dafür zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zustande kommt.

Seit heute liegt eine Alternative auf dem Tisch!”

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt zeigte sich erfreut: „Seit heute liegt eine Alternative auf dem Tisch“, so der Minister. Beistand bekommt er aus seiner Fraktion. In den vom Wassersport angebotenen freiwilligen Vereinbarungen für Befahrenseinschränkungen etwa sehen die Grünen keine Lösung.

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