Lasse Johannsen
· 18.07.2024
Dabei haben sich über die Generationen verschiedene Institutionen der Sache angenommen und vergeben die von Außenstehenden wenig beachteten Anerkennungen für außerordentliche Leistungen im Hochseesegeln. Welche das sind und wie sie vergeben werden.
Die Segelkameradschaft “Das Wappen von Bremen” gilt hierzulande als älteste Instituion ihrer Art und fördert seit der Gründung im Jahr 1934 den Hochseesport durch die Vergabe diverser Preise.
Der 1937 erstmals vergebene Goldene Kompass ist der älteste deutsche Hochseeseglerpreis. Er gilt seit dem Ende des Schlimbach-Preises im Jahr 2004 als die bedeutendste Auszeichnung seiner Art. Der Goldene Kompass wird für besondere seglerische Leistungen auf der Nordsee, dem Atlantik oder anderen Ozeanen vergeben.
Der Silberne Globus geht an Schiffsführer von Mannschaftsschiffen für hervorragende Reisen über offene See. Ansonsten sind die Vergabekriterien bei diesem Preis bewusst offengehalten.
Der Tanja-Pokal, auch Magnus-Müller-Gedächtnis-Preis genannt, wurde 1951 von Ernst Burmester, dem Inhaber der damaligen Burmester-Werft an der Lesum, und Freunden in Erinnerung an seinen im selben Jahr tödlich verunglückten Schwiegersohn Magnus Müller als Wanderpreis für seglerisch und seemännisch hervorragende Leistungen gestiftet. Seine Ausschreibung ist bewusst allgemein gehalten und nicht auf einen bestimmten Typ Reise zugeschnitten. „Tanja“ war der Name der von Magnus Müller gesegelten Yacht.
Für den Franz-Perlia-Seefahrtspreis der Jugend gilt es, die seemännisch, seglerisch, navigatorisch und kameradschaftlich beste Reise einer Jugendcrew auszuzeichnen. Diese kann auch unter Begleitung von Erwachsenen erfolgen.
Der Rolf-Schmidt-Gedächtnispreis wurde von der Familie Schmidt 1978 in Erinnerung an den 1977 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der SKWB, Rolf Schmidt, vielfachen Preisträger in Hochseeregatten und Langfahrten, gestiftet. Der Preis ist für die beste Yacht der Klassen ORCi I, II und ORCc I, II der Regatten "Rund Helgoland", "Helgoländer Acht" und "Rund Skagen" im Rahmen der Nordseewoche, sowie dem "Welcome Race" der Kieler Woche ausgeschrieben.
Vergeben werden die Preise beim traditionellen Hochseeseglerabend im Bremer Rathaus. Dazu sind regelmäßig rund 300 Segler sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft eingeladen. Bei diesem Anlass vergibt auch die Freie Hansestadt Bremen selbst alljährlich ihren Schlüsselpreis für Spitzenleistungen im Hochseeregattasegeln. Der Preis wird verliehen für die nach Auffassung des Preisausschusses beste Hochseeyacht unter deutscher Flagge für eine hervorragende Leistung in Regatten mit Start oder Ziel im Ausland. Der Preisausschuss besteht aus der Senatorin für Wissenschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, dem Vorsitzenden des Landessportbundes Bremen, dem Vorsitzenden des Fachverbandes Segeln Bremen sowie dem Segelmeister und dem Vorsitzenden der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“.
Jeweils bis zum Herbst eines jeden Jahres, können sich Segler mit interessanten Reisen, unter anderem um den Goldenen Kompass, den Tanja-Pokal, den Silbernen Globus und den Franz-Perlia-Gedächtnispreis der Jugend, bewerben. Gewürdigt werden außergewöhnliche sowie gut vorbereitete und durchgeführte Hochseesegelreisen. Aber auch die Mannschaften besonderer Reisen in Nord- und Ostsee sowie von Jugendreisen werden berücksichtigt.
Fragen, Bewerbungen und formlose Vorschläge (Schiffsdaten, Crewdaten mit Alter sowie Funktion, Schiffsführer / Eigner, Ausgangs-, Ziel- und Etappenhäfen mit Distanzen sowie Daten, samt Kurzbericht, bzgl. Wetter und besonderer Vorkommnisse) können per Email an hochseeseglerpreise@skwb.de gerichtet werden. Einsendeschluss ist der 1. September.
Der Trans Ocean (ausgesprochen wie das deutsche Wort Ozean) Verein zur Förderung des Hochseesegelns e.V. entstand in der bewegten Zeit der 1968er Jahre als Gegenentwurf zum etablierten Vereinswesen und verschrieb sich der gezielten, auch finanziellen Förderung des Hochseesegelns.
Der Trans-Ocean Preis wird seit 1970 für die seglerisch aus Sicht des Vereins am höchsten einzuschätzende Fahrt vergeben, die in den 12 Monaten vor der Preisvergabe beendet wurde. Sollte keine Fahrt stattgefunden haben, die als preiswürdig erscheint, kann der Trans-Ocean Preis auch für eine seglerische Lebensleistung vergeben werden. Er gilt seit dem Ende des Schlimbach-Preises im Jahr 2004 neben dem Goldenen Kompass der SKWB als die bedeutendste Auszeichnung seiner Art.
Der Ocean Award ist sehr offen ausgelobt und kann für besondere seglerische und navigatorische Leistungen vergeben werden, die von gängigen Auslobungen nicht gewürdigt werden, ebenso wie für organisatorische und unterstützende Leistungen oder außergewöhnliche Hilfsaktionen, die Seglern in Not geleistet wurden, oder die Segler geleistet haben. Der Preis kann an Einzelpersonen, Teams oder Institutionen verliehen werden, ist nicht an die Mitgliedschaft des TO gebunden und versteht sich ausdrücklich auch als internationaler Preis.
Die Trans-Ocean Medaille wird an TO-Mitglieder für Fahrten vergeben, die in den 12 Monaten vor der Preisvergabe beendet wurden und die als besondere seglerische Leistung einzuschätzen sind.
Der Weltumseglerpreis wird an TO-Mitglieder für eine erfolgreich durchgeführte Weltumsegelung vergeben.
Für Weltumseglungen, deren Start- und Zielhafen Cuxhaven war, wird zusätzlich die gläserne Kugelbake vergeben.
Die Silberne Kugelbake wird an eine Yacht vergeben, deren Fahrt nach einem mindestens 2.500 Seemeilen langem nonstop Schlag in Cuxhaven endet.
Mit dem Preis der Stadt Cuxhaven werden Crews geehrt, die auf der Hin- und Rückreise ihrer Weltumsegelung in Cuxhaven festgemacht haben.
Der Race Award (ehemals Zinnbecher) wird für besondere Leistungen / Erfolge bei Regatten verliehen.
Der als Blauwasserpapst bekannte Weltumsegler und Buchautor stiftete mit dem Kap Horn Award vor einem Jahr einen neuen Preis für Hochseesegler. Für eine Nominierung kommt in Frage, wer das Kap ohne Unterbrechung zwischen den Punkten Rio Grande und den Inseln südlich der Magellanstraße umrundet. Das bedeutet, 54°30’ Süd auf der einen Seite Südamerikas und 54°30’ Süd auf der anderen Seite des Kontinents. Dazwischen steht die Herausforderung Hochseesegeln im Fokus: Für die etwa 450 Seemeilen lange Strecke ist Küstensegeln im Schutz der Inselwelt in den Vergaberichtlinien daher ausgeschlossen.
Die Obergrenze für Yachten, die in Frage kommen, beträgt 80 Fuß, etwas über 24 Meter. Stifter Schenk legte zudem fest, dass Nominierte mit kleineren Booten, kleineren Crews, einer älteren Besatzung oder solche, die unter schwierigeren Bedingungen segeln, bei der Vergabe des Preises bevorzugt zu berücksichtigen sind.
Der Bobby Schenk Kap Horn Award ist ein Wanderpreis für internationale Segler. Er wurde erstmals 2023 von Trans Ocean vergeben. Welche Institution den Preis in diesem Jahr vergibt, wird vom Stifter noch bekanntgegeben.
Der Ehrenpreis der Freien und Hansestadt Hamburg wird seit 2008 jährlich von einer Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel-Verbandes für die beste deutsche Hochseeyacht der vergangenen Saison bei internationalen Regatten vergeben.
Der Auswahl liegt eine Formel zugrunde, in die verschiedene Faktoren wie der Schwierigkeitsgrad der Regatta, die Anzahl der gemeldeten Yachten, die Wetter- und Windbedingungen sowie das Ergebnis im Gesamtklassement eingehen. Entscheidende Faktoren der Wertung sind die Länge der Regattastrecke in Seemeilen und die Anzahl der Konkurrenten.
Preiskategorien des Awards sind der German Offshore Award für die beste deutsche Hochseeyacht der vergangenen Saison, der Lifetime Award für das seglerische Lebenswerk einer Person oder sonst herausragende Leistung der Person und der Wehring & Wolfes Jugendpreis für erfolgreiche Jugendarbeit.
Der von der Hamburger Stiftung Hochseesegeln gestiftete Preis soll Anreize für Segelvereine schaffen, Jugendlichen das Hochseesegeln zu ermöglichen. Er wird von Jugendlichen auf dem alljährlich zu Saisonende veranstalteten Commodore Cup aktiv ausgesegelt und besteht in einem Fördergeld, das zweckgebunden an den Verein der erstplatzierten Yacht geht.
Ausgerichtet wird der Cup von der Vereinsübergreifenden Initiative Offshore-Youngsters. Alle interessierten jugendliche Segler können sich hier über die Teilnahme informieren.