Lasse Johannsen
· 10.07.2023
Danach steht derzeit im Rahmen einer umfassenden Zukunftsstrategie jede einzelne Abteilung des Verbandes auf dem Prüfstand. Das Gespräch über die KA ist nun Teil einer geplanten Neugestaltung des Geschäftsbereichs Fahrten- und Freizeitsegeln. Der umfasst die vier Ausschüsse „Eis-, Land- und Strandsegeln“, „RC-Segeln“, „Freizeitsegeln“ und „DSV Kreuzer-Abteilung“.
Tatsächlich handelt es sich bei der Kreuzer-Abteilung um die 1911 als Kreuzer-Yacht-Verband entstandene Interessenvertretung der Fahrtensegler in Deutschland. Damals noch als Pendant zum rein Regatta-orientierten DSV gegründet, fusionierte die Heimat der Fahrtensegler 1917 mit dem DSV und hieß fortan bis heute Kreuzer-Abteilung.
Eine eigenständige Vereinigung ist sie seither nicht mehr, besteht aber aus Einzelmitgliedern, anders als der DSV, in dem nur Segelvereine Mitglied werden können. Laut eigenen Angaben ist die KA heute mit rund 16.000 Mitgliedern die größte Organisation für Fahrtensegler in Deutschland.
Rechtlich gesehen ist die KA gemäß dem Grundgesetz des DSV „unselbständig“, und „Obmann der KA“ zu sein ist nur eine der Aufgaben des vom Seglertag gewählten DSV-Präsidiumsmitgliedes mit dem Geschäftsbereich Fahrten- und Freizeitsegeln. Tatsächlich kommen die KA-Mitglieder alle zwei Jahre auf dem deutschen Fahrtenseglertag zusammen und wählen sechs weitere Vorstandsmitglieder selbst. So geregelt in der vom DSV-Präsidium genehmigten Arbeitsordnung der KA, denn eine eigene Satzung gibt es nicht.
Die auch darin festgelegten Aufgaben der KA reichen von der Veröffentlichung der „Nautischen Nachrichten“ über aktuell gehaltene Merkblätter zu den für Fahrtensegler interessanten Themen bis hin zum alljährlichen Fahrtenwettbewerb, der seit Gründung der KA den Erfahrungsaustausch und das Fahrtensegeln als sportliche Disziplin fördern soll. Darüber hinaus unterhält die KA ein Stützpunktnetz von Reviervertretern als Ansprechpartner für die Mitglieder und berät diese bei der Törnplanung. Um diese Aufgaben wahrnehmen zu können, stehen der KA in der Geschäftsstelle des DSV vier Mitarbeiter zur Verfügung.
Das Netzwerk und Service-Angebot für Fahrtensegler – zu dem auch zahlreiche Aus- und Fortbildungsveranstaltung und entsprechende Literatur gehören – auf der einen, emotionale Gründe wie die weit zurück reichende Geschichte und die fahrtenseglerische Heimat im organisierten Segelsport mit eigener Symbolik auf der anderen Seite sind bis heute Merkmal der Kreuzer-Abteilung und locken auch solche Segler an, die in keinem DSV-Verein Mitglied sind. Weil das eine KA-Aufnahmevoraussetzung ist, wurde für sie auf Initiative von Hans-Otto Schümann 1971 eigens der „Club der Kreuzer-Abteilung” (CKA) gegründet. Der wurde schnell zum größten Mitgliedsverein des DSV und ist es mit rund 8.000 Mitgliedern bis heute geblieben.
Kritik an der Kreuzer-Abteilung wurde aus Reihen des DSV laut, weil deren Service auf ihre Mitglieder beschränkt sei. All jene Fahrtensegler aus DSV-Mitgliedsvereinen, die nicht in der KA Mitglied seien, würden vom DSV nicht hinreichend unterstützt. Das erfordere eine Neugestaltung des gesamten Geschäftsbereichs Fahrten- und Freizeitsegeln.
Schon einmal hatte es im DSV Unruhen über die Kreuzer-Abteilung gegeben. Im Jahr 1998 forderte deren Vorstand größere Unabhängigkeit vom DSV. Im Kern ging es um die Frage, ob die KA selbstverantwortlich über die Einnahmen aus ihren Mitgliedsgebühren bestimmen darf. Das wurde vom DSV abgelehnt, woraufhin rund 3.500 Mitglieder die KA verließen und den eigenständigen Kreuzer Yacht Club Deutschland als unabhängige Interessenvertretung für Fahrtensegler gründeten, der seither ein ähnliches Angebot bereithält wie die KA und dem sowohl Einzelpersonen als auch Vereine beitreten können.
Ob eine Auflösung der Kreuzer-Abteilung durch das DSV-Präsidium ohne entsprechendes Votum der KA-Mitglieder oder des Seglerrates nach Abstimmung auf dem Seglertag juristisch möglich ist und wie die Interessen der Fahrtensegler gegebenenfalls künftig unter dem Dach des DSV vertreten werden sollen, bleibt abzuwarten.