Alexander Worms
· 24.04.2016
Nach etwa 20 Jahren trat im Januar ein überarbeitetes Regelwerk für Sportboote, kurz CE-Norm, in Kraft. Was ist neu? Was ist gut, was nicht?
Auf den ersten Blick hat sich wenig getan: Neues zum Thema Abgase und Lärmemissionen von Motoren, Notausstiegen bei Mehrrumpfern, einige Definitionen, die klarer werden sollten und Vorschriften für Fäkalientanks. Ach ja: Die Sicht voraus von der Position des Steuermanns gilt, wegen eines Übersetzungsfehlers im Gesetzgebungsprozess, nun nicht mehr nur für Motorboote, sondern für Sportboote generell, also auch für Segler. Da das kaum zu gewährleisten ist, wurde kurzerhand ein Steuerbereich für Fahrzeuge mit Mast definiert. Doch neben diesem behördlichen Lapsus gibt es durchaus gravierende Anpassungen in der RCD II, wie die CE-Norm in EU-Sprachgebrauch heißt.
Die großen Änderungen verbergen sich im Kleinen. Um den fehlenden Überwachungsdruck hinsichtlich der Einhaltung der Direktive auszubauen, sind fortan auch Händler und Importeure und nicht mehr nur die Werften, für die Konformität der Produkte verantwortlich. Will sagen: Auch wer ein Schiff verkauft, steht dafür gerade, dass es die Plakette zu recht trägt.
Die vielleicht größte Änderung kommt zunächst ganz unscheinbar daher: Die Entwurfskategorien heißen nur noch A,B,C und D. Die Hinweise zum Fahrtgebiet (Hochsee, Küstenfern, Küstennah, Geschützt) entfallen. Was auf den ersten Blick wie ein bürokratischer Fauxpas aussieht, ist in Wahrheit der Versuch seitens der Schöpfer der Richtlinie, die Entwurfskategorien nicht zu Marketingzwecken missbrauchen zu lassen, sondern sie wieder zu dem zu machen, was sind: vereinfachende Annahmen um Grundlagen für die Auslegung von Yachten. Im Mittelpunkt stehen also Wellenhöhe und Windstärke, nicht das Fahrgebiet.
Daraus leiten nun einige den Verlust der Seetauglichkeit ab, weil eben nicht mehr „Hochsee" auf einem Kategorie-A-Boot steht. Doch ist das so? Hat und wird die CE nun bessere oder schlechtere Schiffe hervorbringen? Bedeutet Kategorie A tatsächlich uneingeschränkte Seetauglichkeit? Hätten andere Einstufungen manchmal nicht eher Vorteile für den Eigner? YACHT 10/2016 bietet Einblicke in die nur vordergründig trockene Materie der Direktiven und Normen und zeigt, wo an Bord konkret die CE-Norm in Erscheinung tritt und wie und was der Segler tagtäglich davon hat.
Das neue Heft ist ab dem 27. April am Kiosk.