BSH-JahresberichtMehr Hightech für Umwelt und Schifffahrt

Lars Bolle

 · 31.03.2025

▪ 5 Schiffe  ▪ 12 Messplattformen  ▪ 19 Seegangsbojen ▪ 6 Hydrophon-Stationen ▪ 50 Argo-Floats jährlich ▪ Satellitendaten
Foto: BSH
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) präsentiert innovative Technologien für die maritime Forschung und Sicherheit. Smarte Monitoring-Bojen und KI-gestützte Softwarelösungen sollen die Datenerfassung und -auswertung revolutionieren. Gleichzeitig warnt das BSH vor Kürzungen in der internationalen Ozeanforschung.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) setzt verstärkt auf Hightech-Lösungen, um die Meeresumweltbeobachtung und die Sicherheit der Schifffahrt zu verbessern. Auf der Jahrespressekonferenz 2025 präsentierte BSH-Präsident Helge Heegewaldt innovative Technologien wie smarte Monitoring-Bojen und KI-gestützte Softwarelösungen. Gleichzeitig warnte er vor den Folgen von Mittelkürzungen in der internationalen Ozeanforschung. "Ozeanbeobachtungen sind eine globale Aufgabe. Kürzungspläne gefährden die Ozean- und Klimaforschung, aber auch maritime Dienstleistungen wie Vorhersagedienste. Europa und Deutschland sollten Anstrengungen unternehmen, Verluste von internationalen Forschungs- und Datenprogrammen aufzufangen", betonte Heegewaldt.

Rekordjahr 2024 für die deutsche Nordsee

Die Bedeutung kontinuierlicher Meeresbeobachtungen wird durch aktuelle Klimadaten unterstrichen. Das Jahr 2024 war in der gesamten Nordsee das viertwärmste seit Beginn der Datenreihe. Für die gesamte Nordsee lag die durchschnittliche Temperatur etwa 0,5 Grad über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021. Besonders drastisch fiel der Temperaturanstieg in der deutschen Nordsee aus, wo die Werte sogar bis zu 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Damit war die deutsche Nordsee im Jahresmittel so warm wie noch nie zuvor gemessen.

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yacht/2025-03-31-15-00_8264754b63086d7634f8c349330ff828Foto: BSH

Innovative Technologien für präzisere Datenerfassung

Um die Meeresumweltbeobachtung noch effektiver und kostengünstiger zu gestalten, plant das BSH den Einsatz smarter Monitoring-Bojen. Diese sollen die bestehenden stationären Messplattformen in Nordsee und Ostsee ergänzen. "Perspektivisch können BSH-Schiffe die Ausbringung der Bojen übernehmen, sie können an Land gewartet werden und sind im laufenden Betrieb günstiger. Zudem liefern sie Daten aus einem Spektrum von bis zu 250 Meter hoch über dem Meer bis zum Meeresboden", erläuterte Heegewaldt die Vorteile. Die Bojen erfassen Parameter wie Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt und übermitteln die Daten direkt per Satellit an das BSH. Die Stromversorgung erfolgt autark über Photovoltaikmodule und Windgeneratoren.

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Eine smarte Monitoring-Boje im Einsatz.Foto: BSHEine smarte Monitoring-Boje im Einsatz.

Künstliche Intelligenz für mehr Schifffahrtssicherheit

Ein weiterer technologischer Meilenstein ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz bei der Auswertung hydroakustischer Daten. In Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und der Firma Subsea Europe Services hat das BSH eine KI-gestützte Software entwickelt, die Unterwasser-Landschaften analysiert und Hindernisse wie Felsbrocken identifiziert. Die Software arbeitet bis zu zehnmal schneller als herkömmliche Methoden und liefert objektive Ergebnisse. Dies ist besonders relevant für die Sicherheit der Schifffahrt, da größere Steine ein erhebliches Risiko darstellen können.

KI-Gestützte Untersuchung von Unterwasser-Landschaften.Foto: BSHKI-Gestützte Untersuchung von Unterwasser-Landschaften.

Dynamische Seekarte optimiert Schiffsrouten

Die neue hochauflösende dynamische Seekarte, die auf dem S-100-Standard basiert, verspricht weitere Verbesserungen für die maritime Sicherheit und Effizienz. Durch die Integration von Strömungs- und Wasserstandsdaten in Nahe-Echtzeit können Schiffsrouten optimiert werden. "Die dadurch möglichen Treibstoffeinsparungen der Schiffe entlasten die Umwelt. Zudem profitieren die Reedereien, die ihre Routen effektiver und damit wirtschaftlicher planen können", erklärte Heegewaldt. Das weltweite Rollout der dynamischen Seekarte für die Schifffahrt beginnt 2026, ab 2029 müssen neue ECDIS-Anlagen auf Schiffen die dynamische Seekarte lesen können.

Ausbau der Offshore-Windenergie schreitet voran

Neben dem Meeresschutz treibt das BSH auch die Nutzung der Meere für die Energiewende voran. Aktuell sind in Deutschland 1.637 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 9,2 Gigawatt in Betrieb. Dies entspricht einem Zuwachs von 73 Anlagen und 0,7 Gigawatt innerhalb eines Jahres. Mit dem neuen Flächenentwicklungsplan 2025 legt das BSH einen Ausbaupfad für 42 Gigawatt bis zum Jahr 2034 fest. "Zur Vervierfachung der Leistung bis 2034 trägt das BSH mit effizienten Planungs- und Zulassungsverfahren bei", betonte Heegewaldt.

Ende 2025 sollen etwa 10,8 GW am Netz sein.Foto: BSHEnde 2025 sollen etwa 10,8 GW am Netz sein.

Reform der deutschen Flaggenstaatverwaltung

Um die Attraktivität der deutschen Flagge für Reedereien zu steigern, haben die zuständigen Behörden gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium Reformen angestoßen. Eine zentrale Servicestelle soll künftig nach dem Prinzip "one face to the customer" alle Dienstleistungen für Reedereien und Seeleute aus einer Hand abwickeln. Zudem wird die Website www.deutsche-flagge.de kundenorientierter gestaltet und ein einheitlicher digitaler Antrag zur Einflaggung geschaffen. Ziel ist es, mehr Schiffe unter deutsche Flagge zu bringen. Aktuell fahren 258 Schiffe in deutschem Eigentum unter deutscher Flagge, was etwa 15 Prozent entspricht.


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