Nichts hält ewig – auch nicht das Leben alter Boote. Doch wohin damit, wenn sie nicht mehr zu gebrauchen sind? In Deutschland gibt es darauf keine klare Antwort. Die Regeln für den Umgang mit Schrottbooten sind uneinheitlich. Das Problem: Während sich Holz oder Metalle gut recyceln lassen, ist glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) schwer wiederzuverwerten. Der Grund ist, dass sich die Glasfasern kaum vom Harz trennen lassen. Das führt zu aufwändigen Verfahren und hohen Kosten.
Ein Weg, die Boote loszuwerden: Eigner verschenken ihre Boote, hoffen auf die Rettung durch Bastler und Liebhaber. Auf Plattformen für Gebrauchtboote erscheinen daher regelmäßig Anzeigen mit dem Hinweis „zu verschenken“. Ein aktuelles Beispiel ist ein S30-Schärenkreuzer aus dem Jahr 1978. Doch bleibt ein solches Angebot ohne Resonanz, führt der Weg zwangsläufig zur teuren Verschrottung.
Doch nicht jeder Eigentümer kann oder will diese Kosten tragen. Immer wieder verschwinden Eigentümer einfach spurlos. Die sogenannten „Bootsleichen“ werden dann zu einem großen Problem für Werften und Marinas. Diese stehen vor einem Dilemma: Ohne die Erlaubnis der Eigentümer dürfen sie die Boote nicht entfernen, und selbst wenn die Behörden zustimmen, bleiben sie oft auf den Transportkosten sitzen. Deshalb verweigern immer mehr Marinas alten Schiffen den Zugang zu ihrem Gelände – etwa indem sie diese gar nicht mehr aus dem Wasser heben – aus Sorge, die Boote nicht mehr loszuwerden.
In Deutschland gibt es bisher nur wenige Möglichkeiten, Boote zu recyceln. Eine Ausnahme bildet das Hamburger Start-up ReBoat. Diese Firma zerlegte alte Boote und ließ das zerkleinerte GFK vom Bremer Entsorgungsunternehmen Neocomp in Ersatzbrennstoffe umwandeln. Mittlerweile hat Neocomp den Betrieb eingestellt. Der Grund: Steigende Energiepreise und unzureichende Betriebsauslastungen. Jetzt sucht ReBoat nach neuen Ansätzen für eine umweltfreundliche Entsorgung von Booten.
Während es in Deutschland beim Abwracken von Booten noch mächtig knirscht, zeigt sich beim Nachbarn Frankreich ein ganz anderes Bild. Dort gibt es die Non-Profit-Organisation APER (L’Association pour la Plaisance Eco-Responsable). Sie wurde 2009 auf Initiative des französischen Wassersportindustrieverbands FIN (Fédération des Industries Nautiques) gegründet und hat das Ziel, Lösungen für das umweltfreundliche Abwracken und Recyceln von Booten zu finden. Mit Erfolg.
Nach eigenen Angaben hat APER seit 2019 über 13.000 Boote demontiert und recycelt. Das geht aus aktualisierten Zahlen hervor, die die Organisation kürzlich veröffentlicht hat. Demnach konnten 74 Prozent der zerlegten Boote wiederverwertet werden – sei es durch Recycling, energetische Nutzung oder Wiederverwendung.
Außerdem zeigen die Zahlen, was für Boote verschrottet wurden und wer die Verschrottung in Auftrag gegeben hat:
Die Entsorgung wird hauptsächlich durch eine Umweltabgabe finanziert, die beim Erwerb neuer Boote erhoben wird. Im Jahr 2024 betrug das Jahresbudget der APER 3,3 Millionen Euro. Rund 35 zertifizierte Entsorgungsunternehmen, die sowohl in Frankreich als auch in den französischen Überseegebieten tätig sind, beteiligen sich an diesem Projekt. Zudem kooperiert der französische Segelverband (FFVoile) mit der Organisation.
Und es geht weiter: Die APER hat laut eigener Aussage für die kommenden fünf Jahre eine Zulassung vom französischen Umweltministerium erhalten. Dies unterstreicht Frankreichs Vorreiterrolle in dieser Angelegenheit. Auf europäischer Ebene ist es das einzige Land, das über eine derart gut organisierte und strukturierte Branche für die Entsorgung von Freizeitbooten verfügt.