Als die „MSC Zoe“, eines der weltweit größten Containerschiffe, Anfang 2019 in stürmischer See vor der Küste der Niederlande ins Rollen geriet, stürzten insgesamt 342 Container ins Wasser. Diese treibenden oder auf Grund liegenden Container stellen nicht nur ein erhebliches Risiko für die Schifffahrt dar, sondern verursachten auch eine Verschmutzung des Wattenmeers. So wurden tausende Schuhe, Kühlschränke und Verpackungsmüll aus aufgebrochenen Containern an die Küsten gespült. Der niederländische Sicherheitsrat betonte daraufhin die Notwendigkeit einer aktiven Verkehrskontrolle, um die Gefahren bei extremen Wetterlagen zu minimieren.
Das neue VTS-Gebiet bietet die Möglichkeit, dass Nautiker rund um die Uhr Schiffen bei schlechtem Wetter aktiv unterstützen und beispielsweise die nördliche Route empfehlen, anstatt die südliche, die näher an der empfindlichen Wattenmeerregion verläuft. Die südliche Route liegt 20 bis 30 km vor der Küste, doch bei stürmischen Nordwestwinden zeigt sie sich besonders anfällig für Frachtverluste, da die Wellen quer zur Route schlagen. Seit dem 3. November heißt es: Jedes Schiff, welches in das VTS-Gebiet vor Texel fahren möchte, muss sich über VHF-Kanal 63 melden. Auch wenn sich der ausgewiesene Bereich größtenteils innerhalb des Verkehrstrennungsgebiets (VTG, engl. TSS) befindet, sind auch Freizeitskipper angehalten, sich an die Anmeldepflicht zu halten.
Ein VTS-Bereich ist ein geografisch definiertes Gebiet auf dem Wasser, in dem Schiffe von einem Kontrollzentrum aus die Verkehrskontrolle empfangen, ähnlich wie die Flugverkehrskontrolle. Ziel ist es, die Sicherheit und Effizienz der Schifffahrt zu erhöhen, indem Informationen bereitgestellt und Verkehrsströme in stark belebten Bereichen wie Häfen, Kanälen und Zufahrtsstraßen koordiniert werden. Zum Beispiel gibt es VTS-Gebiete vor Cuxhaven oder in der Nähe des Hafens von Rotterdam.