KalibrierenMagnetkompass und elektronischen Kompass justieren

Hauke Schmidt

 · 07.04.2025

Das Kompensieren eines Magnetkompasses mittels Ausgleichsmagneten sollte man einem Profi überlassen. Die Ablenkungstabelle kann selbst erstellt werden.
Foto: Leon Schulz
Schon gute Seemannschaft verlangt nach einer verlässlichen und unabhängigen Kursreferenz. Dafür kommt auf Yachten nur der Magnetkompass infrage. Aber auch der elektronische Kompass sollte kalibriert werden. So werden Messfehler bei beiden korrigiert.

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Überall vorhanden, führt der Magnetkompass gleichwohl ein Schattendasein und dient oft nur als Geradeaus-Referenz für den Rudergänger. Dass die Rose oft um mehr als 15 Grad von den Werten aus GPS oder Peilkompass abweicht, nehmen die meisten Skipper als naturgegeben hin – die Frage nach dem genauen Wert der Abweichung auf den einzelnen Kursen vermag kaum jemand zu beantworten. Dabei sind die regelmäßige Kompasskontrolle und das Vorhandensein einer aktuellen Deviationstabelle oder -kurve gesetzlich gefordert.

Übrigens: Auch ein Handpeilkompass vermag an Bord gute Dienste zu leisten, sei es in der Navigation, zur Überprüfung der Annäherung anderer Fahrzeuge oder als Back-up für den Steuerkompass. Wir haben sieben Peilkompasse eingehend getestet. Dabei offenbarten sich deutliche Unterschiede in der Praxistauglichkeit.

Magnetkompass kontrollieren

Für die praktische Durchführung der Kontrolle des Kompasses gibt es unzählige Verfahren, auch diverse, die statt einer aufwändigen Landpeilung den bequem abzulesenden Kurs über Grund vom GPS als Referenz nutzen. Bewährt hat sich das Drehen der Yacht um einen Holzdalben bei gleichzeitiger Referenzpeilung per Peilscheibe, woraus eine Ablenkungstabelle, auch Deviationstabelle genannt, entsteht.

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Deviationstabelle erstellen

Die Kontrolle des mechanischen Kompasses macht richtig viel Arbeit. Dazu wird ein Pfahl aus Holz benötigt, um den das Schiff drehen kann. Außerdem ist ein Objekt mit bekannter Peilung nötig. Der Abstand zum Peilobjekt sollte mindestens eine Meile betragen.

Mit einer exakt an der Mittschiffslinie ausgerichteten Peilscheibe wird nun die Peilung zum Objekt genommen und das Boot schrittweise um 360 Grad gedreht. Die rechtweisende Peilung zum Objekt wird um die aus der Karte entnommene Missweisung zur missweisenden Peilung korrigiert und notiert (MwP = RwP –Mw). Nun folgt die eigentliche Kompasskontrolle, dazu wird das Schiff in Schritten von 30 Grad gedreht, und zwar nach dem zu kontrollierenden Magnetkompass. Über die Peilscheibe wird jedes Mal aus Seitenpeilung und missweisender Peilung der missweisende Kurs ermittelt (MwK = MwP – SP) und zusammen mit dem abgelesenen Kompasskurs in einer Tabelle notiert. Das Ganze einmal rechts- und einmal linksherum, die Abweichung zwischen den Runden wird anschließend gemittelt.

Um mit der so erstellten Ablenkungstabelle Kurse umzurechnen, wären Schritte von 10 Grad nötig. Statt einen so hohen Messaufwand zu treiben, erzeugt man per Tabellenkalkulation eine Ablenkungskurve. Der Einbaufehler des Kompasses, also seine Abweichung von der Vorausrichtung, wird in der Ablenkungstabelle automatisch erfasst; die Missweisung aus der Seekarte dagegen darf nicht hinein.

Elektronischen Kompass kalibrieren

Wer einen Kartenplotter mit Radaroverlay besitzt, sieht anhand der Abweichungen im Bild sehr schnell, wann der Fluxgate nicht mehr einwandfrei arbeitet. Hier machen sich schon Fehler von nur einem Grad störend bemerkbar.

Dafür geht die Kompensation eines Fluxgate-­Kompasses, beispielsweise vom Autopiloten, sehr viel einfacher und schneller als beim Magnetkompass. Es genügt, das Schiff möglichst gleichmäßig im Kreis zu drehen, also das Ruder festsetzen und den Gashebel nicht verstellen. Am sichersten funktioniert der Vorgang, wenn die eigentliche Routine am Instrument erst gestartet wird, wenn das Schiff schon konstant im Kreis läuft. Je nach System muss ein ganzer oder auch mehrere Kreise gedreht werden, bis der Vorgang abgeschlossen ist. Stromversatz spielt dabei keine Rolle, solange das Schiff nicht durch Wirbel gedreht wird. Die Kringel müssen auch keine exakten Kreise über Grund sein, es kommt nur auf gleichmäßiges Drehen an. Denn anhand der Drehrate ermittelt die Elektronik die Deviation. Starker Wind ist allerdings hinderlich.

Anschließend muss die Vorausrichtung manuell justiert werden, beispielweise mittels einer bekannten Peilung.


Tipp der Redaktion: Haben Sie Lust auf klassische Navigation bekommen? In dieser Artikelserie bekommen sie alles an Wissen, was Sie auf dem Wasser brauchen.


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