Vielleicht kennen Sie dieses Problem? Laut Plotter sind es nur noch ein paar Minuten, dann ist die Anliegelinie auf dem Display so weit gekrochen, dass das System meldet: Zeit zur Wende! Laut Berechnung geht der Kurs auf dem neuen Bug klar. Also nichts wie rum. Aber kaum sind die Segel über Stag und auf dem neuen Bug getrimmt, scheint der Wind mitgedreht zu haben. Von einem Anlieger zum Wegpunkt kann keine Rede mehr sein; es fehlen locker zehn Grad Höhe. Zur Bestätigung zeigt auch die Windanzeige einen Dreher.
Eine Wende später das gleiche Spiel, wieder scheint der Wind just im Manöver zu schralen. Einfach nur Wetterpech, oder steckt dahinter irgendein System? Ein Blick auf den Kompass bringt keinen wirklichen Erkenntnisgewinn. Gemäß Steuerkompass läuft das Boot rund 200 Grad, der Autopilot zeigt 190 Grad, und das GPS meldet einen Kurs von 220 Grad über Grund.
Erklärbar sind solche Abweichungen fast immer mit nicht richtig justierten Instrumenten, manchmal sogar mit fehlerhaftem Einbau. Ein einziger Messfehler pflanzt sich dabei gleich über mehrere Werte hinweg fort: Mit falscher Geschwindigkeit durchs Wasser errechnet das System die falsche Höhe am wahren Wind, damit falsche Wendewinkel und die falsche geografische Windrichtung. Der Fahrtensegler kann den vor der Wende noch so sicher geglaubten Wegepunkt plötzlich doch nicht anliegen, und der Regattaskipper sieht Winddrehungen, wo keine sind.
Komplett vermeiden lässt sich das weit verbreitete Problem kaum, es besteht aber die Möglichkeit, die gemessenen Werte von Kompass, Echolot, Logge und Wind so zu trimmen, dass ihre Anzeige den tatsächlichen Werten so nahe wie möglich kommt. Das Ganze ist allerdings mit einigem Zeit- und Rechenaufwand verbunden. Ob verlässliche Daten diese Mühe wert sind, ist bei Logge, Lot und Wind jedem Skipper selbst überlassen. Beim Kompass jedoch nicht, denn der muss laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ordnungsgemäß kompensiert sein.
Umgangssprachlich und in den Handbüchern ist in der Regel vom Kalibrieren der Instrumente die Rede, genau genommen handelt es sich aber lediglich um ein Justieren der Anzeigen anhand irgendwelcher als halbwegs bekannt angenommener Daten. Das ist immer noch besser als die bloße Hoffnung, dass die Werkseinstellungen der Instrumente zum Schiff passen. Für echtes Kalibrieren wäre eine geeichte Referenz notwendig, außerdem müssten die verbleibenden Fehler genau dokumentiert werden. An Bord befindet sich praktisch nie eine geeichte Referenz, und die Dokumentation wird, wenn überhaupt, nur für den Magnetkompass in Form der Ablenkungstabelle erstellt.
Also belassen wir es beim Justieren. Die Dokumentation der verbleibenden Fehler ist aber auch dabei sinnvoll, zumindest für die Logge. Das Paddelrad lässt sich meist nur für eine Geschwindigkeit exakt einstellen.
Damit die Justierung gelingt, sollte man auf die Reihenfolge achten. Logge, Lot und Kompass arbeiten unabhängig voneinander und sollten zuerst angepasst werden. Die Windanzeige dagegen liefert nicht nur die vom Geber am Masttopp gemessenen scheinbaren Werte, sondern greift auch auf Bootsgeschwindigkeit und Kurs zurück, um die wahre Windrichtung und Stärke sowie die geografische Windrichtung zu berechnen. Daher lässt sie sich nur vernünftig einstellen, wenn Logge und Kompass verlässliche Daten liefern. Einige Anlagen berechnen sogar den scheinbaren Windeinfall unter Berücksichtigung von geschwindigkeitsabhängigen Korrekturfaktoren.
Ähnlich sieht es beim Autopiloten aus. Aufwändige Systeme berücksichtigen die Bootsgeschwindigkeit. Daher ist es wichtig, die Logge zu justieren, bevor mit der Abstimmung der Selbststeuerung begonnen wird.