BlauwasserPilot-Charts komplett überarbeitet

Johannes Erdmann

 · 06.12.2011

Blauwasser: Pilot-Charts komplett überarbeitetFoto: B. Andersch / YACHT
Cornells Atlas der Ozeane

Der Segelexperte Jimmy Cornell hat die 20 Jahre lang von der Nasa gemessenen Wetterdaten in einen zeitgemäßen "Atlas der Ozeane" verpackt

  Auszug aus Cornells "Atlas der Ozeane"Foto: cornellsailing.com
Auszug aus Cornells "Atlas der Ozeane"

Wind- und Strömungskarten waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts das wichtigste Hilfsmittel zur Planung großer Seepassagen. Die erste systematische Studie der Segelschifffahrtsrouten und der Wetterbedingungen, die sie beeinflussen, wurde Anfang des Jahrhunderts von einem Leutnant der US-Navy aufgestellt. Mehr als 1500 Logbücher soll er gewälzt haben, um die daraus entnommenen Informationen in den Pilot Charts zusammenzufassen.

  Ivan (l.) und Jimmy CornellFoto: cornellsailing.com
Ivan (l.) und Jimmy Cornell

Etwa 160 Jahre später basieren die heutigen Pilot Charts immer noch auf den Aufzeichnungen jener Tage und sind nicht natürlich mehr ganz aktuell. Jimmy Cornell, Autor von "Segelrouten der Welt" und Gründer der Atlantic Rally for Cruisers (ARC), hat deshalb zusammen mit seinem Sohn Ivan einen neuen Atlas entwickelt, der die Verhältnisse heutiger Tage anhand von Wetteraufzeichnungen der Nasa sehr viel genauer wiedergibt. Die Unterschiede zwischen den alten Pilot Charts und dem neuen "Atlas der Ozeane" sind signifikant.

Ein Zitat aus dem neuen Atlas:

"Wie sehr sich die Segelverhältnisse seit dem 19. Jahrhundert verändert haben, lässt sich in einem direkten Vergleich erkennen. Die Unterschiede sind sehr deutlich: Zum einen nördlich der Galapagos, wo oberhalb des Äquators NO-Winde vorherrschen, außerdem südlich und westlich der Galapagos, wo der Anteil von O- und SO-Winden heute deutlich höher ist, als in der Vergangenheit. Das kann entweder an Veränderungen der Wetterbedingungen liegen – oder eher an dem Fakt, dass einige der früheren Beobachtungen nicht sehr genau waren und auf begrenzten Quellen basierten. Letzteres gilt vor allem für abgelegene Gegenden, sowohl in den Tropen, als auch in den hohen Breiten, in denen es weniger Beobachter gegeben hat, weil sie abseits der Handelsschifffahrtsrouten liegen."

YACHT: Herr Cornell, wie haben Sie die neuen Wetterdaten als Basis für Ihren Atlas erhalten?

Cornell: Sie wurden seit 1987 Jahren durch ein Netzwerk meteorologischer Satelliten aufgezeichnet. Mein Sohn Ivan ist nicht nur Hochseesegler aus Leidenschaft, sondern auch Programmierer und hat ein Programm entwickelt, das die Daten der Nasa in Kartenform bringt.

Was war das Ziel dabei?

  Cornells Atlas der OzeaneFoto: B. Andersch / YACHT
Cornells Atlas der Ozeane

Eine Sammlung von Karten und Informationen zusammenzustellen, die wir uns selbst während unseren insgesamt fünf Weltumsegelungen gewünscht hätten. Es sind dabei insgesamt 60 Pilot Charts für jeden einzelnen Monat und für jeden Ozean der Welt herausgekommen. Alle geben die Windgeschwindigkeit und -richtung, die Strömungsstärke und -richtung, die ungefähre Ausdehnung der Innertropischen Konvergenzzone (ITKZ), die häufigsten Zugbahnen tropischer Stürme und die durchschnittliche Position von Hochdruckzellen für jede Hemisphäre an.

Der Atlas soll also die Planung einer Ozeanpassage vereinfachen.

Richtig. Zusätzlich zu den Karten finden sich am Rande alle grundsätzlichen Informationen über die Ozeane sowie Ratschläge für die Überfahrt. Ein Weltumsegler hat sogar einmal gesagt: „Dieser Atlas sollte versteckt und als Geheimnis bewahrt werden, damit es die zukünftigen Segler genauso schwer haben wie wir.”

Der Atlas ist ab sofort für 69 Euro erhältlich und kann auf www.cornellsailing.com bestellt werden.