SeemannschaftSo gelingen Hafenmanöver unter Segeln

Mike Peuker

 · 14.04.2024

Stehen die Segel und liegt die Hafenausfahrt vor dem Bug, dann ist der schwierigste Teil des gesegelten Hafenmanövers schon vorbei
Foto: YACHT/N. Krauss
Wenn der Motor streikt, sollte die Yacht auch ohne fremde Hilfe in den Hafen und an einen Liegeplatz gebracht werden können. Dafür bedarf es einiger Übung. Wir erklären, worauf es dabei ankommt

Auf den allermeisten Segelyachten beginnt und endet der Tag unter Motor. Doch der kann ausfallen. Jollen haben erst gar keinen, die Crews kleinerer Kielboote lassen den Außenborder beim Regattasegeln am Steg liegen, und selbst einige der rund 20 Meter langen Zwölfer werden von ihren ambitionierten Eignern aus Performance-Gründen erst gar nicht mit einem Antrieb ausgerüstet.

Kommt eine ganz normale Fahrtenyacht aber motorlos in den Hafen gesegelt, springen alle Leute auf, als würde gerade eine Episode Hafenkino eingeläutet, deren unschöner Ausgang vorhersehbar ist. Dass es sich um ein gewolltes Manöver handelt, ist für viele nicht vorstellbar.

So erklären sich dann auch Funksprüche, in denen um Schlepphilfe wegen Motorausfalls gebeten wird. Wegen Motorausfalls? Was ist mit den Segeln los? Ist es wirklich so kompliziert, mit einer mittelgroßen Fahrtenyacht ohne Motorunterstützung an- und abzulegen?

Die Antwort lautet: ja und nein.

Wird die Crew von einem solchem Szenario kalt erwischt und hat entsprechende Manöver nie geübt, kann das im Zusammenspiel mit ungünstigen Wetterbedingungen für graue Haare sorgen. Diejenigen unter uns, die derlei Manöver aus Sicherheitsgründen, einfach aus Lust und Laune oder gar, um im nächsten Hafen ein paar anerkennende Blicke zu ernten, immer wieder trainieren, lässt ein Motorausfall hingegen kalt.

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Im Folgenden werden die Grundsätze erläutert, die es zu befolgen gilt, wenn die typischen Hafenmanöver gesegelt werden sollen. Damit sollte die Übung auch denjenigen gelingen, die sich mit dem Thema bisher noch gar nicht auseinandergesetzt haben.

Ablegen längsseits am Steg

 | Zeichnung: YACHT Grafik | Zeichnung: YACHT Grafik

Ablegen ist oft einfacher als anlegen und längsseits einfacher als aus der Box. Liegt das Boot nicht zu eng an Steg oder Kaimauer und zeigt der Bug in den Wind, sollte man sich die Gelegenheit des ersten Ablegens unter Segeln auf keinen Fall entgehen lassen. Mit Wind von vorn und viel Lose in den Schoten können sowohl Vor- als auch Großsegel gesetzt werden, ohne dass das Schiff sich gleich fortbewegen möchte.

Sind die Segel oben, werden die Leinen losgeworfen. Der letzte Festmacher ist die auf Slip liegende Achterspring. Jetzt genügt ein beherztes Absetzen des Vorschiffs, um das am Heck gut abgefenderte Schiff vom Steg wegklappen zu lassen. Anschließend werden die Schoten dichtgenommen und die Achterspring eingeholt.

Es wäre eine gute Übung, mit derlei einfachen Situationen immer so umzugehen. Denn das schafft Selbstvertrauen für die schwierigeren Aufgaben. Denjenigen, denen das trotzdem zu nervenaufreibend ist, sei empfohlen den Jockel einfach ausgekuppelt mitlaufen zu lassen. Das schafft mentale Sicherheit und hat keinen Einfluss auf den Lerneffekt des Manövers.

Ablegen aus der Box

 | Zeichnung: YACHT Grafik | Zeichnung: YACHT Grafik

Auch das ist kein Problem, sofern das Boot mit dem Bug im Wind in der Box liegt. Es werden die Achterleinen eingeholt, die Vorleinen auf Slip gelegt und so lange gefiert, bis eine davon auf einem der achteren Dalben belegt werden kann. Das Boot hängt nun an einer Vorleine und richtet sich eigenständig genau gegen den Wind aus. Idealerweise hängt man am Steuerborddalben, wenn man später nach Backbord wegsegeln möchte, und umgekehrt.

In dieser Situation werden die Segel wieder mit viel Lose in den Schoten gesetzt. Zum Lossegeln soll die Fock später back stehen, die Schoten werden also schon entsprechend belegt. Die Schot des Groß bleibt vorerst lose. Will man nun nach Backbord aus der Boxengasse segeln, zieht man das Boot an der auf Slip liegenden Vorleine so weit nach vorn, bis der Dalben auf der Steuerbordseite des Bugs ist.

Jetzt wird die Vorleine eingeholt und der Bug beherzt am steuerbordseitigen Pfahl nach Backbord weggestoßen. Durch das back stehende Vorsegel wird das Schiff mehr oder minder auf der Stelle nach Backbord drehen, dabei aber keine Vorwärtsfahrt machen. Liegt die Boxengasse vor dem Bug, wird die Fock übergeholt, das Großsegel dichtgenommen, und schon segelt das Boot mit halbem Wind aus der Gasse.

Der kritische Punkt ist der Moment, wo das Schiff vom Dalben abgedrückt wird. Es soll eine Drehbewegung generiert werden, keinesfalls will man wieder in die Box zurück oder sogar in die Nachbarbox segeln. Liegt da nämlich ein Schiff, ist es mit den anerkennenden Blicken der Nachbarn schnell vorbei. Deshalb bleibt die Person, die das Boot vorn abstößt, so lange auf dieser Position, bis klar ist, dass man wirklich frei von weiteren Pfählen ist und recht voraus durch die Gasse segeln kann.

Ablegen unter Segeln ergibt Sicherheitsgewinn und Zeitvorteil

Derartiges Ablegen hat viele Vorteile. Alle Arbeiten werden bereits erledigt, wenn man noch fest ist. Fender, Leinen und Schwimm­westen, alles ist segelklar, wenn man den Hafen verlässt. Vor allem Einhandsegler profitieren von dieser Tatsache. Niemand muss mehr auf dem Boot herumturnen, wenn es in Bewegung ist, nicht einmal ein Autopilot ist erforderlich. Daraus ergibt sich sogar nicht nur ein Sicherheitsgewinn, sondern auch ein Zeitvorteil.

Passt die Windrichtung nicht zum geplanten Ableger, ist es sinnvoll, die Yacht an einen anderen Dalben oder einen Steg mit ablandigem Wind zu verholen. Von dort aus wird das Manöver dann wie beschrieben gefahren. Steht tatsächlich kein Motor zur Verfügung, weil er gar nicht vorhanden oder defekt ist, kann ein solches Verholmanöver eine größere Herausforderung sein als das eigentliche Ablegen. Liegt das Boot beispielsweise in einer Box mit Wind von achtern, kann man, falls Crew zur Verfügung steht, versuchen das Boot vor die Pfähle zu legen, um es dann entlang abzustoßen und so zu beschleunigen. Ist Fahrt im Schiff und Ruderwirkung hergestellt, wird das Vorsegel gesetzt und losgesegelt.

Wind, Strömung und vor allem Ideen und Kreativität machen scheinbar Unmögliches möglich

Ist die Yacht für ein solches Infahrtbringen jedoch zu schwer oder die Crew zu klein, ist dieses Manöver ungeeignet. Dann hilft eine Leine zur gegenüberliegenden Seite der Boxengasse. Mit der kann das Boot auf die andere Seite verholt werden, wo man dann die anfangs beschriebenen idealen Verhältnisse hat.

Wenn es darum geht, die Leine über die breite Boxengasse zu bringen, ist durchaus Kreativität gefragt. Bei warmem Wasser kann schwimmen geeignet sein, ist es kühler, kommen SUP oder Beiboot zum Einsatz. Ist nichts davon vorhanden, macht man sich einfach den Wind zunutze und wirft die Leine an einen Fender gebunden vom gegenüberliegenden Steg ins Wasser. Jetzt muss man nur noch warten, bis sie herübergetrieben ist und mit einem Bootshaken herausgefischt werden kann.

Ablegen unter Segeln bedeutet somit immer, als Erstes das Boot in eine geeignete Position zu bringen, was mitunter herausfordernd ist und viel aufwändiger sein kann als das Ablegemanöver selbst. Mit der Unterstützung von Leinen, Wind, Strömung und vor allem Ideen und Kreativität wird möglich, was eigentlich unmöglich erschien. Und das macht nicht zuletzt viel Spaß.

Einlaufen in den Hafen

Viel herausfordernder ist es, unter Segeln im Hafen einen Liegeplatz zu finden. Voraussetzung für das Gelingen des Manövers ist die Fähigkeit, das Boot ohne Motor als Bremse zum Stehen zu bringen, und das am besten punktgenau. Unterschiedliche Schiffe reagieren bei den genannten Manövern unter Umständen sehr verschieden. Ein schwerer, tiefgehender Langkieler verhält sich beim Aufstoppen völlig anders als ein modernes Boot mit flachem Unterwasserschiff und Kurzkiel. Es gilt daher, für das eigene Boot genau herauszufinden, welche Strategie funktioniert. Das wiederum geht nicht in jedem Hafen. Mancherorts ist es unerwünscht, im nächsten freut man sich über eine Abwechslung beim täglichen Hafenkino.

Am Anfang steht deshalb das Üben eines kontrollierten Aufschießers. Ziel ist, ein gutes Gefühl dafür zu entwickeln, wie weit das Schiff mit losen Schoten oder auch nur vor Topp und Takel treibt. Vor allem der Wind, von vorn, von hinten oder von der Seite, lässt das Manöver ein jedes Mal anders aussehen. Vor dem ersten motorlosen Anleger empfiehlt es sich, den Aufschießer bei wenig Wind und Strom zu üben. Experten für MOB-Manöver sind dabei schon geübt und daher im Vorteil, allerdings finden diese Manöver typischerweise im freien Seeraum statt. Beim Anlegen unter Segeln steht hingegen nur der wenige Platz im meist auch noch recht engen Hafen zur Verfügung.

Oftmals spontanes Umdenken und schnelle Reaktionen gefordert

Der Aufschießer ist gelungen, wenn die Yacht am gewünschten Punkt die Fahrt verloren hat. Kommt man hingegen zu kurz oder zu weit, müssen Strategien her, um dem Problem zu begegnen. Ist das Boot etwa zu schnell, dann können S-Kurven dabei helfen, den verbleibenden Weg zu verlängern und zusätzliche Zeit zu generieren. Das abwechselnd und ruckartig nach Backbord und Steuerbord gelegte Ruder lässt die Strömung abreißen und wirkt dadurch als effektive Bremse. Bei Wind von vorn kann das Boot mit dem back gehaltenen Großsegel als riesigem Widerstand aufgestoppt werden. Auch die über Bord geworfene Pütz, am langen Stropp auf einem der achteren Klampen belegt, wirkt wie ein Treibanker und ist daher ein probates Mittel zur Verlangsamung des Boots.

Bei Vorbeifahrt an einer Pfahlreihe kann mit einer Leine Fahrt aus dem Schiff genommen werden. Dabei ist aber die hohe Restenergie zu beachten, die selbst ein langsames Boot noch hat. Die Leine wird daher nicht aus der Hand gefahren, sondern über eine Klampe.

Eine gänzlich andere Situation ergibt sich, wenn die Fahrt aus dem Schiff ist, noch bevor das Ziel erreicht ist. Bei kleineren Booten kann man sich damit behelfen, mit Ruder oder Riemen zu wriggen. Oder man nimmt ein Stechpaddel zur Hand. Bei größeren Schiffen, die mehrere Tonnen verdrängen, kommt man damit allerdings nicht weiter. Hilfe von Land aus ist in solchen Situationen ein echter Gewinn. Ein Crewmitglied ausgerüstet mit Wurf­leine kann versuchen, eine Verbindung zum Steg oder dem späteren Nachbarlieger herzustellen.

Anlegen am Steg

Auf den Aufschießer folgt das erste echte Manöver. Ähnlich wie zuvor beim Ablegen, bietet sich ein freier Steg mit dem Wind parallel dazu an. Wenn die Gegebenheiten beispielsweise ein Anlegen mit der Backbordseite erfordern, wird das Schiff wie folgt vorbereitet: Alle vorhandenen Fender werden an Backbord ausgebracht. Als sehr hilfreich erweisen sich hier mindestens zwei wirklich große Kugelfender, die etwa auf halbem Weg zwischen der Mitte des Bootes und den Enden angebracht werden. Dann wird eine Leine auf der Mittelklampe belegt und zum Werfen bereitgelegt. Außerdem wird eine Vorleine angeschlagen und zum Einsatz klargelegt. Sind die Bedingungen so, dass das Schiff im Zweifelsfall auch nur mit Vorsegel ein paar Grad Höhe laufen kann, kann auf das Großsegel verzichtet werden. Ein Tuch weniger, mit dem man arbeiten muss, verschafft zusätzliche freie Kapazitäten.

Jetzt geht’s los. Zur Sicherheit kann bei einer Übung der Motor im Leerlauf mit­tuckern, bei diesem Manöver ist das aber wirklich nicht nötig. Außerdem ist das Erfolgserlebnis ungleich höher, wenn man sich quasi mucksmäuschenstill an den Steg schleicht. Mit einem recht stumpfen Winkel von etwa 70 bis 80 Grad hält man auf den Steg zu, also fast mit halbem Wind. Die Geschwindigkeit wird mit der Fockschot kontrolliert. Sie ist nun der Gashebel. Wird sie gefiert, bedeutet das weniger Vortrieb. Wird sie weiter gefiert bis hin zum kompletten Auswehen der Fock, hat sie irgendwann gar keinen Vortrieb mehr. Nimmt man die Schot dichter, nimmt das Boot wieder Fahrt auf.

Keine Angst vorm zweiten Anlauf

Auf diese Weise erfolgt die Annäherung an den Steg, und zwar so schnell, wie es für die Ruderwirkung nötig ist, aber so langsam wie möglich. Zwei bis drei Meter vor dem Steg wird die Schot bei minimaler Restfahrt vollends losgeworfen und das Ruder so gelegt, dass das Boot parallel zum Steg fährt. Im Idealfall kommt man mit der Mittelklampe in Höhe eines Belegpollers am Steg zum Stehen. Dann wird nur ein Auge darübergelegt, der Festmacher dichtgeholt, belegt, und man ist erst einmal fest. Die Kombination sehr kurzer Festmacher in der Bootsmitte und zwei große Kugelfender in einigem Abstand links und rechts davon hindern das Schiff daran, mit Bug oder Heck Stegkontakt zu bekommen.

Misslingt das Manöver, weil man zu schnell ist, wird einfach wieder vom Steg weggesteuert, die Fock an Steuerbord dichtgenommen, und auf geht’s zum zweiten Anlauf. Ist man während der Anfahrt zu langsam, was in der geschilderten Situation eher selten vorkommt, klappt der Bug nach Backbord. In diesem Fall kann man sich nach einer Halse vom Steg entfernen und für einen neuen Anlauf vorbereiten. Dieses Steganlegemanöver sollte man immer wieder üben, bereitet es einen doch perfekt für alle anderen vor und schafft Selbstvertrauen.

Anlegen in der Box

Anlegen in der Box: Anfahrt | Zeichnung: YACHT Grafik

Die nächste Steigerung, und hier empfiehlt es sich, zu Anfang den Motor mitlaufen zu lassen, ist das Segeln in die Box. Natürlich übt man das zunächst im Heimathafen. Hier ist man mit den Gegebenheiten vertraut und weiß, dass die eigene Box frei ist. Der Idealfall zum Üben ist, wenn die Boxengasse nicht zu schmal ist und in den Boxen Sorgleinen von den Dalben zum Steg gespannt sind. Der Wind sollte nur schwach wehen, und zwar aus einer Richtung, die es ermöglicht, mit leicht achterlich einfallendem Wind anzulegen.

Das Schiff wird so vorbereitet, als würde man unter Maschine anlegen. Zwei Vorleinen sind auf den vorderen Klampen belegt und liegen sauber aufgeschossen zum Werfen bereit. Ebenso zwei Achterleinen, jeweils mit einem großen Palstekauge, um sie über die Heckpfähle zu legen. Zwei große Kugelfender hängen backbord und steuerbord am Bug an der Bordwand. Da das Boot hier sehr schmal ist, stören sie beim Passieren der Dalben nicht. Sollte das Schiff in Richtung Nachbarlieger treiben, verhindern sie Schäden. Alle anderen Fender sind an die See­reling geknotet, liegen aber noch an Deck, um sie bei Bedarf ausbringen zu können.

Wenn die Platzverhältnisse es hergeben, wird das Manöver in deutlicher Verlängerung der Boxengasse gestartet. Die kann dann schon vollständig überblickt werden, bevor man einfährt. Macht sich gerade ein anderes Boot zum Ablegen bereit, werden noch eine oder zwei Warterunden gedreht, damit es zu keinen kritischen Begegnungen an engen Stellen kommt. Die Geschwindigkeit sollte rechtzeitig reduziert werden. Klappt das nicht, kann man das Manöver noch vor Einfahrt in die Boxengasse abbrechen.

Bei achterlichem Wind wird nur das Vorsegel genutzt

Ähnlich wie beim längsseits Anlegen wird die Geschwindigkeit durch Auswehenlassen des Vorsegels auf ein absolutes Minimum reduziert. Idealerweise bleibt man auf einer Position fast querab der Box, in die man will, nahezu stehen. Nimmt man nun das Vorsegel back, dreht der Bug in die Box. Noch während dieser Drehung fällt die Fock oder wird eingerollt. Den Rest erledigt der Wind. Wichtig ist aber – das unterscheidet ein gesegeltes Manöver nicht von einem unter Motor gefahrenen –, dass wenigstens einer der achteren Festmacher über einen Pfahl gelegt werden muss, denn damit kann das Boot vor dem Steg aufgestoppt werden.

Alle Manöver, die mit achterlichem Wind enden, sollten nur mit Vorsegel gefahren werden. Das Groß fällt umso schlechter, je achterlicher der Wind ist und kann kon­struktionsbedingt nicht nach vorn auswehen. Im geschilderten Fall würde das Schiff also in der Box beschleunigen, und das gilt es ja zu vermeiden. Anders wäre es, wenn in die Box hinein aufgeschossen werden müsste. Insbesondere wenn der Wind so schwach ist, dass die Sorge besteht, in der Gasse zu verhungern, kann gern mit Groß gesegelt werden.

Und genau darauf kommt es an: die jeweilige Situation zu analysieren und richtig einzuschätzen, was wo passieren wird. Das ist, neben der praktischen Übung, der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich kann diese Überlegung auch ergeben, dass es bei den vorherrschenden Bedingungen unmöglich ist, in den Hafen unter Segeln einzulaufen. Für solche Fälle braucht es einen Plan B.

Plan B: Anker bereit haben

Alle Schiffe, auf die dieser Artikel abzielt, sollten einen Anker an Bord haben. Oft kann man im Lee eines Hafens ankern oder besser noch im Vorhafen. Dort wartet man auf eine Verbesserung der Bedingungen oder nimmt Schlepphilfe in Anspruch, vielleicht sogar die des eigenen Beibootes. Die eingangs erwähnten motorlosen Zwölfer etwa machen es ebenso, wenn die Bedingungen ein Hafenmanöver unter Segeln mal nicht zulassen. Denn eines sei an dieser Stelle explizit gesagt – es ist keine schlechte Seemannschaft, in entsprechenden Situationen fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil, bestehen Befürchtungen, bei einem Manöver sich selbst, andere oder das Boot in Gefahr zu bringen, ist Hilfe von außen sogar das Mittel der Wahl.

Für diejenigen, die sich künftig etwas eingehender mit dem Thema Hafenmanöver unter Segeln beschäftigen, sollte ein Motorausfall dann auch schon bald kein Notfall mehr sein. Bestenfalls wird er sogar als sportliche Herausforderung angenommen, das Schiff trotzdem sicher in den Hafen zu bringen. Hat man das dann erfolgreich hinter sich gebracht, wird eine Crew in jedem Fall – und mit gutem Recht – stolz sein.

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