SeemannschaftSchnelle Rettung: 7-mal Mann-über-Bord

Lars Bolle

 · 06.12.2009

Seemannschaft: Schnelle Rettung: 7-mal Mann-über-BordFoto: YACHT/M.-S. Kreplin
Frau über Bord: Ein Horrorszenario, das nicht im Drama enden darf

Kuh- oder Q-Wende, Halse, Quickstop oder Motorfahrt – wie findet man am besten zurück zum Über-Bord-Gegangenen?

Die oberste Devise im Notfall lautet, unverzüglich zurück zur Person im Wasser zu gelangen. Ein Standardmanöver gibt es dafür nicht, vielmehr verschiedene Varianten. Wir zeigen, welche das sind und erklären die jeweiligen Vor- und Nachteile.

Nur äußerst wenige Menschen finden beim Segeln den Tod, weil sie über Bord gegangen sind. In Deutschland reichte bisher pro Jahr zum Zählen der Opfer meist eine Hand. Ein Grund für diese erfreulich niedrige Zahl, die Segeln statistisch zu einem der sichersten Hobbys überhaupt macht, ist, dass einfach selten Menschen über Bord fallen. Denn bei wirklich harten und gefährlichen Bedingungen fahren nur wenige hinaus. Diese sind in der Mehrzahl Könner, wissen sich auf der Yacht zu bewegen und zu sichern. Zudem sind die Vorhersagen und Warnungen so zuverlässig geworden, dass große Wetterüberraschungen immer seltener werden.

Viel wahrscheinlicher ist dagegen, dass jemand bei moderaten Bedingungen über Bord fällt, bei Sonnenschein und sanfter See. Unterschätzung, Unachtsamkeit, auch Alkohol sind dann die Ursachen für das unfreiwillige Bad. Damit das nicht tragisch endet, sollte die an Bord verbliebene Crew wissen, was zu tun ist. Die größte Gefahr für die Person im Wasser besteht darin, dass sich die Yacht zu weit von ihr entfernt und die Besatzung sie nicht wiederfindet. Da reichen auch bei leichten Bedingungen schon ein paar dutzend Meter, wenn es zum Beispiel später Nachmittag ist und die Person im Gegenlicht verschwindet.

  Schritt für Schritt: Aus der Vogelperspektive betrachtet, lassen sich die Abläufe nachvollziehen. Sieben Manöver werden auf diese Art erklärtFoto: YACHT/K. Andrews
Schritt für Schritt: Aus der Vogelperspektive betrachtet, lassen sich die Abläufe nachvollziehen. Sieben Manöver werden auf diese Art erklärt

Ein generelles Patentrezept für das richtige Manöver gibt es jedoch nicht, das sollte jedem Skipper klar sein. Vielfach werden noch Mann-über-Bord-Manöver unter Segeln gelehrt, die auch wichtig sind. Allerdings verfügen moderne Yachten in der Regel über zuverlässige und starke Maschinen und sind durch ihren kurzen Kiel sehr drehfreudig. Zudem ist Segelsetzen und -bergen heute schneller und leichtgängiger und vor allem vom Cockpit aus möglich.

Unter diesen Voraussetzungen bietet sich eine Vorgehensweise besonders an: der sofortige Quickstop, egal ob sich die Yacht auf einem Amwind- oder Vormwindkurs befindet, und das sofortige Starten der Maschine. Ob dann erst die Segel geborgen werden oder sofort mit gesetztem Tuch zur Person im Wasser gedampft wird, ob dabei die Segel dicht bleiben oder losgeworfen werden, hängt vom Schiffstyp und der jeweiligen Situation ab. Ebenso kann ein völlig anderes Manöver zielführend sein, etwa wenn keine Maschine oder nur ein schwacher Außenborder zur Verfügung steht. Gerade weil die Ausrüstung aber so unterschiedlich ist und weil es so verschiedene Segelboottypen gibt, sollte mit der jeweiligen Yacht einmal pro Saison oder pro Charterurlaub geübt werden, um zu wissen, welches Manöver das richtige ist. Schließlich soll es ja bei der Statistik bleiben.