Allein in die Nähe zu Oberleitungen zu kommen kann lebensgefährlich sein. Darauf weist die Polizei Konstanz hin. Die stromführende Oberleitung auf elektrifizierten Bahnstrecken berge demnach großes Gefahrenpotenzial, wenn man sich ihr unvorsichtig nähere.
Bereits beim Unterschreiten des Mindestabstands von 1,50 bis 2,00 Metern könne es zu Spannungsüberschlägen kommen, die zumeist zu tödlichen Verletzungen führen würden. Besonders an Bahnübergängen bestehe diese Gefahr: speziell am Untersee des Bodensees, zwischen Konstanz und Radolfzell, befänden sich mehrere Bahnübergänge in Seenähe. Gerade in der Sommerzeit schleppten zahlreiche Segler ihre Boote über die Übergänge zum Seeufer. Kleinere Segelboote kämen bei gestellten Masten den Oberleitungen gefährlich nahe, was zu einem Lichtbogen führen könne. An verschiedenen Gefahrenstellen warne die Bundespolizei mit Bannern vor den stromführenden Leitungen und appelliere an die Menschen, achtsam zu sein.
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Die oben geschilderte Gefahr ist offenbar sehr real, wie verschiedene Fälle zeigen. Ende Juli wurde eine 23-jährige Frau in Ermatingen durch einen Stromschlag schwer verletzt. Der Mast ihres Segelbootes war an einem Bahnübergang mit der Fahrleitung kollidiert. Zu Fuß zogen die Frau und ihr 30-jähriger Partner ihr Segelboot in Richtung See. Beim Bahnübergang Frühmessstrasse schätzten sie offenbar die Höhe des Bootsmastes falsch ein, und der Mast geriet in die 15.000-Volt-Fahrleitung. Die beiden Personen wurden durch einen heftigen Stromschlag weggeschleudert. Die Frau erlitt dabei schwere Verbrennungen, der Mann wurde leicht an den Händen verletzt. Das Boot erlitt Totalschaden.
Ende Juni kam es in der Nähe des Rottachsees bei Sulzberg zu einem folgenschweren Stromunfall, bei dem ein Mann schwer verletzt wurde. Ein 65-jähriger Mann schob einen Katamaran mit einem Slipwagen auf einer Teerstraße in Richtung der Bootsanlegestelle am Rottachsee, nachdem er ihn aus dem Wasser gezogen hatte. Dabei verfing sich der rund neun Meter hohe Carbonmast des Boots in Hochstromleitungen, die quer über der Straße verliefen. Der Strom schlug über die Mittelspannungsleitungen, an denen rund 20.000 Volt anlagen, in den Katamaran und auf den 65-jährigen Mann über.
Aber auch in der Vergangenheit gab es ähnliche Fälle. 2022 kam ein 65-Jähriger an einem Parkplatz in Waldschach, Gemeinde St. Nikolai im Sausal, mit seinem Bootsmast einer Oberleitung zu nahe. Er hatte dabei das Vorstag in der Hand. Er erlitt einen Stromschlag und wurde kurzzeitig bewusstlos, später mit Herzrhythmusstörungen und sogenannten Strommarken – Verbrennungen an der linken Hand und beiden Füßen – ins Krankenhaus eingeliefert.
2021 wurde ein Mann an einem Bahnübergang im Kreis Konstanz durch einen Stromschlag schwer verletzt. Der 58-Jährige wollte in Allensbach sein Segelboot auf einem Anhänger an den Bodensee bringen. Dabei streifte der Mast des Bootes die Oberleitung des Bahnverkehrs, und die Kleidung des Mannes fing Feuer. Der Mann erlitt schwerste Verbrennungen am Körper.
2012 ereignete sich ein tragischer Unfalltod im Wassersportrevier Niegripper See: Dabei kam die Besatzung eines Segelbootes bei einem Törn einer etwa zehn Meter tief hängenden Freileitung zu nahe. Aus der 110.000-Volt-Leitung schlug ein Lichtbogen in den neun Meter hohen Alumast. Der 42-jährige Eigner wurde getroffen und erlitt einen Herzstillstand, Wiederbelebungsversuche der Crew blieben erfolglos.
Das sind nur einige von offenbar vielen Fällen.
So simpel es scheint, kann es doch nicht oft genug wiederholt werden: Umsicht ist der beste Schutz vor Stromschlägen aus Oberleitungen. So sollten sich Eigner beim Stellen vom Masten vorher versichern, dass keine Leitung in der Nähe ist. Dabei gilt, dass auch einige Meter Abstand zu gering sein können.
Beim Trailern von Booten per Hand sollte die zu befahrende Strecke vorher abgegangen werden oder eine Person dem Trailer vorausgeschickt werden. Im Zweifel, ob eine Oberleitung mit stehendem Mast unterquert werden kann, sollte der Mast lieber gelegt werden.
An Bahnübergängen weist das Andreaskreuz mit einem Elektro-Blitz in der Mitte auf eine stromführende Oberleitung hin.