Zum Seglerleben gehört eine Transatlantik-Überquerung einfach dazu, oder? Vielen geht das so. Stichwort Bucket-List. Es ist das ultimative Abenteuer, je nach Strecke sind 2.500 bis 3.000 Seemeilen zu bewältigen, nonstop, ohne Land in der Nähe. Nur Wind, Wellen und Wach-Rhythmus bestimmen Bordroutine und Tagesablauf.
Keine Ablenkung durch Smartphone, Internet oder den Stress an Land. Wie kommt man mit den ständigen Schiffsbewegungen zurecht? Was machen die großen Distanzen und der weite Ozean mit den eigenen Gedanken? Ein echtes Experiment, von dem man erst hinterher weiß, ob es gelingt. Ein Abenteuer eben.
Doch nicht jeder hat ein eigenes Boot, um mal eben in die Karibik zu segeln, oder kennt Eigner, die einen mitnehmen. Doch dafür gibt es Alternativen.
Die günstigste Variante ist natürlich, sich einen Platz Hand gegen Koje zu suchen. Das ist durchaus möglich, etwa über die Crewbörsen von Transatlantik-Regatten wie der ARC (Atlantic Rally for Cruisers), ARC+ oder Kleinanzeigen im Internet. Es gibt durchaus Eigner, öfter Ehepaare, die sich für die Langstrecke Crew an Bord holen, weil sie nicht genug Mitsegler im privaten Kreis gefunden haben. Das Wachsystem geht immer über 24 Stunden. Denn man kann nicht davon ausgehen, dass der Autopilot alle Steuerarbeit abnimmt – und versagen kann auch der.
Natürlich gibt es nicht nur die Atlantik-Route westwärts, ähnlich groß ist das Angebot im Frühjahr über die Azoren zurück. Doch das ist die längere und wegen des dort häufig raueren Wetters anspruchsvollere Variante. Dafür sind auf dieser Strecke die Preise oft geringer.
Worldcruising verweist auf ihren Event-Webseiten auf die Crewbörse oceancrewlink.com, weitere verbreitete Seiten sind handgegenkoje.de oder Facebook-Gruppen wie Hand gegen Koje. Natürlich sind solche Angebote unter Umständen der Sprung ins kalte Wasser, dafür aber auch oft der günstigste Weg über den Teich, denn manche Eigner nehmen Mitsegler gegen Beteiligung an der Bordkasse mit oder halten sie ganz frei.
Wer es auf diesem Weg versucht, sollte sich bemühen, möglichst früh Kontakt vor dem Termin aufzunehmen, um einen Eindruck von Eigner und Schiff zu bekommen. Je ausführlicher und früher der Austausch, umso besser. Es gehört auch etwas Gespür und Glück dazu, ein Schiff und Eigner zu finden, die ungefähr dem entsprechen, wonach man sucht.
Planbarer ist da eine gecharterte Koje für den Transatlantik-Trip. Es gibt diverse professionelle Kojenanbieter, die mit größeren, gut ausgerüsteten Serienyachten auf Fahrt gehen, wie Schoenicke-Skipperteam oder Segelreisen Hering. Lange im Markt etabliert ist auch das Mitsegeln auf dem Klassiker „Peter von Seestermühe“, der seit vielen Jahren jedes Jahr in die Karibik und zurück segelt. Solche Angebote liegen je nach Route und ob sie im Rahmen der ARC starten oder nicht, um die 4.000 Euro – für eine Koje, Einzelkammern kosten meist um die 80 Prozent Aufpreis. Aber nicht vergessen: Im Wechsel der Wachen ist die Koje nicht immer belegt. Am besten beim Veranstalter nachfragen!
Jedes Crewmitglied ist fest integriert, übernimmt alle Aufgaben an Bord, von Segelmanöver, eigenem Steuern bis zum Kombüsen-Dienst. Eine echte Segelerfahrung eben, wohl am dichtesten dran an der Überfahrt mit eigenem Boot. Die Skipper sind durchweg erfahren, haben meist schon diverse Überquerungen auf dem Buckel, wissen, worauf es ankommt und wie man bei den manchmal zusammengewürfelten Crews Probleme beim Miteinander löst. Apropos: Es lohnt auf jeden Fall zu fragen, wie die Crew aussieht, um einen Eindruck zu bekommen, was Alter, Geschlechter-Mix und Ähnliches angeht.
Die komplett sorgenfreie Version der Atlantik-Überquerung ist dann die Charter auf einem der größeren, luxuriösen Schiffe, wie den Booten des auf Retro-Klassiker spezialisierten Anbieters Sailing-Classics (sailing-classics.com), der schicke Stagsegel-Ketschen wie „Rhea“ und „Chronos“ betreibt.
Zum Top-Segment gehört Sea Cloud Cruises (seacloud.com), die mit modernen, luxuriösen Neubau-Varianten der klassischen Rahsegler auf Törn gehen. Sie machen den Sprung über den Atlantik jeweils zu Beginn und zum Ende der Karibik-Chartersaison, auf dem Hinweg auf der klassischen Route, zurück via Azoren. Dort mietet man im Vergleich zu Serienyachten komfortable Kabinen, während eine Profi-Crew inklusive Service- und weiterem Personal sich um Schiff und Gäste kümmert. Mal selbst steuern, in die Rahen aufentern, bei Manövern mitarbeiten, all das ist in der Regel möglich.
Aber natürlich ist man nicht wirklich ins Nautische involviert, wie es bei den kleineren Yachten der Fall ist. Dafür sind die Schiffsbewegungen der oft 50 oder mehr Meter langen Schiffe viel sanfter und die Gäste werden in hochklassigem Ambiente und mit aufwendigen Menüs verwöhnt. Dazu kommen Fitness-Raum, Lounges oder die eigene Bibliothek. Das Ganze in gediegener klassischer Optik. Das hat natürlich seinen Preis: Die Kosten für die einfachsten Kojen starten um die 8.000 Euro, bei einer ganzen Kabine, bis hin zur Größe einer Hotelsuite, wird es schnell fünfstellig.
Was die Planung betrifft : Die Großsegler haben feste Terminpläne. Lässt der Passat auf sich warten, muss schon mal die Maschine ran. Dafür kann auch der Rückflug exakt gebucht werden.
Bei individuelleren Passagen, etwa im Rahmen der ARC, müssen solche Phasen dagegen ausgesessen – und zeitlicher Puffer einkalkuliert werden.
So oder so sollte man frühzeitig mit dem Planen beginnen. Eine solche Reise reizt viele Segler, und die Zahl der Plätze ist naturgemäß wegen nur zwei Überfahrten pro Jahr schnell ausgebucht.