Gleich mehrfach gab es am vergangenen Samstag, den 8. November 2025, Standing Ovations beim Festabend des Hochseesegelvereins Trans-Ocean (TO) in den Cuxhavener Hapag-Hallen. Zum 56. Mal wurden herausragende seglerische Leistungen und vorbildliches Engagement ausgezeichnet. Acht Segelcrews erhielten den Weltumseglerpreis.
Solo und nonstop eineinhalb mal um die Welt: Die Ausnahmeseglerin Susanne Huber-Curphey hat mit ihrer „Nehaj" eine Strecke von 33.532 Seemeilen von den Azoren bis Neuseeland zurückgelegt. 270 Tage war sie 2023/24 auf See, segelte durch neun Stürme und einen Zyklon. Dafür erhielt sie ihre mittlerweile vierte Auszeichnung mit dem höchsten Preis des Vereins.
Susanne Huber-Curphey hat ihr Leben ganz dem Langfahrtsegeln gewidmet und bringt beachtliche Erfahrung auf den Weltmeeren mit. Zwischen 2007 und 2011 umrundete sie die Erde jenseits der üblichen Barfußroute. Über ihre Weltumsegelung verfasste Susanne Huber-Curphey ein Buch beim Delius Klasing Verlag. 2017 wurde sie die erste Frau, die die Nordwestpassage im Alleingang durchquerte. Die eineinhalb Runden um die Welt hat sie vor den nun beendeten schon einmal in den Jahren 2018/19 zurückgelegt, beide Male im Rahmen der “Longue Route”, einer Flottille um die Welt auf den Spuren Bernard Moitessiers.
Die Einhandseglerin meidet für gewöhnlich das große Publikum, machte zum Festabend aber eine Ausnahme und ließ sich live aus Neuseeland zuschalten. “Die Kraft kommt aus dem starken Boot”, lobte sie dabei ihre Aluminiumyacht "Nehaj".
Der Ocean Award ging an Marlene und Bert Frisch. Seit vielen Jahren engagieren sich die beiden ehrenamtlich für den Verein, stehen Mitgliedern rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite. “Bereits auf ihrer Atlantiküberquerung wurde ihre Yacht in Funkrunden liebevoll die „Heimwerker“ genannt, denn sie sind immer für andere da, wenn irgendwo technische Probleme auftreten”, war in der Laudatio über die beiden und ihr Boot “Heimkehr” zu hören.
Während der Corona-Pandemie entwickelten sie aus Präsenzseminaren eine erfolgreiche Reihe von Online-Micro-Seminaren, die kostenlos und offen für alle Interessierten sind. Diese digitalen Veranstaltungen ziehen regelmäßig hunderte, teils auch mehr als 1.000 Teilnehmer an. Inzwischen begannen mehr als 70 Abende mit dem Satz „Hier ist das Hochseestudio Cuxhaven“, ehrenamtlich moderiert von dem Ehepaar mit neongelben Mützen auf dem Kopf, die mittlerweile neben dem Vereinsstander zum Erkennungszeichen des Vereins geworden sind.
Der Race Award ging an den Düsseldorfer Hendrik Lenz, der sich als Einsteiger in der hochkompetitiven Classe Mini auf Platz sieben (von 270) in der französisch dominierten Rangliste behaupten konnte. Schon in der ersten Nacht nach dem Start verletzte sich Lenz an einer Rippe, ein Buch war nicht auszuschließen. Trotz anhaltender Schmerzen, Schlafmangel und herausfordernder Bedingungen setzte der 30-jährige seine Reise fort. Zum Zeitpunkt der Preisverleihung befand sich Lenz bereits beim Mini Transat auf dem Weg in die Karibik. Inzwischen hat er nach 15 Tagen, 23 Stunden und 17 Minuten allein auf dem Atlantik am 10. November die Ziellinie der Mini Transat 2025 in Saint-François (Guadeloupe) überquert. Mit seiner “Monoka” belegte der Düsseldorfer in der Gruppe der Serienboote den 14. Platz – nach einer Etappe, die ihn physisch wie mental bis an seine Grenzen führte.
Für den Race Award waren auch das Doublehanded-Team Lennart Burke/Melwin Fink, das Duo Lina Rixgens/Sverre Reinke sowie Einhandsegler Nicolas Manthos nominiert.
Manthos wurde indes für seinen Rekord bei der „Rund Island“-Regatta mit der Trans-Ocean Medaille für besondere Leistungen ausgezeichnet. Bei der Solo-Regatta im Wortsinne - Manthos segelte ohne Konkurrenten - absolvierte der Stuttgarter in nur 16 Tagen, 12 Stunden und 14 Minuten mit seiner Class 40 „Cheekytatoo“ die Strecke rund um Island und zurück nach Plymouth.
Weitere Medaillen gingen an Hartmut Zoppke, der auf einem 25 Fuß-Boot nach Südgeorgien gesegelt ist sowie Andreas Neumann und Birgit Fernengel für ihre große Pazifikrunde.
Die Vergabe der Weltumseglerpreise spiegelt die Vielfalt der Langfahrtsegler wider. Siegfried-Paul Germ aus Ismaning erfüllte sich trotz Krankheit, widriger Umstände und Corona seinen Traum einer Weltumsegelung. Michael und Uta Jungclaus, die ihre Reise in Cuxhaven begannen und beendeten, erhielten neben dem Weltumseglerpreis auch die Gläserne Kugelbake der Stadt Cuxhaven. Während eines Lockdowns in Kolumbien organisierten sie Lebensmittelspenden für die betroffene Bevölkerung.
Horst Ablas kreuzte nach 21 Jahren und mehreren Unterbrechungen 2025 seine Kurslinie, nachdem er zwischen 2011 und 2023 hauptsächlich im Pazifik zwischen Neuseeland, Neukaledonien und Australien unterwegs war. Die Bremer Inga Hinrichsen und Norbert Damm erkundeten neun Jahre lang die Weltmeere, während Alexandra Lammel und Thomas Schmid mit ihrer Katze Coco an Bord reisten.
Moritz Wichmann setzte mit seiner Weltumsegelung in rekordverdächtigen 21 Monaten einen besonderen Akzent – er hatte insgesamt 220 Mitsegler an Bord. Christoph Rechmann hingegen segelte von seinen 42.000 Seemeilen mehr als die Hälfte einhand. Frisch zurück waren die Hamburger Talissa Hackbarth und Finn-Ove Putensen, die nach drei Jahren in der Sonne vom ersten Herbststurm auf der Elbe überrascht wurden. Trotz ihrer unterschiedlichen Erfahrungen waren sich alle Weltumsegler in einem Rat an das Publikum einig: „lossegeln, lossegeln, lossegeln."
Am Vormittag vor der Preisverleihung hatte die Mitgliederversammlung Markus Warnke als Vorstandsvorsitzenden wiedergewählt. Mit über sechs Prozent Mitgliederwachstum stellt er einen fortlaufend positiven Trend fest. „Lange Zeiten unterwegs zu sein, ist kein Privileg der älteren Generation mehr", betonte Warnke. „Wir stellen fest, dass immer mehr junge Menschen dem Verein beitreten. Sie wollen mit der Familie aufbrechen, von Bord arbeiten oder mit ihrer großen Reise nicht erst bis zum Rentenalter warten."
Der „Trans-Ocean“ e.V. (TO) ist ein Netzwerk für Hochseesegler. Er versteht sich auch ohne Clubhaus als ihr "Heimathafen" Transund lebt vielmehr dort, wo sich seine Mitglieder treffen. Trans-Ocean wurde 1968 gegründet, um das sportliche Hochseesegeln zu fördern und Segler sowohl im Fahrt- als auch im Regattasegeln zu unterstützen. Initiiert wurde dies durch Claus Hehner, der für seine Teilnahme an internationalen Einhand-Hochseeregatten weder von traditionellen Vereinen noch von Sponsoren unterstützt wurde. In dieser Tradition setzt Trans-Ocean seine Unterstützung fort, unter anderem durch die jährliche Verleihung des Trans-Ocean-Preises.