SüdseeTuamotu - Hinein ins traumhafte Archipel

Christian Tiedt

 · 27.10.2025

"Holly Golightly" unterwegs in Tuamotu.
Foto: Franz Schmitt
Mitten im Südpazifik liegt Tuamotu, eine Archipel wunderschöner Atolle. In Teil zwei unserer Törnreportage setzen wir unsere Erkundung auf eigenem Kiel fort.

Text: Franz Schmitt

Teil 1 dieser Törnreportage finden Sie hier!

Mit rund eintausend Quadratkilometern ist Fakarava ebenfalls eines der größten Atolle der Tuamotus. Die reine Landfläche beträgt jedoch nur 16 Quadratkilometer. „Entdeckt“ wurde es 1820 von einem deutschbaltischen Offizier, der es zu Ehren eines russischen Generalfeldmarschalls Insel Wittgenstein nannte. Später kam dann noch ein belgischer Priester vorbei, der die Einwohner zum Christentum überredete. Im Norden gibt es den kleinen Ort Rotoava, der heute 800 Menschen zählt.

Fakarava und die “Wall of Sharks”

Bekannt ist Fakarava besonders bei Tauchern, da die beiden Pässe spektakuläre Tauchreviere sind. Der Südpass ist für die sogenannte „Wall of Sharks“ bekannt. Da der Skipper in Curaçao den Open-Water-Tauchschein gemacht hat, wagt er sich an diese Herausforderung – allerdings nur weil auch Tauchlehrerin Verena und Tim von der „Moana“ mit von der Partie sind.

Für Anfänger sind hier weniger die vielen Haie das Problem, sondern die starken Strömungen. Die Dreierbande bucht also einen Tauchgang in einem der lokalen Tauchcenter und bekommt neben allerlei exotischen Fischen tatsächlich eine beeindruckende Anzahl an Haien zu sehen, die in der Strömung dösen, bevor sie dann abends wieder aufbrechen, um dem ein oder anderen bunten Tropenfisch ein Ende zu bereiten. Was aber sehr traurig macht, ist der desolate Zustand der Korallen. Statt bunter Farben wird überwiegend eine trostlose Graupalette geboten. Wer den Klimawandel für ein Gerücht hält, sollte hier mal abtauchen! Nach zwei Tauchgängen sind wir begeistert und ernüchtert zugleich.

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Südsee pur: die Bucht von Hirifa

Zwei Tage später verlegen wir ein paar Meilen nach Nordost in die schönste Ecke des Atolls. Hirifa ist eine wunderschöne, sanft geschwungene Bucht mit kristallklarem Wasser, weißem Sand und unendlich vielen Palmen. Wirklich jedes Südsee-Klischee wird hier bedient. Mit wenigen Yachten aus aller Welt teilen wir uns diesen wunderschönen Fleck.

Strandspaziergänge, Schnorcheln und Sundowner am Strand lassen die Tage dahingleiten. Und das kleine und einfache Restaurant am Strand erweist sich ebenfalls als Volltreffer. Mit der exklusivsten Aussicht der Welt speisen wir hier. Gäbe es keine Taifune in der Südsee, könnte man es hier ganzjährig aushalten.

Rotoava: Zentrum des Atolls

Um zu proviantieren, segeln wir in der Lagune entlang des Riffs in die Nordostecke der Insel nach Rotoava. Der Weg dorthin ist bestens betonnt und vorbei an Perlenfarmen, Palmeninseln und kleinen Siedlungen sehr schön zu segeln. Rotoava bietet Flughafen, Läden, Tankstelle, Tauchstation und medizinisches Zentrum. Fünf Seemeilen entfernt befindet sich der Nordpass des Atolls, in dem der „Holly“-Skipper zusammen mit den „Moanas“ ebenfalls zwei Tauchgänge bucht, die noch schöner als die im Südpass werden.

Tags darauf leihen wir uns Fahrräder und radeln die Küstenstraße entlang. Außerhalb des kleinen Zentrums von Rotoava reiht sich Grundstück an Grundstück, alle sehr großzügig, üppig bepflanzt und mit jeweils einem farbenfrohen Haus in der Mitte. Manche bieten Unterkünfte an, andere verkaufen Obst am Wegesrand. Ganz im Norden erforschen wir einen alten Leuchtturm, der noch mit einem großen Feuer auf der Spitze betrieben wurde.

Schwierige Versorgungslage

Ein heikler Aspekt hier ist die Versorgungslage. Alles, was es in den Geschäften gibt, wird alle zwei bis drei Wochen von einem Versorgungsschiff angeliefert. Meist ist das die „Aranui 5“, eine interessante Mischung aus Kreuzfahrer und Frachter. Die Ankunft ist immer ein freudiges Ereignis – Touristen und Ware werden mit Gesang und Musik begrüßt.

Leider wird die steigende Anzahl der Blauwassersegler in Verbindung mit immer größeren Booten zunehmend zum Problem. Man kann beobachten, wie die Dingis nach dem Besuch des Versorgers an Land fahren, um alles, was sie bekommen können, an Bord zu transportieren. So sind die Regale schnell wieder leer und der Unmut der Einheimischen groß. Wir warten daher immer ein bis zwei Tage mit unserem eigenen Einkauf. Mittlerweile soll die erlaubte Anzahl der Ankerlieger vor Rotoava aber begrenzt worden sein.

Wenn der Wind unerwartet dreht...

An unserem Ankerplatz vor dem Ort erleben wir auch, was es bedeutet, am „falschen“ Ende der Lagune zu liegen, wenn der Wind unerwartet dreht. Ankerlieger befinden sich dann plötzlich in einer ungemütlichen Lage: Der kilometerlange Fetch durch die Lagune sorgt für eine kurze, hohe Welle, die bei 30 Knoten Wind und mehr dem Ankergeschirr alles abverlangt. Zum Glück bleiben fast alle da, wo sie hingehören. Es ist immer wieder erstaunlich, was gutes Ankergeschirr zu leisten vermag.

Nach dieser Erfahrung machen wir uns wieder auf den Weg in den Süden des Atolls, da wir von dort nach Tahiti starten wollen, das etwa zwei Tagesreisen entfernt liegt. Das Segeln ist traumhaft, nahezu ohne Welle, aber mit halbem Wind von 15 Knoten. Wir segeln eine kleine Regatta mit der „Moana“ und der amerikanischen „Forty-Two“.

Abschied von Tuamotu

„Holly Golightly“ gibt alles, führt das Feld an und lässt sich auch nicht einholen. Leider hat unser Dingi im Schlepp andere Pläne. Auf halbem Weg macht es ordentlich Wasser. So treten wir auf die Notbremse, nehmen das Dingi seitwärts und schöpfen es erst mal wieder leer.

Nach ein paar weiteren schönen Tagen in der Bucht von Hirifa heißt es schließlich wieder „Anker auf“, und wir motoren ein letztes Mal zur Slack Time durch den Südpass. Sobald wir draußen sind, gehen die Segel hoch und „Holly Golightly“ richtet den Bug nach Südwesten. Kurs Tahiti!

Teil 1 dieser Törnreportage finden Sie hier!

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