PolenWestpommern, Teil 1 - das Stettiner Haff

Gerald Penzl

 · 05.07.2025

Übersichtskarte der polnischen Westküste (Westpommern)..
Foto: Christian Tiedt
Westpommern hat Wassersportlern viel zu bieten. Teil 1 unseres dreiteiligen Revierporträts nimmt die Häfen und Anleger des weitläufigen Stettiner Haffs in den Blick.

Die Serie:


Feinsandige Strände, steile Klippen und hohe Dünen – die polnische Ostseeküste ist ein Meisterwerk der letzten Eiszeit. Administrativ liegt das knapp 500 Kilometer lange Küstenband zwischen Stettiner Haff und Danziger Bucht in den Woiwodschaften Zachodniopomorskie (Westpommern) und Pomorskie (Pommern).

Zachodniopomorskie entspricht dabei dem westlichen Teil der historischen Region Hinterpommern, hat eine Fläche von etwa 23.000 Quadratkilometern und grenzt im Westen an Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg. Hauptstadt der Woiwodschaft ist die alte Hansestadt Szczecin (Stettin), mit rund 400.000 Einwohnern nicht nur die siebtgrößte Stadt Polens, sondern dank ihrer Hochschulen, Museen, der Kunst- und Theaterszene sowie ihrer vielen Kneipen und Cafés längst auch kulturelles Zentrum der Region.

Wassersportrevier Westpommern

Wassersportlern stehen an der Oder, im Stettiner Haff und an der Ostseeküste der Woiwodschaft zahlreiche Marinas zur Verfügung. In den letzten zehn Jahren wurden über 30 von ihnen im Rahmen des Projekts Zachodniopomorski Szlak Żeglarski (Westpommersche Segelroute) auf den neuesten Stand gebracht. Die Finanzierung erfolgte zum Teil aus Mitteln der Europäischen Union, die Entfernungen zwischen den Marinas betragen in der Regel 20 bis maximal 30 Seemeilen.

Die Liegegebühren sind moderat. Ein Zehn-Meter-Boot kostet im Schnitt zwischen 60 und 80 Złoty (etwa 14 bis 19 Euro) pro Tag. Duschen schlagen pro Nutzung mit 5 bis 7, Waschmaschinen und Trockner mit 20 bis 25 und eine Kilowattstunde Strom mit 3 bis 5 Złoty zu Buche.

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Świnoujście (Swinemünde)

Protegé dieses vormals kleinen Irgendwo im östlichen Nirgendwo der Insel Usedom war kein Geringerer als Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Da Schweden bis weit ins 18. Jahrhundert hinein den Seeweg von der Ostsee nach Szczecin kontrollierte und hohe Zölle auf die Durchfahrt preußischer Handelsschiffe erhob, ließ seine Hoheit die stark versandete Świna (Swine) ausheben.

Sein Sohn baute den Flecken zur Stadt mit Hafen und Festung aus. 1872 wurde der Swine-Kanal als zwölf Kilometer lange Verbindung zwischen Stettiner Haff und Ostsee als Kaiserfahrt seiner Bestimmung übergeben. Damit verlor Świnoujście zugunsten Szczecins an Bedeutung.

Doch die Kindheitsstadt von Theodor Fontane hatte noch ein zweites Standbein: Mit ihren Solequellen und Moorbädern entwickelte sie sich im Handumdrehen zu einem der mondänsten Kur- und Seebäder ihrer Zeit. Zwar gingen später viele Prachtbauten im Zweiten Weltkrieg verloren, doch wurde ein Teil der Altstadt wiederaufgebaut und in Teilen durch moderne Hotelanlagen ergänzt.

Der ehemalige russische Militär- und heutige Yachthafen der 41.000-Einwohner-Stadt liegt rund eine Seemeile hinter dem historischen Molenfeuer Stawa Młyny. Er verfügt über 175 Dauer- und 175 Gastliegeplätze, Service und Tankstelle. Die Beckentiefe beträgt zwischen 3,0 und 5,5 Meter. Ab 2025 soll der Hafen auf insgesamt 650 Liegeplätze erweitert werden.

Die Anlegestelle der Ausflugsschiffe ist etwa 600 Meter entfernt. Sie steuern unter anderem das auf der gegenüberliegenden Uferseite gelegene Fort Gerhard an.

Nowe Warpno (Neuwarp)

Es war einmal, Polen noch nicht zur EU gehörte und deutsche Butterfahrer die zollfreien Schnaps- und Tabakläden des 1.000-Einwohner-Städtchens bevölkerten. Mit dem Beitritt am 1. Mai 2004 war der Trubel in dieser Ecke von Westpommern vorbei. Seitdem schwingt der bronzene Landschaftsmaler Hans Hartig vor dem Fachwerk-Rathaus wieder ungestört den Pinsel.

Größere Segelyachten nutzen die nahe gelegene Pier als Anleger (Wassertiefe etwa 2,2 Meter), kleinere Boote finden von Land aus gesehen rechts vom Pier an den Schwimmstegen der Marina Platz (Beckentiefe 1,5 bis 1,7 Meter; 44 Dauer- und sechs Gastliegeplätze, Hafenmeister: +4 86 92 88 95 47).

Für das leibliche Wohl sorgt u. a. die marineeigene Tawerna Ignac. In der Saison verkehrt der Kutter „Lütt Matten“ (Baujahr 1956) täglich zwischen dem rund 0,7 Seemeilen entfernten deutschen Nachbarort Altwarp und Nowe Warpno.

Wapnica (Kalkofen)

Wolin (Wollin) ist mit 265 Quadratkilometern die größte Insel Polens. Sie grenzt im Westen an Usedom, ist seit 2023 durch einen Tunnel mit der Nachbarinsel verbunden und ein beliebtes Urlaubsziel für Strandliebhaber und Sonnenanbeter. Rund 20 Prozent der Insel stehen unter Naturschutz.

Die Marina Wapnica im Nordwesten der Insel liegt in einem künstlichen Kanal, der früher das Stettiner Haff mit einer Kalkfabrik verband. Der aufgrund seiner Lage etwas westwindanfällige Kanal bietet 45 Dauer- und 7 Gastliegern Platz (Beckentiefe: 2,5 m, Schwimmstege und Kaimauer).

Die Marina verfügt u.a. über moderne Sanitäranlagen, Waschmaschine, Trockner sowie eine großzügig ausgestattete Küche. Das 350-Einwohner-Dorf Lubin (Lebbin) mit seinem spektakulären Blick über das rund 100 Meter tiefergelegene Haff ist in 20 Minuten zu Fuß erreichbar.

Wolin (Wollin)

Ob die heutige Hauptstadt Wolin im Süden der Insel ein Nachfahre der sagenumwobenen Ostseemetropole Vineta ist, ist mehr als fraglich. Fakt hingegen ist nur, dass Wolin Polens erster Seehafen war und im 11. Jahrhundert zu den größten Städten im Ostseeraum zählte.

Heute hat Wolin am Ufer der Dziwna (Dievenow) rund 4.500 Einwohner, eine Marina mit 40 Dauer- und fünf Gastliegeplätzen (Beckentiefe: 2,5 bis 3,5 Meter), einen Kaianleger für 20 Gastlieger sowie auf der gegenüberliegenden Flussinsel Wolińska Kępa ein Wikinger-Freilichtmuseum.

Die Dziwna selbst ist im Grunde ein 35 Kilometer langer Nebenarm der Oder, der bei Dziwnów (Dievenow) in die Ostsee mündet. Aufgrund seiner geringen Tiefe und einer Brückendurchfahrtshöhe von 12,50 Metern ist er nur für Motor- oder kleine Segelboote und Segelyachten mit legbarem Mast oder Hub- oder Schwenkkiel befahrbar.


Westpommern: Nautische Literatur

Seekarten

Törnführer

Reiseführer

  • Stettin, Swinemünde und Insel Wollin". Via Reise Verlag, 5. Auflage 2023, 192 S, 16,95 EUR
  • "Polnische Ostseeküste. Swinemünde bis Kolberg". Via Reise Verlag, 3. Auflage 2024, 168 S, 16.95 EUR.
  • "Polen. Ostseeküste und Masuren". Reise Know-How Verlag, 7. Auflage 2024/25, 600 S, 23,90 EUR Internetauftritt des Polnischen Fremdenverkehrsamts: www.polen.travel/de

Internetauftritt der Zachodniopomorski Szlak Żeglarski (Westpommersche Segelroute)

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