Von Daniela
Die E-Mail vom 11. März kam überraschend: Sea Cloud Cruises gratulierte mir zum Gewinn des YACHT-Gewinnspiels. Ein Segelabenteuer für zwei Personen auf der "Sea Cloud II" ab Athen. Als SKS-Schülerin konnte ich mir keinen passenderen Preis vorstellen – eine Woche lang hinter die Kulissen eines der prächtigsten Segelschiffe der Welt blicken zu dürfen.
Was war geschehen? Einen Monat zuvor hatte ich an einem Online-Navigationsseminar der YACHT teilgenommen und nebenbei am Gewinnspiel mitgemacht. Ohne große Erwartungen. Doch manchmal wendet das Glück den Bug in die richtige Richtung.
Der 15. Juli 2025: Mittags erreichten wir den Hafen von Piräus, wo uns ein herzlicher Empfang erwartete. Nach dem unkomplizierten Check-in und der Gepäckabgabe blieb Zeit, die Vorfreude zu genießen. Um 17 Uhr dann der Shuttle zur "Sea Cloud II" – und dort, an der Gangway, der erste magische Moment: Kapitän und Crew begrüßten uns mit Champagner, während unser Bordausweis ausgestellt wurde.
Der persönliche Weg zur Kabine offenbarte, dass dies keine gewöhnliche Segelreise werden würde. Unser Gepäck wartete bereits, dazu eine Flasche Champagner und ein Obstkorb. Die großzügige Kabine glich eher einem Zimmer in einem Fünf-Sterne-Hotel als einer Schiffsunterkunft – elegant, komfortabel, bis ins Detail durchdacht.
Nach der obligatorischen Sicherheitseinweisung um 18 Uhr – bei der sich Passagiere und Crew erstmals kennenlernten – hieß es bereits um 19 Uhr: Leinen los. Bei strahlendem Sonnenschein glitt die "Sea Cloud II" aus Piräus hinaus, Kurs Nauplia auf dem Peloponnes. An der Lido Bar wurde das erste Abendessen serviert, während die Sonne in einem malerischen Farbenspiel versank. Mit einem Glas Wein in der Hand ließen wir den Auftakt dieser Traumreise auf uns wirken.
Der zweite Tag gehörte ganz dem Meer und unserem schwimmenden Zuhause. Wer wollte, konnte bereits um 6.30 Uhr mit Frühaufsteher-Kaffee den Sonnenaufgang an Deck erleben. Ab 7.30 Uhr wartete ein opulentes Frühstücksbuffet im Restaurant, Langschläfer konnten sich ab 9 Uhr an der Lido Bar beim kontinentalen Spätaufsteher-Frühstück bedienen – die "Sea Cloud II" kennt keinen Stress, nur Genuss.
Der Bordalltag folgte einem wohltuenden Rhythmus: Um 10 Uhr das Wetter-Briefing vom Kapitän, danach Informationen zu den Landausflügen von Kreuzfahrtdirektorin Tina. Das großzügige Lunch-Buffet um 12 Uhr. Nachmittags Vorträge von Lektor Dr. Ortwin Pelc zur griechischen Geschichte – für uns als Griechenland-Neulinge eine faszinierende Einstimmung auf die kommenden Tage.
Von 16 bis 17 Uhr täglich Kaffee und Snacks, dann um 19 Uhr der Höhepunkt: Captain Pfenninger's Welcome Cocktail, bei dem er seine Offiziere vorstellte, gefolgt vom exzellenten Welcome Dinner mit ausgewählten Weinen. Den Abend krönte ein weiterer Sonnenuntergang – diesmal zu den Klavierklängen des Bordmusikers Tom Hook.
Früh klingelte der Wecker am dritten Tag. Gegen 8 Uhr ankerten wir vor Nauplia, der Hafenstadt am Argolischen Golf. Bis 18.30 Uhr verkehrte stündlich ein Tenderservice zwischen Schiff und Hafen – flexibel, unkompliziert, ganz nach dem Tempo jedes Gastes. Organisierte Ausflüge nach Mykene oder Radtouren wurden angeboten, aber kein Druck ausgeübt. Das abendliche Tagesprogramm in der Kabine und Informationen an der Rezeption machten auch Individualtouren leicht planbar.
Wir entschieden uns fürs gemütliche Bummeln durch das reizvolle Städtchen und fanden eine abgeschiedene Bucht für ein erfrischendes Bad im Meer. Am späten Nachmittag ging es per Tender zurück, pünktlich zum Cocktail-Workshop um 18.30 Uhr. Die anschließende Cocktailstunde um 19 Uhr leitete über zum Vier-Gänge-Menü im Restaurant. Der Abend klang an der Lido Bar aus – mit Livemusik und dem Gefühl, genau da zu sein, wo das Leben perfekt ist.
Früh am vierten Morgen erreichten wir Monemvasia – eine Burgstadt auf einem Felsen vor der Küste Lakoniens, im Südosten des Peloponnes. Die völlig autofreie Unterstadt mit ihren Boutiquen und Cafés lud zum entspannten Erkunden ein. Gegen 13 Uhr kehrten wir zum Windjammer zurück, wo bereits das Mittagsbuffet bereitstand.
Dann kam, was ich seit Tagen herbeigesehnt hatte: "Time to climb". Am zweiten Tag hatte Schiffsarzt Dr. Stefan bei einem medizinischen Check meine Tauglichkeit fürs Klettern ins Rigg bestätigt. Jetzt, um 15.30 Uhr nach ausführlicher Sicherheitseinweisung, ging es 15 Meter die Wanten hinauf zur ersten Plattform. Trotz Höhenangst und zitternder Knie war der Ausblick von dort oben atemberaubend – bei fast 40 Grad schweißtreibend, aber unvergesslich. Diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen. Zur Belohnung wartete ein kühles Getränk an der Bar.
Vor der Cocktailstunde um 19 Uhr besuchten wir noch Lektor Ortwin Pelc und seinen ebenso informativen wie amüsanten Vortrag über die Inselwelt der südlichen Ägäis.
Doch dieser Abend hatte noch mehr zu bieten – vor allem für die Crew. Nach einem köstlichen BBQ an Deck gaben die "Sea Cloud II Shanty Singers" ihre salzigen Seemannslieder zum Besten. Die Stimmung war elektrisierend, nach und nach stimmten auch die Passagiere ein. Der perfekte Auftakt für eine lange Tanznacht mit DJ Tom.
Am fünften Morgen, gegen 7 Uhr, ankerten wir vor Milos, bereits in den Kykladen. Die etwas dichter besiedelte Insel ist berühmt als Fundort der "Aphrodite", die heute im Pariser Louvre steht. Während ein vierstündiger Ausflug zu den Insel-Highlights und der alten Hauptstadt Plaka angeboten wurde, entschieden wir uns erneut für einen individuellen Stadtbummel.
Die eigentliche Überraschung wartete nach dem Mittagessen an Bord: Die Wetter- und Strömungsverhältnisse waren ideal – die Außenplattform wurde vorbereitet. Direkt vom Schiff ins türkisfarbene Meer zu springen, zu schwimmen oder auf den schwimmenden Matten zu relaxen, war fantastisch. Nach dieser Erfrischung wurden die Segel gesetzt, Kurs Paros.
Paros, unser Ziel am sechsten Morgen, ist Schifffahrts- und Transportzentrum der Kykladen. Das weiß getünchte Hafenstädtchen präsentierte sich etwas lebhafter als die bisherigen Inseln – mediterrane Betriebsamkeit statt beschaulicher Idylle.
Am Nachmittag dann ein exklusiver Einblick: Der leitende technische Offizier führte uns durch den normalerweise gesperrten Maschinenraum und Maschinenkontrollraum. Auf Englisch erklärte er die verschiedenen Anlagen und Systeme – ein faszinierender Blick hinter die Kulissen. Man bekam eine Ahnung davon, welche technische Präzision und welches Know-how nötig sind, damit eine solche Reise sicher und störungsfrei verläuft.
Das vorletzte Abendessen genossen wir noch einmal auf dem Lido Deck, begleitet von einem traumhaften Sonnenuntergang und den sanften Klavierklängen von Tom Hook.
Am siebten Morgen standen wir sehr früh auf, um den Sonnenaufgang mit Kaffee an Deck zu erleben und das Ankermanöver vor Spetses zu beobachten. Die kleine, weitgehend autofreie Saronische Insel fernab des Massentourismus empfing uns mit beschaulichem Charme. Nach dem Frühstück tenderten wir an Land, schlenderten durch verwinkelte Gässchen und besorgten Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Gegen 13.30 Uhr waren alle Passagiere zurück, die Segel wurden ein letztes Mal gesetzt. Wir nutzten die Gelegenheit zum Brückenbesuch – während der gesamten Reise stand die Brücke außerhalb von Manövern offen – und konnten Kapitän Pfenninger zusehen, wie er den letzten Kurs Richtung Piräus setzte. Seine geduldigen Erklärungen zu Instrumenten und Navigation vermittelten einen beeindruckenden Einblick in die Kunst, einen solchen Großsegler zu steuern.
Um 19 Uhr versammelte sich die gesamte Bordgemeinschaft zum Champagner-Empfang auf dem Lido Deck. Kurz nach der Begrüßung des Kapitäns und dem gemeinsamen Anstoßen geschah etwas Magisches: Eine große Delfinschule begleitete uns – als wäre es inszeniert – bis zum Beginn des Abschieds-Gala-Dinners.
Zuvor wurde noch die Seekarte der Reise verlost, auf der die Crew alle Kurse und Ziele eingezeichnet hatte. Alle Passagiere hatten während der Woche Lose erwerben können, der Erlös kommt der Crew zugute. Dann das finale Dinner im Restaurant: fantastisch zubereitet, stilvoll serviert, wehmütig genossen. Den letzten Abend ließen wir mit Wein und Ouzo on the Rocks an Deck ausklingen, erfüllt von unvergesslichen Erinnerungen.
Gegen 6 Uhr morgens, nach 547 zurückgelegten Seemeilen (etwa 1.013 Kilometer), lief die "Sea Cloud II" bei einem wunderschönen Sonnenaufgang in Piräus ein. Nach dem gemeinsamen Frühstück und dem Austausch von Telefonnummern fiel der Abschied schwer – von Mitreisenden, die zu Freunden geworden waren, und von einer Crew, die Perfektion mit Herzlichkeit verbindet.
Gegen 9 Uhr gingen wir von Bord – vollgepackt mit Erinnerungen, die weit mehr wiegen als jedes Souvenir.
Von ganzem Herzen danken wir für diese unglaubliche Reise und allen, die sie möglich gemacht haben. Es war gewiss nicht das letzte Mal, dass wir bei Sea Cloud zu Gast sein werden.
Eine Reise mit der Sea Cloud Cruises GmbH ist bedingungslos empfehlenswert: Das Konzept lässt wirklich keine Wünsche offen. Selbst Alleinreisende finden dank der überschaubaren Passagierzahl schnell Anschluss. Es gibt an Bord so viel zu entdecken, dass auch Seetage nie langweilig werden. Die Crew – ob an Land oder auf dem Wasser – leistet großartige Arbeit, professionell und doch persönlich.
Für mich als angehende SKS-Inhaberin war es mehr als eine Luxuskreuzfahrt: Es war eine Lektion in maritimer Exzellenz, eine Inspiration und ein Privileg, Teil dieser schwimmenden Legende sein zu dürfen. Danke, YACHT. Danke, Sea Cloud. Und fair winds für alle kommenden Reisen.
Die nächste Leserreise der “Sea Cloud II” wartet schon auf Sie. Es geht in die Karibik...