David Ingelfinger
· 18.12.2025
Im Mittelpunkt der Forschung steht die Automatisierung wissenschaftlicher Analyseverfahren für den Umweltschutz. Mithilfe von KI sollen Verzögerungen überwunden und eine verlässliche Datengrundlage in Echtzeit etabliert werden.
Im deutsch-dänischen Verbundprojekt “RECOVER” entwickeln Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel gemeinsam mit Partnern aus Süddänemark und der Christian-Albrechts-Universität ein virtuelles Abbild der südwestlichen Ostsee.
Dieser sogenannte „digitale Zwilling“ erlaubt es, Umweltveränderungen zu erfassen und unterschiedliche Szenarien zu simulieren. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Vorhersage potenzieller Klimaveränderungen und die Auswirkungen landwirtschaftlicher Nährstoffeinträge auf die Ökosysteme. Als biologische Messinstrumente dienen dabei Mikroalgen. Laut den Forschern ermöglicht ihre Reaktion auf Licht, Temperatur und Salzgehalt direkte Rückschlüsse auf die ökologische Gesundheit des Meeres.
Um den „digitalen Zwilling“ mit verlässlichen Daten zu versorgen, kommt eine Kombination aus hochauflösenden Kamerasystemen und DNA-Analyseverfahren zum Einsatz. Während hochentwickelte Kameras auf den Forschungsschiffen Mikroalgenarten in Echtzeit identifizieren, ermöglicht die sogenannte „Umwelt-DNA-Analyse“ den Nachweis selbst geringster Spuren biologischen Materials im Wasser.
Sämtliche Informationen aus dem Meer fließen unmittelbar in das virtuelle Abbild der Ostsee. Die KI-gestützte Plattform soll Muster erkennen und Veränderungen frühzeitig melden. Das GEOMAR erhofft sich daraus eine deutliche Effizienzsteigerung seiner Forschung.
Das Projekt bezieht zahlreiche Netzwerkpartner aus Kommunen, Tourismus und Wirtschaft ein, um eine flächendeckende Erfassung der Wasserqualität zu gewährleisten. Ziel der Forscher ist es, die Öffentlichkeit für den Zustand der Meere zu sensibilisieren.
Das bundesweite Projekt “KI-Nationalpark” setzt Künstliche Intelligenz in 13 Nationalparks ein, um ökologische Daten automatisiert zu erfassen. Seit September 2025 sind auch im Nationalpark “Niedersächsisches Wattenmeer” spezielle Sensoren im Einsatz. Dort sammeln Kamerafallen und Audio- sowie Klimasensoren kontinuierlich Informationen über die Artenvielfalt und den Einfluss menschlicher Aktivitäten in der Region.
Die Auswertung übernimmt eine Künstliche Intelligenz, die große Mengen an Bild- und Tonmaterial analysiert. Zuerst erkennen die Sensoren der Anlage automatisiert ihre Umgebung. Die KI identifiziert dann spezielle Geräusche, zum Beispiel Vogelstimmen, Fledermausrufe oder Störungen durch den Menschen. Ziel ist es, am Ende ein verlässliches Lagebild der tatsächlichen Situation vor Ort zu erhalten.
Die Hoffnung der Forscher ist, auf diese Weise präzise und aktuelle Daten zu sammeln, ohne die Tierwelt durch menschliche Präsenz zusätzlich zu belasten. Das Projekt liefert eine neue, verlässliche Datengrundlage für den Umweltschutz an Land.