In einer beispiellosen Aktion haben chilenische Behörden vier ausländische Yachten beschlagnahmt, die entgegen gültiger Vorschriften zahlende Gäste auf Törns in der Magellanstraße und bis zur Antarktis mitnahmen. Die Schiffe waren ursprünglich als Privatboote mit Touristenvisa ins Land gekommen, ihre Eigner begannen dann aber, lukrative Reisen für Summen von bis zu 14 Millionen Pesos (etwa 14.000 Euro) pro Person anzubieten. Die Touren führten von Puerto Natales, Puerto Williams und Punta Arenas bis in die Antarktis und sogar nach Valdivia.
An der Operation waren der chilenische Zoll, die Marine und die Kriminalpolizei (PDI) beteiligt. Sie deckten auf, dass die Yachten, die zunächst als Touristenboote ins Land gekommen waren, illegal kommerzielle Dienstleistungen anboten. Die Behörden betonten die Einzigartigkeit dieser Aktion in Chile und kündigten an, auch in Zukunft solche Aktivitäten streng zu kontrollieren.
Die Eigner der Yachten wurden mit empfindlichen Geldstrafen belegt. Einer von ihnen zahlte bereits über 70 Millionen Pesos (etwa 70.000 Euro), um Freigabe seines Schiffes und die Ausreise mit demselben zu ermöglichen.
Reinhold Andronoff, Regionaldirektor des Zolls in Punta Arenas, erklärte: “Die Schiffe bleiben beschlagnahmt, bis die Strafen bezahlt wurden. Einer der vier Eigner hat das bereits getan und durfte das Land verlassen, allerdings mit dem Hinweis auf das strikte Verbot, künftig Charterfahrten in chilenischen Gewässern durchzuführen. Um das tun zu dürfen, müssen ausländische Eigner die entsprechenden Genehmigungen einholen.”
Aus Sicht der Behörden verstießen die ausländischen Charteranbieter nicht nur gegen Zoll- und Einwanderungsgesetze, sondern gefährdeten auch die Sicherheit der Touristen. Die zahlenden Mitsegler seien als erfahrene Besatzungsmitglieder ausgegeben worden, obwohl sie teilweise keinerlei nautische Erfahrung besessen hätten. Zudem seien aus Behördensicht unter inadäquaten Bedingungen untergebracht, was sowohl ihre persönliche Sicherheit als auch die Entwicklung des Tourismus in der Region beeinträchtigte.
Die Betreiber der Yachten boten mehrtägige Törns in der Region Feuerland, um das Kap Hoorn und in die Antarktis an. Sie warben mit der Schönheit der chilenischen Fjorde und damit, dass ihre Yachten für lange Seereisen ausgerüstet und mit allen erforderlichen Genehmigungen für die Antarktis ausgestattet seien.
Eine der beschlagnahmten Yachten, die "El Doblón" mit panamaischer Flagge, gehört dem Unternehmen Alegría Marineros Expediciones, das online mit dem Slogan warb: “Mit uns zu segeln ist kein einfacher Bootsausflug; es ist ein vollständiges Eintauchen in das Leben an Bord. Hier gibt es keine Touristen, nur Abenteurer, die lernen, teilnehmen und spüren wollen, was es bedeutet, sich dem Meer, dem Wind und den Entscheidungen jedes Tages zu stellen.”
Die Behörden wurden misstrauisch, als die Yachten bei ihrer Ankunft in Chile eine “vorübergehende Zulassung ohne kommerzielle Zwecke” beantragten – ein übliches Verfahren für private Boote, die Chile nur durchqueren. Experten der Generaldirektion für Seegebiet und Handelsmarine sowie des regionalen Zollamts in Punta Arenas schlugen Alarm, als ungewöhnliche Anträge auftauchten, wie die Genehmigung für einen großen Besatzungswechsel bei der Ankunft im Hafen.