EU-Bootsbranche im VergleichGrößte Bootsdichte in Skandinavien, Deutschland punktet bei Häfen

Fabian Boerger

 · 28.12.2025

EU-Bootsbranche im Vergleich: Größte Bootsdichte in Skandinavien, Deutschland punktet bei HäfenFoto: Archiv
Finnland und Sportboote: Das passt gut und häufig zusammen, wie Zahlen einer EU-Studie zeigen.
Finnland führt nicht nur beim Glück, sondern auch bei der Bootsdichte. Eine EU-Studie zeigt überraschende Statistiken zur Bootsbranche in Europa – und wo Deutschland im Vergleich steht.

Die Finnen stehen zum achten Mal in Folge an der Spitze des Welt-Glücksberichts der Vereinten Nationen. Wissenschaftler erklären das mit dem Vertrauen: Die Menschen vertrauen einander, ihren Institutionen und der Gesellschaft als Ganzes. Aber könnte das Glück nicht auch mit etwas anderem zusammenhängen – vielleicht mit der erstaunlich hohen Bootsdichte im Land?

​Das lässt sich zumindest vermuten, wenn man die Zahlen einer aktuellen EU-Studie betrachtet. Sie nimmt Europas zersplitterte Führerschein-Regelungen unter die Lupe und zeigt auf, wie sich das System vereinfachen lässt. Als statistische Grundlage dienen Daten aus den 27 EU-Staaten plus Norwegen, der Schweiz und Großbritannien.

Der Überblick zeigt, wie die Bootsbranche in den einzelnen Ländern strukturiert ist – und macht deutlich, wer von Änderungen im Führerscheinwesen betroffen wäre. Die Liste reicht von Bootseigentümern über Marinas und Werften bis hin zu Reparaturbetrieben.

  • Die ganze Studie finden Sie hier.

Reichlich Platz zum Segeln

Interessant sind zum Beispiel die Statistiken zur Anzahl der Sportboote in jedem Land. Die Forschenden setzen diese Zahlen mit verschiedenen Faktoren in Beziehung – etwa mit der potenziellen Segelfläche pro Boot. Gemeint ist die Fläche eines Landes, auf der man theoretisch segeln könnte. Sie berechnet sich aus der Küstenlinie – Binnen- und Seegewässer – multipliziert mit einer Seemeile.

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Quelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von BootsführerscheinenQuelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von Bootsführerscheinen

Besonders gut schneiden Slowenien und Frankreich ab, gefolgt von Belgien und den Niederlanden. Deutschland liegt dabei im vorderen Mittelfeld. Die skandinavischen Länder fallen wiederum überraschend weit zurück – obwohl gerade sie mit Abstand die längsten Küstenlinien haben. Das Verhältnis erklärt sich durch die vergleichsweise geringe Bevölkerungszahl: Wenige Bootsführer verteilen sich auf riesige Wasserflächen.

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Finnland mit den meisten Sportbooten

Betrachtet man die Statistik, die Boote mit der Bevölkerungsdichte vergleicht, fällt auf, dass die skandinavischen Länder an der Spitze stehen:

  1. Finnland: 132 Boote pro 10.000 Einwohner
  2. Norwegen: 148,3 Boote pro 10.000 Einwohner
  3. Schweden: 82 Boote pro 10.000 Einwohner

Deutschland liegt mit 5,7 Booten pro 10.000 Einwohner weiter hinten in der Rangliste. Aufgeschlüsselt nach Motor- und Segelbooten sieht die Verteilung folgendermaßen aus:

Bild 1
Quelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von Bootsführerscheinen

Deutschland und die Marinas

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Deutschland bei der Anzahl an Sportbooten im Mittelfeld liegt. Laut ICOMIA, dem internationalen Dachverband der Bootsindustrie, gibt es hierzulande rund 480.000 Sportboote. Auf diese Zahlen stützt sich die EU-Studie weitestgehend. 194.000 davon sind Segelboote – das entspricht vierzig Prozent. Die übrigen sechzig Prozent, also 286.000, sind Motorboote.

​Wo Deutschland punkten kann, ist die Anzahl an Marinas im Verhältnis zur potenziellen segelbaren Fläche. Gemeinsam mit Belgien liegt Deutschland hier vorne:

Quelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von BootsführerscheinenQuelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von Bootsführerscheinen

​Exporte und Arbeitsplätze

Bei den Exportzahlen aus der Bootsbranche dominiert Italien. Von den 10,5 Milliarden Euro Exportvolumen für Boote kommen 31 Prozent aus dem Mittelmeerland. Die Niederlande folgen mit 26 Prozent, Deutschland mit elf Prozent und Frankreich mit zehn Prozent.

Auch als Arbeitgeber führt Italien: 10.338 Menschen arbeiten dort in der Sportbootbranche – mehr als in jedem anderen EU-Land. Frankreich beschäftigt 9.039 Menschen, Deutschland 8.829, Polen 7.931 und die Niederlande 5.494. Insgesamt hängen europaweit rund 32.000 Arbeitsplätze an der Branche.

Legt man den Fokus auf die Anzahl an Bootsbauern, ergibt sich im EU-Vergleich folgendes Bild:

Quelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von BootsführerscheinenQuelle: EU-Kommission (2025): Studie zur gegenseitigen Anerkennung von Bootsführerscheinen

Finnland bei Bootsdichte vorn, Italien beim Export​

Zusammengefasst offenbart die EU-Studie überraschende Unterschiede in Europas Bootsbranche. Während Skandinavien bei der Bootsdichte pro Einwohner führt – Finnland mit 132 Booten pro 10.000 Einwohner an der Spitze – dominiert Italien wirtschaftlich mit 31 Prozent Exportanteil und den meisten Arbeitsplätzen in der Bootsbranche. Deutschland liegt mit 5,7 Booten pro 10.000 Einwohner im unteren Mittelfeld, punktet aber mit einer hohen Marina-Dichte.

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