Pascal Schürmann
· 30.01.2020
Großbritannien verabschiedet sich von der EU. Der Brexit hat Folgen, auch für Segler. Was künftig auf Crews zukommen könnte, die einen Englandtörn planen
Heute ist Schluss, ab morgen ist das Vereinigte Königreich kein EU-Mitglied mehr. Damit endet das jahrelange, zähe Ringen um den Verbleib oder den Austritt der Briten. Spannend wird es dennoch bleiben, denn noch ist in vielen Bereich völlig unklar, welche konkreten Auswirkungen der Schritt sowohl für Europäer als auch die Briten selbst haben wird.
1. Aufwändigerer Grenzwechsel
Wer nach England segelte, musste offiziell auch bisher schon in Deutschland aus- und in England einklarieren. In der Praxis aber pochten die Behörden dies- und jenseits des Kanals meist nicht auf die Einhaltung der Formalitäten. Das könnte sich ändern. Schlimmstenfalls werden Visa erforderlich. Wahrscheinlicher ist, dass neben den üblichen Schiffspapieren weiterhin der Reisepass genügt, der aber nicht mehr mindestens noch drei, sondern dann gegebenenfalls noch sechs Monate lang gültig sein muss. Auch der Gang zum Hafenamt und zum Zoll dürfte nach einem harten Brexit für Englandsegler obligatorisch werden.
2. Unfreiwilliger Bootsimport
Hiesige Eigner, deren Boote seit Längerem dauerhaft in England liegen, müssen aufpassen! Ab morgen befinden die sich außerhalb der EU und müssten bei einer Rückkehr nach Deutschland in die EU eingeführt, sprich verzollt und versteuert werden. Ob dies tatsächlich so gehandhabt wird, ist zwar noch unklar. Wer indes auf Nummer sicher gehen wollte, müsste noch heute sein Boot vorsorglich in ein EU-Land verholen.
3. Ausrüstung und Sicherheit
Innerhalb der EU garantiert die CE-Zertifizierung einer Yacht, dass diese den geltenden Ausrüstungs- und Sicherheitsstandards entspricht. Möglicherweise erkennt England dieses Zertifikat künftig nicht mehr an und erlässt eigene Vorschriften. Die müssen im Zweifel dann auch ausländische Yachten erfüllen, die Kurs auf die Insel nehmen.
4. Neue Versicherungsregeln
Ob Boots- oder Krankenversicherung, Segler sollten prüfen, ob ihre Policen für Reisen nach England weiterhin Deckung gewähren. Insbesondere Eigner, die ihre Yacht bei einem britischen Versicherer unter Vertrag haben, werden sich wohl einen neuen Anbieter suchen müssen. Und ob deutsche Krankenkassen noch Arzt- oder Krankenhausrechnungen aus England begleichen, ist ebenfalls offen. Im Zweifel besser eine Auslandsreisekrankenversicherung abschließen.
5. Zollfreier Diesel
In England gibt es bislang noch steuervergünstigten roten Diesel. Den in die EU einzuführen war zuletzt nur noch britischen Crews gestattet. Alle anderen durften allenfalls Restmengen einführen. Damit dürfte künftig wohl auch Schluss sein.
6. Ungeklärte Scheinfragen
Die EU-Länder erkennen untereinander n der Regel Segel- und Funkscheine anderer EU-Länder an. In manchen Drittstaaten hingegen müssen Skipper auch schon mal eine Nachprüfung absolvieren, etwa einen landesspezifischen Funkschein erwerben. Ob das auch in England so sein wird, bleibt abzuwarten.
7. Gesundheitscheck für Haustiere
Wer den Bordhund oder die Bordkatze mit nach England nehmen will, muss jetzt schon diverse Vorschriften beachten, vom gültigen Tierpass bis hin zum Impfnachweis. Grundsätzlich wird sich daran vermutlich wenig ändern. Eventuell müssen aber bisherige Dokumente durch neue ersetzt werden.
8. Teure Telefonate
Die EU-Roaming-Regelungen könnten für Großbritannien entfallen. Wer seine Telefonkosten im Griff behalten will, sollte daher in England künftig besser eine Prepaid-Karte erwerben oder aber das Handy bei Überqueren des Ärmelkanals ausschalten.