Pascal Schürmann
· 28.05.2019
Auf dem Weg vom oder in den Indischen Ozean segeln wieder vermehrt Crews durchs Rote Meer, sagt die Bundespolizei See und warnt, die Route sei höchst gefährlich
Das in Neustadt in Holstein ansässige Piraterie-Präventionszentrum der Bundespolizei appelliert eindringlich an Langfahrtsegler, die Route vorbei am Horn von Afrika weiterhin zu meiden. Dort wären zuletzt wieder vermehrt Yachten gesichtet worden, obwohl die Gefahr durch Piratenangriffe keinesfalls gebannt sei.
Im Gegenteil, erst jüngst hätten wieder somalische Piraten versucht, Schiffe in ihre Gewalt zu bringen. Konkret berichtet die Bundespolizei von Angriffen auf ein Fischerei- sowie auf ein Handelsschiff, die unter anderem mit einer Panzerfaust beschossen worden seien. Beide Schiffe hätten jedoch bewaffnetes Sicherheitspersonal an Bord gehabt, die die Angreifer in Feuergefechte verwickelt und schlussendlich hätten abwehren können.
"Die Piraterie ist infolge der Anti-Piraterie-Maßnahmen am Horn von Afrika lediglich unterdrückt, jedoch nicht beseitigt worden", stellt die Bundespolizei unmissverständlich klar. Weiter heißt es: "Die Piraten verfügen nach wie vor über das Potenzial und den Willen, Kaperfahrten durchzuführen."
Besorgt beobachte man, dass gegenwärtig außerhalb der Monsunzeiten ein bis zwei Langfahrtcrews im Monat vor der somalischen Küste, meist am Horn von Afrika, von den dort an der Mission Atalanta beteiligten Einsatzkräften angetroffen würden. Im vergangenen Jahr sei eine Yacht dort sogar während des Monsuns gesegelt und prompt in Schwierigkeiten geraten – wenn auch zum Glück nur aufgrund schweren Wetters. Und im ersten Quartal des vorvergangenen Jahres sollen allein in Dschibuti zwölf Yachten festgemacht haben.
Unter den Blauwasserseglern, die das Risiko eines Piratenangriffs in Kauf nehmen, sind offenbar auch deutsche. So berichte Trans-Ocean, die Vereinigung der deutschen Langfahrtsegler, dass TO-Mitglieder 2017 ebenfalls durch den Golf von Aden nach Dschibuti und weiter durch die Meerenge von Bab el Mandab ins Rote Meer gesegelt seien. Das erklärte auf Nachfrage ein Sprecher der Bundespolizei.
Dieser warnt zugleich, nicht an die jemenitische Küste auszuweichen. Dies hätten Crews zu Beginn der Piratenattacken versucht, um den Somali auszuweichen. Doch allein aufgrund der derzeit kriegsähnlichen Zustände im Jemen sei auch hiervon dringend abzuraten.
Als Reaktion auf die Zunahme der Piraterie-Vorfälle hat die Bundespolizei im Februar 2010 das Piraterie-Präventionszentrum (PPZ) der Bundespolizei in Neustadt in Holstein eingerichtet. Eigens für Langfahrtsegler hält das PPZ immer am ersten Märzwochenende einen kostenlosen Workshop ab. Dabei geht es um mögliche Präventionsmaßnahmen sowie allgemein um die Sensibilisierung von Weltumseglern in Bezug auf mögliche Gefahren und auch den damit unter Umständen einhergehenden psychologischen Belastungen. Eine Anmeldung zum Workshop ist jederzeit per E-Mail möglich.
In Notfällen ist das PPZ jederzeit erreichbar unter Telefon +49 4561 4071 555, Fax: +49 4561 4071 118 und E-Mail: BPOL.SEE.PPZ@polizei.bund.de