BlauwasserGegenwind im Paradies

Kristina Müller

 · 03.12.2019

Blauwasser: Gegenwind im ParadiesFoto: H.-G. KIesel
Ankerlieger vor Raiatea – bald ein Szenario vergangener Tage?

Auf Tahiti und den benachbarten Inseln im Südpazifik wird Ankern neuerdings reglementiert und untersagt. Weltumsegler könnten vor einem Problem stehen

Crews, die auf Blauwassertörns durch die Südsee sind, könnten künftig ein Problem beim Aufenthalt in Französisch-Polynesien bekommen: Seit diesem Jahr wird Ankern an vielen beliebten Plätzen im Archipel der Gesellschaftsinseln eingeschränkt oder sogar ganz untersagt. Das berichten übereinstimmend die polynesische Seglervereinigung "Association des Voiliers en Polynesie" (AVP), Langfahrtsegler vor Ort sowie das Blauwasser-Portal Noonsite.

Immer weniger Ankermöglichkeiten

Betroffen sind vor allem beliebte Ankerplätze von Tahiti und weiteren Inseln des Archipels wie Moorea, Raiatea und Bora Bora. In Tahiti wurden den Berichten zufolge Yachten am bedeutendsten Ankerplatz der Insel bereits dazu aufgefordert, diesen zu verlassen.

Auf Tahitis direkter Nachbarinsel Moorea soll nur noch eine begrenzte Anzahl von Schiffen für einen begrenzten Zeitraum an ausgewiesenen Plätzen ankern dürfen. Diese befinden sich überwiegend im Norden der Insel. Und auf Bora Bora darf gar nicht mehr vor eigenen Anker gegangen werden; Yachten dürfen gegen Gebühr nur noch an bereitgestellten Murings bleiben.

Alternativen für die Ankerlieger vor Tahiti sind offenbar nicht in Planung. Die Plätze in den Häfen der Insel sind begrenzt und schnell voll.

Strategisches Ziel für Weltumsegler

Tahiti und die umliegenden Inseln sind bedeutende Ziele für Weltumsegler, die den Pazifik überqueren. Die Insel ist die größte des Archipels der Gesellschaftsinseln und eine der wenigen im Südpazifik, welche die Infrastruktur für größere Verproviantierung und Reparaturarbeiten bietet. Sie wird daher von den meisten Yachten auf Durchreise angelaufen.

Segelrallyes wie die World ARC oder die Tahiti Pearl Regatta machen zudem mit ihren Flotten hier Halt. Auch wegen ihrer Natur und Kultur sind die Vulkaninseln Ziele, die viele nur ungern auslassen.

Wegen Überfüllung geschlossen?

Zur Ursache der verschärfen Regeln für ankernde Yachten verweist die AVP auf die seit Jahren steigende Zahl an Segelyachten in der Region. Langzeitvisa sind einfach zu erhalten, Yachten können drei Jahre lang bleiben, bevor sie offiziell eingeführt werden müssen. Einnahmen aus dem maritimen Tourismus, zu dem aber auch Kreuzfahrtschiffe zählen, sind laut AVP eine bedeutende strategische Einnahmequelle Französisch-Polynesiens.

Nun aber wird die Zahl der Yachten den Einheimischen offenbar zu viel, und auch der Schutz der Ankerplätze und der Korallenriffe spielt eine Rolle.

Wie es für die Segler vor Ort und ankommende Yachten nun weitergeht, sei aktuell noch ungewiss, berichten deutsche Langfahrtsegler von Tahiti. Die Lage an den Ankerplätzen eines der beliebtesten Ziele entlang der Barfußroute ändere sich derzeit noch ständig.