Martin Finkbeiner
· 10.03.2019
Friederike und Martin Finkbeiner sind seit letztem Sommer mit ihrer "Aracanga" unterwegs. Seit Anfang des Jahres erkunden sie die Westküste Afrikas. Ihr Bericht
Es gibt viele Wege, die Welt zu besegeln. Wir haben uns dafür entschieden, nicht der großen Masse zu folgen, sondern uns möglichst abseits der gängigen Blauwasserrouten zu bewegen und Länder und Orte zu besuchen, die nicht regelmäßig von Fahrtenseglern angelaufen werden. Nach Marokko und den Kapverden sind wir daher statt nach Westen nach Osten gesegelt, um die westafrikanischen Länder Senegal und Gambia zu besuchen.
Entgegen aller Warnungen und Bedenken, die wir uns bei der Planung der Route anhören mussten, erleben wir hier eine Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht. Aktuell schwimmt unsere "Aracanga" im Süßwasser, weit im afrikanischen Binnenland auf dem mächtigen Gambia River. Doch der Reihe nach.
100 Seemeilen – so weit ist es vom Süden des Senegals nach Gambia. Für die verhältnismäßig kurze Strecke entlang der westafrikanischen Küste kalkulieren wir 24 Stunden ein. Wir wären gern länger geblieben in der Casamance, wie der Fluss und die gleichnamige Region im Süden des Senegals heißt. Doch leider ist unser Cruising Permit abgelaufen.
Der einzige "Port of Entry" des Senegals ist Dakar, und es ist nicht möglich, in einem anderen Ort in das Land einzureisen. Einen Ausreisestempel bekommt man allerdings auch in der Casamance, da für die Ausreise nur die Immigration und nicht auch der Zoll aufgesucht werden muss.
Also ankern wir vor Elinkine und fragen uns zum Büro der Immigration Police durch. Dort allerdings stoßen wir mit unserem rudimentären Französisch auf Sprachbarrieren – und auf einen Officer, dem gerade eher nach Palmwein als nach Arbeiten zumute ist. Wir sollen an den Flughafen fahren und dort ausklarieren, sagt er.
Dort kosten die Stempel für die Pässe allerdings ein beachtliches "Trinkgeld", wie wir von anderen Seglern wissen. Es ist genau, wie uns zu Beginn unseres Casamance-Aufenthalts gesagt wurde: Das Land ist sehr sicher, und die Menschen sind unglaublich hilfsbereit und freundlich. Die einzigen, vor denen man sich in Acht nehmen muss, sind die Offiziellen.
Jetzt also stecken wir in der Zwickmühle: Der eine will uns nicht ausklarieren und der andere verlangt dafür sehr viel Geld. Also Lagebesprechung zurück an Bord und Telefonat mit einem befreundeten Segler, den wir hier kennengelernt haben. Am nächsten Morgen versuchen wir unser Glück noch einmal, und unser Freund begleitet uns. Ganz nebenbei zeigt er dem Officer seinen Pass mit den Ausreisestempeln aus Elinkine, und wir alle tun so, als ob es gestern nur ein großes Missverständnis gegeben hat. Eine halbe Stunde und 15 Euro "Gebühren" später haben wir unsere Stempel in den Pässen und machen uns auf den Weg nach Norden. Geht doch!
Der Wetterbericht sagt etwas Wind vorher, sodass wir die erste Hälfte segeln und dann den Rest unter Maschine zurücklegen möchten. So weit der Plan. In Elinkine haben wir jedoch keinen Diesel bekommen, also wurde der restliche Treibstoff zwischen unserer "Aracanga" und unseren Freunden vom "Streuner" so aufgeteilt, dass es für beide Boote bis nach Gambia reichen sollte. Dann geht es los, unter Maschine mit der langsam einsetzenden Ebbe durch den flachen, gut betonnten Pass raus auf den Atlantik.
Der erhoffte Wind stellt sich dort nicht ein, daher setzen wir nur das Großsegel, um das Boot in der Dünung etwas zu stabilisieren, und fahren weiter unter Maschine. 100 Meilen bei durchschnittlich vier Knoten bedeutet 25 Stunden, bei einem Dieselverbrauch von großzügig gerechnet einem Liter die Stunde heißt das 25 Liter. Mit unseren 30 Litern im Tank plus fünf Liter Reserve sollten wir also zur Not die komplette Strecke unter Maschine zurücklegen können.
Uns so ist es auch. Bei absoluter Flaute und schlechter Sicht tuckern wir langsam in die Nacht. Gegen 23 Uhr verlieren wir das Licht der "Streuner" aus den Augen. Die Küste vor dem Senegal und vor Gambia ist sehr flach und fischreich, und tags wie nachts sind unzählige Fischer in ihren eleganten, bunten Pirogen unterwegs – was uns eine schlaflose Nacht beschert.
Die Fischer legen Netze aus, die in der Regel unter der Wasseroberfläche treiben und mit Fahnen markiert sind. Manche Netze, wie wir jetzt feststellen, treiben jedoch an der Oberfläche und stellen eine Gefahr für uns dar, da sie nicht beleuchtet sind und sich leicht in unserem Propeller verheddern können. Da wir in der stockdunklen Nacht keine Chance haben, die Netze zu erkennen, bewegen wir uns nicht weg vom Gashebel, um im Notfall den Hebel auf Neutral zu stellen und somit Schlimmeres zu verhindern.
Zweimal erwischt es uns. Glücklicherweise hängt das Netz nur zwischen Kiel und Ruder und nicht in der Schraube. Trotzdem müssen wir ins Wasser, um es unter dem Ruder hindurch zu drücken und uns zu befreien. Etwas mulmig ist es schon, bei stockdunkler Nacht auf Tauchgang zu gehen, zumal wir bei der Dämmerung noch zwei stattliche Haie gesehen haben, aber es bleibt uns nichts anderes übrig.
Der Rest der Nacht vergeht ohne nennenswerte Zwischenfälle, doch im Morgengrauen gibt es schon den nächsten Schreck: Wenige Meilen vor Banjul ist unser Tank leer – wir haben deutlich mehr Sprit verbraucht als kalkuliert. Also schütten wir die letzten fünf Liter hinterher und setzen trotz fast absoluter Flaute auch die Genua. Am Funk rufen wir die "Streuner" auf dem vereinbarten Kanal, die uns jedoch nicht hört. Wir sehen allerdings ihr Boot am Horizont vor uns und kommen ihnen langsam näher. Auch sie dümpeln in der Flaute.
Ihr Motor ist wegen eines verstopften Kühlwasserfilters heißgelaufen, was allerdings schnell behoben ist. Von den beiden bekommen wir weitere fünf Liter Diesel, sodass der Sprit jetzt für beide Boote bis zu unserem Ziel Banjul reichen sollte. Wenige Meilen vor der Ankunft dann dasselbe Spiel nochmal. Diesmal ist den "Streunern" der Diesel ausgegangen. Wir hängen sie an eine lange Schleppleine für die letzten Meter.
Gerade als wir in Banjul, der Hauptstadt Gambias, an der erstbesten Stelle den Anker werfen wollen, kommt uns das Lotsenboot entgegen und weist uns an, an dem Baggerschiff "Samo" festzumachen. Also nehmen wir den "Streuner" längsseits und gehen wiederum längsseits an das Arbeitsschiff, von dessen Crew wir sehr freundlich empfangen werden. Einer eilt sofort los, um uns zwei Kanister Diesel zu besorgen, ein weiterer macht sich mit uns auf den Weg zur Immigration.
Über die Immigration von Banjul haben wir einiges sehr Unterschiedliches gehört und gelesen und sind daher gespannt, was uns erwartet. Wir werden in das enge Büro gebeten und nehmen gegenüber einer Beamtin und einem Beamten Platz: "Wie lange wollt ihr bleiben?" – "Bis November" – "Kein Problem, ihr bekommt ein Visum für einen Monat, das könnt ihr auf drei Monate verlängern, und danach bekommt ihr einen Resident Status." Das war ja einfach. Die Stimmung ist sehr locker, wir füllen ein paar Formulare und Crewlisten aus, es werden ein paar Fragen zum Woher und Wohin gestellt, und danach zeigen wir Fotos vom Winter in Deutschland. Zurück an Bord, stehen jeweils zehn Liter Diesel für uns bereit.
Wir sind, wie bereits so oft in Westafrika, wieder einmal überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft. Die Crew bietet an, uns am nächsten Tag auch zum Zoll und zum Hafenmeister zu begleiten. Wir verabreden uns für acht Uhr in der Früh. Dann machen wir uns auf den Weg zu unserem Ankerplatz, der sich ironischerweise "Half Die" nennt, was irgendwie zu unserer Überfahrt passt. Den Namen verdankt das Gebiet in Wahrheit allerdings einer Choleraepidemie, die 1869 die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft hatte.
Eines der Crewmitglieder des Baggerschiffs wird am nächsten Tag von seinem Chef freigestellt, um uns zum Zoll zu begleiten. Das Hauptzollamt ist mitten in der Stadt, und der Beamte erklärt uns, dass es Freitagvormittag sei und er so kurz vor dem Wochenende eigentlich nicht mehr arbeiten wolle. Nach kurzem Hin und Her reicht er uns die Formulare zum Ausfüllen. Nachdem alle Felder ausgefüllt sind, bekommen wir das gleiche Formular noch einmal, um eine Kopie anzufertigen.
Mit den Dokumenten werden wir zurück in den Hafen geschickt, wo der dortige Beamte unsere Boote inspizieren und die Papiere dann stempeln soll. Der Zollbeamte im Hafen erklärt uns, dass er nicht schwimmen kann und außerdem sei schon Freitag. Wir einigen uns darauf, ihm ein paar Bilder vom Boot zu zeigen, und fünf Minuten später sind die Dokumente gestempelt. Geschafft!
Gambia ist in erster Linie für den gleichnamigen Fluss bekannt, der sich breit und mächtig durch das flache Mangrovenland schlängelt und den wir mit unserer "Aracanga" befahren möchten. Das Land ist nicht viel breiter als der Fluss – man sagt, so breit wie einst die britischen Kanonen auf beide Seiten des Ufers schießen konnten – und wird von allen Seiten vom Senegal umschlossen. Im Westen grenzt Gambia an den Atlantik mit den angeblich schönsten Stränden Afrikas, es wird auch "The Smiling Coast of Africa" genannt.
Bevor wir unsere Flussfahrt beginnen können, müssen wir einige Vorbereitungen treffen, denn entfernt von der Küste wird die Versorgungslage dürftig. Banjul ist staubig, laut, dreckig und trotzdem faszinierend, sympatisch und voller Charme. An jeder Ecke gibt es Cafe Tuba, den einheimischen, gewürzten Kaffee für 5 Dalasi, was ca. 9 Cent entspricht, sowie das einheimische Brot Tabalabba mit Omelette für 20 Dalasi.
Während unserer Besorgungen finden wir mitten im Dreck einer staubigen Vorstadtstraße in der prallen Sonne eine kleine Babykatze, die herzzerreißend miaut und deren Zustand dem Namen des Stadtteils "Half Die" alle Ehre macht. Vor allem Riki lässt das leidende Tier nicht kalt, und kurzerhand packen wir sie in einen Stoffbeutel, um sie an Bord aufzupäppeln. Mittlerweile hat sich der Kleine gut an Bord eingelebt und hält den Rest der Crew auf Trab. Seiner Heimat und seinem Zustand nach hat er den Namen "Half Die" bekommen.
Nach zwei Vorbereitungstagen geht es dann endlich auf den Fluss, für den wir uns viel Zeit nehmen möchten. Der Gambia River ist breit und hat nur eine schwache Strömung. Die Tide hingegen sorgt für einen kräftigen Strom, der alle sechs Stunden die Richtung ändert und, je nach Mondphase, drei bis vier Knoten stark ist, in der Regenzeit von Mai bis September noch stärker.
Also planen wir unsere Tour nach der Tide und fahren mit dem Flutstrom, der uns zusätzliche Meilen schenkt, nach Osten. Im Mündungsgebiet ist der Fluss stellenweise über drei Meilen breit, oftmals kann man das gegenüberliegende Ufer nur schemenhaft im Dunst erkennen.
Etwa 15 Meilen flussaufwärts liegt James Island, unser erstes Ziel. Die Insel ist eine kleines, karges, lebensfeindliches Stückchen Land, das aufgrund seiner strategischen Lage während der Kolonialzeit schwer umkämpft war und zum Fort ausgebaut wurde. Auf den 0,3 Hektar Fläche, die nur zwei Fuß über dem Wasserpegel liegen, haben zeitweise über 100 Menschen gelebt. Es war Handelsstützpunkt, Verteidigungsanlage und Sklavenumschlagsplatz. Wer die Insel beherrscht hat, beherrschte den Fluss.
Das nächste Etappenziel heißt Tendeba, ein für hiesige Verhältnisse größerer Ort etwa 50 Seemeilen im Landesinneren. Hier besorgen wir Sprit für unseren Außenborder, den wir in Banjul nicht mehr bekommen hatten. Die "Tankstelle" ist ein Kabuff von einem guten Meter im Quadrat, in dem ein Halbwüchsiger Benzin aus einem Kanister in alte Wein- und Ginflaschen füllt und sie literweise verkauft. Bei unserem Fußmarsch zur Tankstelle und zurück werden wir von einer großen Kinderschar begleitet, die uns jeder etwas abnehmen und tragen und uns an der Hand nehmen möchten.
Von Tendeba geht es am nächsten Mittag mit der steigenden Flut weiter ostwärts. An der Pier stehen etwa 20 Kinder und winken uns zu, während wir in Richtung Strommitte motoren. Nach dem 35-Seemeilen-Gewaltmarsch des Vortags möchten wir heute nur eine kurze Etappe fahren und uns einen ruhigen Seitenarm suchen, wo wir fernab der Zivilisation mitten in der Natur ankern können.
Tagsüber ist es enorm heiß – zwischen 35 und 40 Grad –, und wir sind um jedes Fleckchen Schatten an Bord froh. Der Fluss ist mittlerweise deutlich schmaler und "nur" noch eine Seemeile breit. Für den Hauptstom gibt es verlässliche Karten, somit haben wir keine Probleme mit der Wassertiefe, die meist zwischen sechs und zehn Metern beträgt. Spannend wird es, wenn wir seitlich in einen der zahlreichen Creeks abbiegen, an deren Einfahrten sich meist eine flache Sandbank befindet. Einmal über die Flachstelle drüber, erwarten uns wieder Wassertiefen von bis zu zehn Metern und ein schmaler, von Mangroven überwucherter Seitenarm.
Ein paar Flussbiegungen später werfen wir den Anker und fühlen uns wie im Zoo. Unzählige Vögel sitzen im Mangrovendickicht und lauern auf Beute, von kleinen Eisvögeln bis hin zu mächtigen Adlern, riesigen Fischreihern und Pelikanen. Auch gibt es hier Krokodile, die man allerdings kaum zu Gesicht bekommt; sobald sie sich beobachtet fühlen, tauchen sie ab. Baden sollte man hier jedenfalls nicht, auch wenn es noch so verlockend ist. Gestern haben wir ein großes Krokodil nur ein paar Meter neben dem Boot gesehen.
Weiter nach Osten geht das Brackwasser langsam in Süßwasser über. Hier ändert sich auch die Landschaft und Vegetation. Die Mangroven an der Küste weichen den mächtigen, bis zu 20 Meter hohen Süßwassermangroven, deren Wurzeln aus vielen Meter Höhe ins Wasser hängen und die einen richtigen Eindruck von afrikanischem Dschungel erwecken. Je weiter wir den Fluss nach Osten befahren, desto häufiger lichten sich die Mangroven und geben den Blick auf das karge Hinterland frei. Dort wechseln sich sanfte, rote Hügel mit Reisplantagen, mächtigen Baobab- und Kapokbäumen, Palmplantagen und hin und wieder einer kleinen Ortschaft ab.
Der Strom teilt sich immer wieder in einzelne Seitenarme, die große Inseln umschließen. Für diese ist der Gambia River bekannt, hier findet sich eine reiche Vielfalt an Wasservögeln und Wildtieren. Einer unserer wichtigsten Begleiter in den letzten Tagen ist unser Fernglas, das immer griffbereit im Cockpit liegt, um das Ufer nach Krokodilen oder Flusspferden abzusuchen.
Krokodilen begegnet man im Salz- und Süßwasser, Flusspferde sind etwas wählerischer und nur im Süßwasser anzutreffen. Je weiter wir nach Osten fahren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir welche zu Gesicht bekommen.
Ein nächster Wegepunkt ist die erst dieses Jahr eröffnete neue Brücke über den Gambia River, die mit ihrer Durchfahrtshöhe von 17 Metern (ohne Gewähr, das ist nur, was wir gehört haben) für unsere kleinen Boote glücklicherweise kein Problem darstellt. Nach einer Nacht vor Anker an der Brücke heißt das nächste Ziel Bombale, eine kleine Ortschaft am nördlichen Seitenarm von Elephant Island, wo wir, wie an allen Orten bisher, herzlich und gastfreundlich empfangen werden.
Je weiter wir stromauf fahren, desto einfacher werden die Dörfer und Lebensumstände der Menschen in den Ortschaften. Wie so oft ist auch hier das Problem, dass verhältnismäßig mehr Geld für die Städte als für die ländliche Bevölkerung ausgegeben wird. Das merken wir schon beim Anlanden an dem, was einmal der Steg für die Fischer war: Übrig sind nur noch ein Haufen Steine mit ein paar abgebrochenen Pfeilern, über die man vorsichtig hinwegbalancieren muss, um nicht im Flussschlamm zu landen.
Von der Landungsstelle zum Dorf sind es zirka 300 Meter entlang einer roten Sandpiste mit Reisfeldern links und rechts, so weit das Auge reicht. Im Ort angekommen, wird man von einem riesigen Kapokbaum und einer noch größeren Schar Kinder begrüßt, die alle "Toubab" schreien und uns an die Hand nehmen. Aber nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Frauen und Männern des Dorfes sind wir die Attraktion. Jeder möchte sich vorstellen und fragt nach unseren Namen.
Am nächsten Tag besuchen wir die Schule, was immer eine gute Möglichkeit ist, etwas über Land und Leute zu lernen. Die Schule ist ein einfacher Bau ohne Strom und Wasser. Unterrichtet wird vom Kindergarten bis zur Klasse neun, schichtweise zum Teil am Vormittag und zum Teil am Nachmittag. Wir werden von Klassenzimmer zu Klassenzimmer geführt, wo wir uns mit den Lehrern und den Schülern unterhalten und sich jeder über unseren Besuch und über ein wenig Abwechslung im Unterrichtsalltag freut.
Nach der Führung sitzen wir im "Lehrerzimmer", einem einzelnen Schreibtisch im Schatten eines Mangobaums mit ein paar Ordnern und einer Pausenglocke auf dem Tisch, und erfahren von den Problemen der Schule, allen voran dem Schulbrunnen mit seiner defekten Pumpe. Die Lehrer träumen von einer solarbetriebenen Pumpe und einem Schulgarten, wo sie Obst und Gemüse anbauen und somit für etwas Abwechslung im Speiseplan sorgen können. Das gleiche Problem erleben wir am nächsten Tag wieder. Kebba, ein junger Mann aus dem Dorf, führt uns herum und zeigt uns unter anderem den Gemüsegarten des Dorfs, der allerdings eher einem Stück Wüste ähnelt.
Nur wenige Quadratmeter sind bewirtschaftet, dort wachsen Kassava, Tomaten, Schnittlauch und eine Handvoll anderer Pflanzen. Der Rest des Gartens liegt brach. Auch hier ist der Grund ein defekter Brunnen. Kebba träumt von einer elektrischen Pumpe, um nicht jeden Liter Wasser Hand über Hand aus zwölf Meter Tiefe fördern zu müssen. Ob wir ihm helfen können, möchte er wissen. Wir können einen gewissen Betrag beisteuern, und vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen. Gemeinsam können wir vielleicht eines der Projekte "Dorfpumpe" oder "Schulpumpe" realisieren. Wer Interesse hat – ihr könnt uns schreiben oder in unsere "Kaffeekasse" mit dem Betreff "Bombale" spenden. Auf dem Rückweg werden wir wieder an dem kleinen Dorf Bombale stoppen. Dass das Geld komplett weitergegeben wird, ist selbstverständlich.
Bei jedem Besuch eines neuen Ortes lernen wir viele Menschen kennen, jede neue Bekanntschaft ist eine Bereicherung, und manchmal können wir auch etwas zurückgeben. So hat unser gelbes Beiboot, das für das Meer nicht so gut geeignet, aber für den Fluss gut ist, hier in Bombale einen neuen, stolzen Besitzer gefunden. Und den einzigen Außenborder des Dorfes konnten wir mit etwas Glück wieder zum Laufen bekommen.
Der Abstecher nach Afrika ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir leben eng mit der Natur und lernen Orte kennen, die nur selten von anderen Seglern oder Touristen besucht werden. Es ist sehr sicher hier, seit Monaten haben wir unser Boot nicht mehr abgeschlossen. Die Einheimischen sind äußerst gastfreundlich und hilfsbereit, und die Natur ist atemberaubend schön.
Der einzige Haken – genau wegen dieser ursprünglichen Natur können wir hier nicht einfach ins Wasser springen, um uns abzukühlen. Die Abkühlung gibt es aus dem Eimer: seit langer Zeit die erste Süßwasserdusche.
Weitere Infos, Bilder und Artikel zur Reise der „Aracanga“ unter Ahoi.blog.