Schon am frühen Morgen begannen sich die Hafenmolen der Marina und des Hafens von Las Palmas zu füllen. Freunde und Familienmitglieder der Crews, aber auch viele Hundert Einheimische wollten sich das alljährliche Spektakel nicht entgehen lassen. Schnell waren die besten Plätze komplett besetzt.
Und zu sehen gab es viel. Fast drei Stunden lang dauerte allein das Ausdocken. In schier endloser Reihe defilierten 145 Crews mit ihren Yachten an den Schaulustigen vorbei. Unter deren Jubel, Winken und Zurufen hielten sie auf die Ausfahrt der Marina zu, um danach - vor den imposanten Wellenbrechern des Fähr- und Industriehafens der Stadt - die Segel zu setzen.
Dort war auch die Startlinie ausgelegt, markiert von einem spanischen Marineschiff. Bis die Schiffe auf die Reise geschickt wurden, dauerte es jedoch einige Zeit. Die ersten Boote, die die Marina verlassen hatten, mussten in einigermaßen unruhiger See teils noch mehrere Stunden ausharren.
Des einen Leid, des anderen Freud: Den Beobachtern an Land bot sich ein tolles Bild. Yachten jedweder Größe kreuzten in einem wild anmutenden Durcheinander ihre Bahnen - ein Fest für jeden Yacht-Spotter! Imposant anzusehen etwa die “Nextgen by Jao”. Die Rennyacht, eine Volvo 60 (Ex-”Team Brunel”) ist zwar nicht die längste im Feld, hat aber wohl die größte Chance, den bestehenden ARC-Speed-Rekord zu unterbieten. Der liegt bei 8 Tagen, 6 Stunden, 29 Minuten und 15 Sekunden.
Als für einen Moment die “Heartbeat2” neben dem 22 Meter langen Volvo-Racer auftauchte, zeigten sich die Größenunterschiede aufs Eindrücklichste. Die JPK 10.30 ist mit knapp über zehn Meter Länge das kleinste Schiff der diesjährigen ARC-Flotte. Gesegelt wird es von Marlene Brudek und ihren beiden Mitseglern. Die deutsche Skipperin startet gleichfalls in der Racing-Gruppe und hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Wir hatten Brudek kurz vor dem Start getroffen (hier gehts zum Bericht).
Die Mehrrumpfer starteten schließlich traditionell als erste. Um 12:30 Uhr Ortszeit näherten sich die Boote dem windseitigen Ende der Linie und warteten bis zum letzten Moment, um ihre Vorsegel zu setzen. Als erstes überquerte “Sniky”, eine Nautitech 48, die Linie, dicht gefolgt von der unter deutscher Flagge segelnden “Mathilda”, einem Outremer 51.
Die Racer gingen als nächstes auf die 2.700 Seemeilen lange Strecke. Zehn Boote versammelte sich an einer separaten Startlinie. Die überquerte “La Loévie”, eine Swan 76, mit dem renommierten Regattasegler JP Dick als Skipper als erste. Als letzte Gruppe machten sich die Fahrtensegler auf den Weg. Hier war es die Swan 56 “Azahar”, die das Feld zunächst anführte.
Das größte Schiff ist in diesem Jahr die knapp 25 Meter lange Swan 82 “Stella of RORC”. Das älteste Boot, die “Galiana”, wird vom Finnen Tapio Lehtinen gesteuert. Es ist eine 17 Meter lange, Yawl-getakelte Swan 55 aus dem Jahr 1970. Auch Lehtinen hatten wir in Las Palmas interviewt (hier gehts zum Bericht).
Im Schnitt sind die Teilnehmeryachten der ARC 2025 exakt 15,70 Meter lang und 14 Jahre alt. Sie segeln unter den Flaggen von 29 Nationen. Im Nationen-Ranking steht Großbritannien mit 50 Crews an erster Stelle. Mit großem Abstand dahinter auf Platz zwei sind die Segler aus Deutschland vertreten. Auf 13 Booten weht die schwarz-rot-goldene Flagge. Auf Platz drei mit elf Crews folgt Frankreich.
Insgesamt sind in diesem Jahr 820 Segler und Seglerinnen dabei. Der älteste Teilnehmer, der zugleich auch Skipper ist, ist der 80-jährige Murray Frederick Jacob an Bord der unter australischer Flagge segelnden “Aphrodite”. Ebenfalls 80 Jahre alt ist die älteste Teilnehmerin: Raija Alapeteri aus Finnland. Sie skippert die finnische “Carissa”; ihre Mitstreiterinnen bilden die einzige reine Frauencrew der diesjährigen ARC.
Jüngster Skipper ist mit 21 Jahren der Italiener Fedrico Pallesi auf der “WhimSea”. Und jüngster Mitsegler ist der erst zweijährige Samuel Dauber aus Deutschland. Er segelt mit seinen Eltern auf der “Mathilda”. Insgesamt sind bei der ARC in diesem Jahr zwölf Kinder unter 16 Jahren dabei, verteilt auf neun Booten.
Nach der ersten Nacht auf See hat sich das Feld der ARC-Yachten weit zwischen den kanarischen Inseln verstreut. Viele versuchen offenbar ihr Glück auf einem nördlichen Kurs. Hier soll es in den kommenden Tagen konstanter und etwas stärker wehen als auf der traditionellen Südroute. Insgesamt sieht es momentan so aus, als könnten sich die Teilnehmer auf einen konstant zwischen 15 und 20 Knoten stark wehenden Nordostpassat freuen. Der wird den Racern zwar sicherlich keine rekordverdächtig schnelle, den Fahrtenseglern aber eine komfortable und sichere Transatlantikpassage erlauben.
Gleiches gilt für die knapp 90 Crews der ARC+. Sie hatten Las Palmas schon zwei Wochen früher verlassen und zunächst die Kapverden angesteuert. Nach einigen Tagen Aufenthalt in Midelo sind sie am Samstag zu ihrer zweiten Etappe aufgebrochen. Ihr Ziel ist die Karibikinsel Grenada.