Martin Hager
· 07.10.2023
Mallorca ist fraglos einer der wichtigsten Superyacht-Hubs im westlichen Mittelmeer. Die Infrastruktur für Großformate sucht ihresgleichen, sowohl im Hinblick auf kulturelle und kulinarische Angebote für Eigner, Chartergäste und auch Crews als auch bei der Versorgung der Schiffe durch Werften und durch eine Vielzahl an erstklassigen Zulieferern und Häfen.
Eine Marina, die sich im Laufe der letzten 50 Jahre zum festen Bestandteil der pulsierenden balearischen Superyacht-Szene entwickelt hat, ist der Club de Mar-Mallorca (CdM) im Westen der historischen Altstadt von Palma. An den Docks liegen die mit Abstand größten Formate, die in der Region festmachen. Eine solche Dichte an Großyachten findet sich sonst nur Ende September im Port Hercule während der Monaco Yacht Show.
Im Frühjahr dieses Jahres machte der CdM wieder einmal durch schwimmende Superlative auf sich aufmerksam, da zwei der größten Segelyachten der Welt direkt nebeneinander an der Kaimauer lagen; der 106 Meter lange Dyna-Rigg-Dreimaster „Black Pearl“ des 2021 an einer Corona-Infektion verstorbenen russischen Oligarchen Oleg Burlakov und die 125-Meter-„Koru“ samt 75-Meter-Versorger „Abeona“.
Der prestigeträchtige Club mit seinen 543 Liegeplätzen wird aktuell und im Einklang mit der großen Entwicklung von Palmas Paseo Maritimo einem massiven Refit unterzogen. Mit einem Investitionsvolumen von rund 70 Millionen Euro sind es die größten privaten Umbauten an einer spanischen Hafenanlage, die es je gab. Wie BOOTE EXCLUSIV während des Vor-Ort-Termins erleben konnte, sind die Arbeiten in vollem Gange und sollen bis Sommer 2024 abgeschlossen sein.
Die neuen Kai-Anlagen sollen Ende des Jahres 70 Yachten mit Längen von mehr als 40 Metern beherbergen, vier Liegeplätze sind für Gigaformate mit Längen von 136 bis 170 Metern reserviert.
Auch das 51 Jahre alte Clubhaus musste weichen und machte Platz für einen vollständig in Palmas Hafenpromenade integrierten Club. Die neuen Gebäude wurden unter ökologischen Gesichtspunkten entworfen und verblüffen durch eine ungewöhnliche Anordnung. Mitten durch das CdM-Gelände verläuft ein Gehweg, der den Paseo Maritimo mit dem Kreuzfahrt-Terminal verbindet. Während die unteren zwei Etagen inklusive Boutiquen, hochkarätiger Gastronomie und attraktiver Flaniermeilen für jedermann zugänglich sind, steht die dritte Etage inklusive Pool-Terrasse und spektakulärer Aussicht ausschließlich den Mitgliedern des Clubs zur Verfügung.
Im Rahmen der Umgestaltung wurde auch die Corporate Identity des Clubs überholt. So musste das traditionelle Vereinslogo mit Fledermaus und gelb-roten Streifen einem einfarbigen, zeitgemäßen Logo weichen.
BOOTE EXCLUSIV sprach mit Club de Mar-Präsident José Luis Arrom über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der renommierten Superyacht-Einrichtung.
Unser Club entstand als Zentrum für Wassersportbegeisterte, in dem der Segelsport intensiv gelebt und gefördert wurde. Diese Initiative begann 1969. Im Laufe der Zeit ergab sich die Möglichkeit, die Einrichtungen durch eine neue Hafenkonzession zu erweitern, die speziell für große Yachten bestimmt war. Diese vorausschauende Vision erwies sich als goldrichtig, da Anfang der 70er-Jahre ein Großteil der Yachten zwischen 25 und 50 Meter lang waren. Der kühne Versuch, einen Hafen zu etablieren, in dem auch größere Formate anlegen konnten, war ein Volltreffer. Wir waren die erste Marina auf den Balearen, die Yachten dieser – damals unglaublichen – Größe unterbringen konnte. Die hervorragende Lage in der Bucht von Palma und in unmittelbarer Nähe zur Altstadt sorgte zudem für Zufriedenheit bei unseren Gästen und Mitgliedern.
Wir haben derzeit 325 Mitglieder, von denen 184 unsere Anlagen als Heimathafen nutzen.
Man stellt einen Antrag an den Vorstand, der von zwei Mitgliedern befürwortet werden muss. Allerdings nehmen wir derzeit und bis zum Abschluss der Bauarbeiten keine neuen Mitglieder auf. Ab nächstem Sommer können sich Interessenten dann wieder bei uns melden.
Um die Konzessionserweiterung zu sichern, gab es nur eine Möglichkeit: die Anerkennung sowohl der balearischen als auch der staatlichen Hafenbehörde, die das Projekt zu von allgemeinem und strategischem Interesse für die Stadt erklärt. Diese Qualifikation und andere Voraussetzungen wie die Schaffung eines attraktiven Projektes für die Stadt Palma de Mallorca, die Zusage einer beträchtlichen Investition, die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards, die Gewährleistung der Rentabilität und die Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit ebneten uns schließlich den Weg für diese Verlängerung. Die Mitglieder zu überzeugen, erwies sich als einfach, da die Konzession und damit die Vorzugsrechte der Mitglieder im Oktober 2019 auslaufen würden. Die Mitgliederversammlung beschloss, das Projekt fortzuführen und es zu unterstützen.
Aktuell sind 85 Prozent der neuen Hafenanlage fertig, bis Ende des Jahres werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Die vier Club-Gebäude, deren Außenbereiche besonders grün und natürlich gestaltet werden, sollen im Sommer 2024 fertig sein. Um die Gebäude nachhaltiger zu machen und um kleinere Klimaanlagen nutzen zu können, werden auch die Dächer und Mauern mit Rasen begrünt.
Das Architekturbüro estudio_entresitio war für die Gestaltung und Projektleitung verantwortlich. Das Team mit Sitz in Madrid und New York wird von den Architekten María Hurtado de Mendoza und César Jiménez de Tejada Benavides geleitet, die einen Entwurf präsentierten, der sich durch seine Integration in den Paseo Maritimo auszeichnet und doch als nautische Infrastruktur funktioniert. Die Integration wird durch Rampen erreicht, die den Konzessionsbereich zwischen den beiden Hauptgebäuden durchqueren und eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Hafen herstellen. Außerdem verbinden sie das Kreuzfahrtterminal mit der Promenade. Das Gebäude ist zudem so konzipiert, dass es vielseitig und nachhaltig ist. Es wird überwiegend aus schwarz pigmentiertem Beton gebaut, mit flachen Dächern, die üppig bewachsen sein werden.
Die Investitionen betragen rund 70 Millionen Euro. Doch die unglücklichen weltweiten Ereignisse der letzten Jahre hatten auch einen erheblichen Einfluss auf das Projekt. Infolgedessen mussten wir uns mehrfach neu sortieren und auch die Preise mit den Baufirmen erneut aushandeln.
Wir verfügen über insgesamt 543 Liegeplätze, von denen 66 Prozent kürzer als 20 Meter sind, 21 Prozent nehmen Yachten mit Längen zwischen 20 und 40 Metern auf, und die restlichen Liegeplätze sind für Schiffe mit Längen von bis zu 170 Metern geeignet. Besonders ist, dass wir bis zu 70 Yachten mit Längen von über 40 Metern aufnehmen können.
Sicherlich. Besucher sind immer willkommen, und wir können alle durchreisenden Schiffe, unabhängig von ihrer Größe und Aufenthaltsdauer, aufnehmen.
Für Yachten bis 15 Meter gibt es ab und zu Langzeitplätze im Angebot, allerdings eher im Winter. Bei Formaten zwischen 20 und 50 Metern sieht es eher schlecht aus. Wenn unsere Bauarbeiten im Sommer nächsten Jahres abgeschlossen sind, haben wir wieder Platz, insbesondere bis 18 Meter. Der Mangel an Liegeplätzen ist in der Tat offensichtlich. Selbst 1000 zusätzliche Plätze im Mittelmeer würden nicht ausreichen. Bei den Kaufliegeplätzen legten wir nach der Erneuerung der Konzession ein Moratorium bis Mai 2025 fest, um kurzfristige Spekulationen mit den Liegeplätzen zu vermeiden.
Die jüngsten Besuche bekannter Yachten sind ein Beweis für unseren guten Ruf. Es liegt auf der Hand, dass solche Schiffe nicht nur einen Liegeplatz benötigen, sondern auch höchste Aufmerksamkeit und sorgfältige Sicherheitsmaßnahmen. Unser Club gewährleistet eine umfassende Zugangskontrolle und bleibt flexibel bei Änderungen von Reservierungen und Aufenthalten, um den sich ständig ändernden Bedürfnissen der Eigner und Gäste an Bord zu entsprechen. Wir bieten eine breite Palette an Dienstleistungen, die unser Personal mit höchster Professionalität ausführt. Ebenso wichtig ist, dass die Crews der Yachten zufrieden sind, wenn der Eigner nicht an Bord ist. Hier kommt uns die unmittelbare Nähe zur Innenstadt von Palma de Mallorca zugute. Die Stadt bietet einen angenehmen Lebensstil und Zugang zu internationalen Schulen, was viele Crewmitglieder dazu veranlasst, in Immobilien auf Mallorca zu investieren, sodass ihre Familien nachkommen können. Die Arbeit mit Gigayachten ist sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene anspruchsvoll, doch wenn unsere Kunden glücklich sind, bin ich es auch.
Es gibt noch kein genaues Datum, aber die Veranstaltungen sollen im nächsten Jahr beginnen und 2025 enden. Wir wollen keine einmalige Eröffnungsparty veranstalten, sondern verschiedene gesellschaftliche und sportliche Events, die sich alle um die Einweihung des Club de Mar-Mallorca drehen.