NavigationSchweden setzt auf alte Technologie gegen GPS-Störungen

Hauke Schmidt

 · 23.12.2025

Der Leuchtturm Kapelludden an der Ostküste Ölands wurde bereits mit einer Radarantwortbarke ausgerüstet.
Foto: Sjöfartsverket

Die schwedische Seefahrtsbehörde Sjöfartsverket stattet zehn Leuchtfeuer mit Radar-Antwortbarken aus. Die erste Anlage ging im Dezember auf Öland in Betrieb. Hintergrund sind anhaltende GPS-Störungen in der Ostsee.

Mit der Installation von Antwortbarken, sogenannten Radar-Beacons oder Racons, greift die schwedische Seefahrtsverwaltung auf eine bewährte, aber weitgehend in Vergessenheit geratene Navigationstechnologie zurück. Anders als GPS funktionieren Racons vollständig bodengestützt: Sie empfangen Radarsignale von Schiffen und senden ein charakteristisches Morsezeichen zurück, das auf dem Radarbildschirm des Schiffes erscheint. Aus Peilung und Entfernung zum Leuchtfeuer lässt sich die Position bestimmen – unabhängig von Satellitensignalen.

Reaktion auf massive GPS-Störungen

Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die seit Monaten anhaltenden GPS-Ausfälle in der Ostsee. Die schwedische Seefahrtsbehörde begründet den Schritt mit dem wachsenden Bedarf an alternativen Navigationssystemen infolge der GPS-Störungen. Laut Statistik der schwedischen Transportstyrelsen ist die Zahl gemeldeter GPS-Vorfälle im Luftverkehr innerhalb von zwei Jahren um 2.000 Prozent gestiegen. Für die Schifffahrt liegen leider keine Zahlen vor, man geht aber davon aus, dass die Ausfälle auch im maritimen Sektor ein zunehmendes Risiko darstellen.

Die erste Racon-Anlage wurde bereits im Dezember auf dem Kapelludden-Fyr auf Öland installiert. Weitere neun Standorte an der südschwedischen Küste sollen folgen. Die Auswahl fiel besonders auf Küstenabschnitte, wo flache Ufer und fehlende markante Landmarken die visuelle Navigation erschweren.

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Zurück in die Zukunft

Die Initiative ging von Sjöfartsverkets Generaldirektor Erik Eklund aus, der selbst mit Radar, Papierseekarten und Magnetkompass navigieren lernte. Radarbaken hätten ihm damals an flachen Küsten Orientierungspunkte für Peilung und Entfernung geliefert. Die Racon-Anlagen werden auf hohen Leuchtfeuern montiert. Sie senden ein Morsezeichen aus, das im Schiffsradar erscheint, sobald der Radarstrahl die Bake erreicht. Mit Peilung und Entfernung zum Signal kann die Position bestimmt werden – auch bei Tageslicht und schlechter Sicht, wenn optische Leuchtfeuer nicht zu erkennen sind.

Krisensicher und einfach umzusetzen

Bei einem Treffen der internationalen Organisation IALA für maritime Navigationshilfen berichtete Johan Winell, Chef für Bau und Technik bei Sjöfartsverket, über die schwedische Initiative. Mehrere Mitgliedsländer reagierten positiv und bezeichneten den Ansatz als innovativ; einige hätten nicht an diese einfache Lösung gedacht, die zudem schwer zu stören ist. Sie lässt sich zudem einfach umsetzen und benötigt im Gegensatz zu alternativen Navigationssystemen wie R-Mode keine speziellen Empfänger. Die Antwortbaken reagieren nicht nur auf die in der Berufsschifffahrt üblichen S-Band-Anlagen, sondern auch auf X-Band-Radarsysteme, wie sie auf Yachten zum Einsatz kommen.


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