Millionenprojekt in SchwedenNeue Großschleusen für den Trollhätte-Kanal

Jill Grigoleit

 · 01.07.2024

Millionenprojekt in Schweden: Neue Großschleusen für den Trollhätte-KanalFoto: trafikverket
Blick in die Zukunft: Staustufe Trollhättan vom Oberwasser aus gesehen. In der Mitte die aktuelle obere Schleuse, links die geplante neue Kammer mit größeren Ausmaßen. Im Hintergrund die Schleusentreppe, auch hier rechts die vorhandene, links die neue
Drei neue Schleusen mit insgesamt sechs Kammern sind in Trollhättan, Lilla Edet und bei Vänersborg für eine Generalüberholung der bekannten Wasserstraße in Südschweden geplant. Auch deutsche Sportbootfahrer werden von den Maßnahmen auf dem Trollhätte-Kanal profitieren

Das Riesen-Bauprojekt, das die Zukunft der Schifffahrt auf dem Vänernsee sichern soll, wird schätzungsweise 6,1 Milliarden Schwedische Kronen (rund 500 Millionen Euro) kosten. Etwa die Hälfte davon wird allein der Bau der neuen Schleusentreppe bei Trollhättan verschlingen. Eine Million Kubikmeter Boden und Gestein müssen für die 2,3 Kilometer lange neue Verbindung zwischen dem bestehenden Kanal bei Olidebron im Osten und dem Göta älv im Westen ausgehoben werden, einige Häuser müssen weichen.

Die neue Trasse würde außerdem durch ein Naturschutzgebiet führen. Momentan laufen die Beurteilungsprozesse für die Umwelt, geplanter Baubeginn ist 2027, die Inbetriebnahme wird zwischen 2030 und 2032 erwartet. Der 82 Kilometer lange Trollhätte-Kanal bildet das westliche Teilstück der bei vielen als „Göta-Kanal“ bekannten 390 Kilometer langen schiffbaren Wasserstraße quer durch Schweden. Der Kanal verbindet das Kattegat bei Göteborg mit dem Vänern im Landesinneren, Schwedens größtem See.

Herausforderung Trollhätte-Kanal

Schon um 1800 wurden hier elf Kilometer durch Schleusen und Umgehungskanäle ausgebaut. Die größten Schwierigkeiten bereiteten dabei die Stromschnellen von Trollhättan, an denen der Göta älv eine Fallhöhe von 32 Metern hat. Die ersten Schleusen galten damals als “achtes Weltwunder”. Im Laufe der Zeit mussten bereits mehrfach neue, größere Schleusen gebaut werden. Drei Generationen aus den Jahren 1800, 1832 und 1916 sind bis heute erhalten.

Da die aktuell in Benutzung stehenden Schleusen am Trollhätte-Kanal den wachsenden Anforderungen einer modernen Schifffahrtsindustrie nicht mehr gerecht werden, muss nun aufgerüstet werden. Der Schiffsverkehr im Vänern hat in den letzten Jahren stark zugenommen und soll bis 2040 um weitere 2,5 Prozent pro Jahr ansteigen. Das bisher gültige „Vänermax-Maß“ orientiert sich an der nutzbaren Größe der derzeitigen Schleusenkammern. Aktuell können nur Schiffe bis zu einer Länge von 87 Metern den Schifffahrtsweg nutzen.

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Größere Schleusen für größere Schiffe

Die neuen Schleusen sollen 125 x 18 Meter groß sein, sodass künftig Schiffe bis zu einer Länge von 110 Metern und einer Breite von 16 Metern passieren können. Der maximale Tiefgang bleibt unverändert. So könnte die gleiche Menge an Gütern mit weniger Schiffen transportiert werden. Das mache den Transport energieeffizienter, kostengünstiger und sicherer, so der maritime Koordinator der schwedischen Verkehrsbehörde, Björn Garberg.

Hinzu kommt, dass der Beton in den alten Schleusen in einem so schlechten Zustand ist, dass er nicht mehr instand gehalten werden kann. Ein Umbau innerhalb der bestehenden Schleusentrassen würde zu Sperrungen von mehreren Jahren führen, was nicht nur Auswirkungen auf den Güterverkehr, sondern auch auf die Freizeitschifffahrt hätte. Die Investition würde sich nicht auszahlen, wenn Industrie und Tourismus in der Zwischenzeit auf andere Transportwege umsteigen müssten und gegebenenfalls nicht zurückkehrten. Straßen- und Schienennetz würden über Jahre überlastet werden.

Das Ziel: mehr Gütertransport auf dem Wasser

Die Verlagerung des Güterverkehrs in die Schifffahrt ist ein zentraler Bestandteil der nationalen Güterverkehrsstrategie der schwedischen Regierung. Die Schifffahrt spielt hier eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen um einen langfristig nachhaltigen Verkehrssektor. Außerdem gibt es auf den bestehenden Routen 90-Grad-Kurven, die für heutige Schiffe unmöglich zu befahren sind. Auf den Abschnitten zwischen der Olidbrücke und der Klaffbronbrücke und beim Felskanal soll der alte Bergkanal um fünf bis zehn Meter verbreitert und begradigt werden. Die alten Schleusen gelten als nationale Denkmäler, die erhalten bleiben sollen, um sie als kulturhistorisches Reiseziel zu entwickeln.


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