Die Chronologie des Fähr-Fiaskos an der Schlei:
2020 wurde vom LKN eine neue E-Fähre für die Schlei in Auftrag gegeben. Letztes Jahr hätte sie ihren Dienst aufnehmen sollen. Doch stattdessen holte man ihre Vorgängerin zurück aus dem voreilig verpassten Ruhestand. Was war passiert? Die Rechnung schien damals so einfach: Ein Umbau der fast 20 Jahre alten Fähre “Missunde II” hätte rund 1,7 Millionen Euro gekostet. Die Kostenschätzung für den Bau einer modernen, solarbetriebenen Fähre lag bei 2,5 Millionen Euro. Die Mehrkosten schienen es wert. Doch wie das meistens so ist mit Kostenschätzungen; am Ende kostete die neue Fähre 3,9 Millionen Euro. Aber dafür war sie ja auch schneller, umweltfreundlicher, größer. Größer war allerdings nicht unbedingt besser, wie sich bei den Testfahrten herausstellte. Bei höheren Windgeschwindigkeiten wäre ein sicheres Anlegen nicht mehr möglich, musste man sich eingestehen. Sowohl die neue (zu große) Fähre als auch der Anleger müssten umgerüstet werden. Nun kommen also noch mal schätzungsweise 1,3 Millionen Euro für den Umbau hinzu.
Trotz "technischer Anlaufprobleme" hält die Landesregierung weiter an der (noch) nicht fahrtauglichen Schleifähre "Missunde III" fest. "Wir haben in den letzten Monaten intensiv analysiert und abgewogen, ob ein Weiterbetrieb der 'Missunde II' und ein Verkauf der 'Missunde III' eine Option wäre", sagte Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU). Zwar sei der theoretische Weiterbetrieb der "Missunde II" bis zum Jahr 2049 nach den Berechnungen des Landes um rund 375.000 Euro günstiger als der Betrieb der "Missunde III". Angesichts des Ausfallrisikos, etwaiger neuer Abgasnormen und aus weiteren klimapolitischen Gründen habe sich das Land dennoch für den Umbau der "Missunde III" entschieden. "Die Nachrüstung umfasst vor allem den Einbau von Querstrahlrudern und zusätzlichen Batterien sowie Umbauten der Anleger", teilte das Wirtschaftsministerium dem NDR mit.
Die Umbaukosten würden aus LKN-Rücklagen gedeckt, hieß es. Sollte die Schätzung diesmal stimmen, würde die Schleifähre bis zur endgültigen Inbetriebnahme rund 5,3 Millionen Euro gekostet haben. Mehr als doppelt so viel, wie die ursprüngliche Kostenschätzung bei der Ausschreibung. 2026 soll der Umbau der Fähre und des Anlegers abgeschlossen sein. Bis dahin pendelt die alte Fähre "Missunde II" weiter zwischen Brodersby und Kosel und setzt rund 120.000 Fahrzeuge und etwa 50.000 Fahrräder über.
Ein laufender Rechtstreit soll indes klären, wer die Verantwortung für die mutmaßlich fehlerhafte Konstruktion der elektrisch betriebenen "Missunde III" trägt. Kritik kommt von SPD und SSW. "Von einer ehrlichen Aufarbeitung muss man erwarten können, dass das Wirtschaftsministerium die eigenen Fehler kritisch und schonungslos hinterfragt. Stattdessen werden Probleme schöngeredet, während die Kosten weiter steigen", erklärte die SPD-Abgeordnete Birte Pauls. "1,3 Millionen Euro für eine technische Nachrüstung sind in Zeiten von Spar-Haushalten einfach zu viel Geld, um es ohne ausführliche Debatte im Ausschuss auszugeben", sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SSW-Landtagsfraktion, Sybilla Nitsch.
Zweifel von Experten, die in Frage gestellt hatten, ob ein Umbau das Problem tatsächlich lösen würde, räumte die Landesregierung aus dem Weg: "Die ganzen Szenarien mit Querströmung, Querwindströmung und Gegenwind sind durchgerechnet worden. Dort hat man eindeutig gesehen, dass wir das Problem mathematisch erfasst haben und dass wir da auch die richtigen Lösungsansätze haben", sagte der maritime Koordinator der Landesregierung, Andreas Burmester, gegenüber dem NDR. Man habe die Pläne auch mit verschiedenen externen Ingenieuren durchgesprochen.