Jan Zier
, Lars Bolle
· 07.01.2022
Die Preisschilder für Segler zeigen für das Jahr 2022 allesamt nach oben – egal ob bei Booten, Ausrüstung oder Liegeplätzen. Heute: die Marina-Situation an der Ostsee
Mancherorts explodieren die Liegeplatz-Preise. Wie bereits in YACHT 01/2022 berichtet, waren etwa in der Warnemünder Marina Hohe Düne im Herbst den Dauerliegern zunächst die Verträge gekündigt worden. Grund sei ein Betreiberwechsel; neuer Vermieter ist die Yachthafenresidenz Hohe Düne GmbH. Und die verlangt künftig rund 20 Prozent mehr für den Saison-Liegeplatz. Eine Box für eine 36-Fuß-Yacht kostet 2022 jetzt 2.832 Euro statt bisher 2.352 Euro – also fast 500 Euro mehr.
„Das ist die erste Preiserhöhung seit fünf Jahren“, erklärt die alte und neue Geschäftsführerin des Hafens Silke Glomm. Sie verweist auf eine „hohe allgemeine Preissteigerung“ sowie auf den gestiegenen Mindestlohn, der selbstverständlich alle Löhne „weiter nach oben schiebe“. Mit dem neuen Betreiber der Marina, dem auch ein Luxushotel gehört, habe das nichts zu tun – der Wechsel habe „organisatorische Gründe“.
Argumentativ mitgenommen fühlen sich die Liegeplatzinhaber bei dieser Preisrunde jedoch nicht, im Gegenteil. Sie erhielten lediglich ein dürres Schreiben, das kein Wort der Erklärung enthält. In einen anderen Hafen umziehen ist keine Option: Infolge der enorm gestiegenen Nachfrage sind Liegeplätze fast überall an der deutschen Ostseeküste Mangelware. Die meisten Betroffenen müssen die Preissteigerung folglich hinnehmen.
Ähnlich erging es Liegeplatzinhabern in der Ancora-Marina in Neustadt. Kurz vor Weihnachten informierte die Geschäftsführung teils nur via Homepage, dass der bisherige Stromlieferant mitgeteilt habe, seine Belieferung der Marina ab dem 1. Januar 2022 einzustellen. „Diese Nachricht wird durch extrem ansteigende Beschaffungskosten begründet“, heißt es dort.
Und weiter: „Die bittere Konsequenz für uns als Yachthafen und Marinabetrieb ist eine Kostensteigerung von fast 300 Prozent zu den bisherigen Stromkosten ab 01.01.2022. Wir kommen daher nicht umhin, die Preise für die Sommerliegeplätze 2022 kurzfristig um nunmehr insgesamt 8,8 Prozent anzuheben.“
Auch hier wird die angebotene Fristverlängerung für eine Liegeplatzkündigung bis 15. Januar wenig helfen; wohin sonst mit dem Kahn?
Zumal es Eignern anderorts ähnlich ergeht oder zu ergehen droht. „Auch wir müssen für einige unserer Häfen die Preise erhöhen, um acht bis zwölf Prozent, aber nur in Schleswig-Holstein“, sagt Hans Jaich. Er ist Geschäftsführer der Marinakette „Im Jaich“, die von Flensburg bis Rügen allein an der Ostsee sieben Häfen betreibt. In Mecklenburg-Vorpommern gab es schon im letzten Jahr eine Anpassung. „Ich muss aber dazu sagen, dass wir seit einigen Jahren keine Erhöhung mehr hatten“, so Jaich. Die sei nun erforderlich, um den Wartungsstand der Anlagen aufrechtzuerhalten und nicht zuletzt das Personal angemessen bezahlen zu können. Zudem seien auch andere Kosten der Hafenbetreiber stark gestiegen. Jaich: „In manchen Häfen wurde die Pacht für die Wasserfläche um bis zu 25 Prozent erhöht.“
Anderswo verzichtet man auf Steigerungen – noch. Im Hafen Kiel-Schilksee etwa werden 2022 nur die Tagesliegeplätze für Gäste sowie die Stellplätze an Land etwa fünf Prozent teurer; Dauerlieger zahlen so viel wie bisher. Geschäftsführer Philipp Mühlenhardt sagt aber: „Wir schließen nicht aus, dass eine weitere Anpassung der Preise nötig sein wird.“ Auch an der Förde kämpfen die Hafenbetreiber mit den steigenden Kosten für Energie und Reparaturen sowie mit dem Mehraufwand, den die Corona-Pandemie mit sich bringt.
Desgleichen in der Marina Boltenhagen. Dort bleiben die Preise 2022 stabil – sie waren allerdings bereits im vergangenen Jahr um sechs Prozent geklettert. Und auch die Baltic Bay Marina in Laboe übt sich in Zurückhaltung: keine Preiserhöhung für Dauerlieger 2022. Dort werden wie in Kiel nur die Tagesgäste stärker zur Kasse gebeten.
Wurden auch in Ihrer Marina die Preise erhöht? Schreiben Sie uns gern kurz die Fakten per E-Mail an mail@yacht.de