Nord-Ostsee-KanalDer ultimative NOK-Guide für Segler

Andreas Fritsch

 · 15.04.2024

Eine Yacht biegt vom NOK in die Zufahrt zur Gieselau-Schleuse ab – ein perfekter Platz für die Nacht
Foto: YACHT/A. Lindlahr
Viele Crews sehen im Nord-Ostsee-Kanal lediglich ein notwendiges Übel, um von der Elbe in die Ostsee oder umgekehrt zu gelangen. Dabei ist die Wasserstraße ein Revier, auf dem es jede Menge zu entdecken gibt. Tipps und Infos, wie die Passage zum tollen Törnerlebnis wird

Fragt man Hamburger Segler, wie oft sie mit ihren Booten durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) gefahren sind, erntet man nicht selten ein Schulterzucken. Viele sind über die Jahre schon so häufig auf dem Wasserweg gen Ostsee und zurück, dass sie die Übersicht verloren haben. Einige haben hingegen wie aus der Pistole geschossen Zahlen parat. Und die können sich hören lassen: „29-, 43-, über 50-mal!“ Das sind zumeist Eigner mit Liegeplatz an der Elbe oder Nordsee, die es im Sommer zum Urlaubstörn auf die Ostsee zieht. Teils sind es aber auch Regattasegler, die beispielsweise am Skagen Rund teilnehmen: erst oben um Dänemark herum, dann durch den Kanal zurück. Andere pilgern hingegen jährlich von der Ostsee kommend zur Nordseewoche nach Helgoland.

Auch unter den Kanalfahrern gibt es zwei Fraktionen: Die einen motoren in einer Tour stramm mit den dort maximal erlaubten 15 km/h binnen acht bis zehn Stunden durch. Die anderen legen einen oder sogar mehrere Zwischenstopps ein. „Wir nutzen den Kanal schon als Teil des Urlaubs und machen uns keinen Stress“, erzählt während des Schleusens etwa der Eigner einer Dehler 36 beim Smalltalk von Boot zu Boot, bevor das Tor schon wieder aufgeht und er lostuckert. Angesichts des Wassersportbooms der letzten Jahre in Deutschland werden 2024 wohl auch so viele Neueinsteiger wie nie erstmals durch den Kanal schippern. Für die stellt sich vor der Frage nach möglichen Haltepunkten unterwegs natürlich erst einmal die drängendere Frage, wie man überhaupt sicher rein und durch kommt. Und wie eng es bei der Begegnung mit den von vielen gefürchteten dicken Pötten wirklich zugeht. Kurz, worauf man generell bei der Kanalfahrt achten sollte.

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Einer, der es wissen muss, ist Andreas Jessen vom Wasser- und Schifffahrtsamt Nord, der seit über 20 Jahren vor Ort arbeitet und selbst Schleusenwärter war. Wir treffen ihn in Holtenau, dem Nadelöhr des Kanals. Dort funktionieren seit 2015 nur noch die beiden großen Schleusenkammern; die kleinen müssen erneuert werden. Derweil sind sie sogar mit Sand verfüllt, oben wächst Gras. Zurzeit laufen die Baugrunduntersuchungen, die wohl nicht vor 2025 abgeschlossen werden sein. Der konkrete Fertigstellungstermin ist schwer einzuschätzen. „Unfälle mit Seglern gibt es eigentlich kaum“, beruhigt Jessen, „am ehesten rutscht mal jemand in den Schleusenkammern beim Übersteigen auf den Steg auf den Reibhölzern aus und verletzt sich.“

Worauf man bei der Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal achten sollte

Insgesamt ist der Nord-Ostsee-Kanal 53,3 Seemeilen lang, hier der Abschnitt ab Brunsbüttel bis zur Fähre Breiholz. Bilder und Information zu den rot nummerierten Wegpunkten gibt es in der Galerie ganz oben im ArtikelFoto: YACHTInsgesamt ist der Nord-Ostsee-Kanal 53,3 Seemeilen lang, hier der Abschnitt ab Brunsbüttel bis zur Fähre Breiholz. Bilder und Information zu den rot nummerierten Wegpunkten gibt es in der Galerie ganz oben im Artikel

Reibhölzer deswegen, weil die eigentlich dazu dienen, die dicken Pötte von der Schleusenwand fernzuhalten. Ihre Funktion als Schwimmstege und Festmachmöglichkeiten für Yachten ist nachrangig. „Es sind eher kleine Hakeleien im Ablauf der Schleusungen, die uns manchmal das Leben schwer machen“, fährt Jessen fort. Der Klassiker: Crews haben sich nicht mit den Lichtzeichen und den Anmelde-Gepflogenheiten vertraut gemacht. „Manche fahren einfach vor die Schleusenkammern und ziehen dort Kreise, um auf eine Öffnung zu warten. Oder sie funken dann erst die Schleuse an. Da stören sie natürlich das Ein- oder Ausschleusen der Berufsschiffe.“

Die Folge ist in der Regel eine – manchmal übellaunige – Rüge des Wärters via Lautsprecher oder Funk. Gern halten Skipper auch grüne Lichter an den Signalmasten für eine Einfahrtsaufforderung. Das aber ist falsch; nur wenn ausschließlich weiße, unterbrochene Lichter leuchten, dürfen Sportboote in die Kammern. Richtig ist es, in den Wartezonen festzumachen oder zu kreisen und am besten erst einmal via Funk zu verfolgen, ob schon eine Schleusung für Sportschiffe angesetzt ist.

„Das ist meistens der Fall, wenn bereits andere Yachten warten“, so Andreas Jessen. Fragt dann jede Crew wieder an, muss sich der Schleusenwärter unnötig oft wiederholen; er braucht die Gesprächszeit aber eher für die Berufsschiffe. „Von denen schleusen doppelt so viele wie Sportboote, trotzdem erfordert die Koordination der Freizeitskipper viel mehr Zeit.“ Viele vergäßen beim Anruf auch schlicht zu verraten, was sie wollen: hinein in den Kanal oder hinaus.

Gerüchte und Mythen rund um den NOK halten sich hartnäckig

Die Stilllegung der kleinen Kammern in Kiel hat zur Folge, dass Yachten hier oft mit Berufsschiffen gemeinsam schleusen müssen. In Brunsbüttel ist das anders, dort gibt es noch die beiden kleinen Schleusen, darin bleiben Yachtcrews teilweise unter sich. Sie befinden sich auf der elbaufwärts gelegenen Seite des Kanals.

Ankunft in der Ostsee: Die Fahrt durch den Kanal erspart Schiffen einen 250 Seemeilen weiten Umweg um Skagen herum. Bilder und Information zu den rot nummerierten Wegpunkten gibt es in der Galerie ganz oben im ArtikelFoto: YACHTAnkunft in der Ostsee: Die Fahrt durch den Kanal erspart Schiffen einen 250 Seemeilen weiten Umweg um Skagen herum. Bilder und Information zu den rot nummerierten Wegpunkten gibt es in der Galerie ganz oben im Artikel

Voll wird es auf dem NOK vor allem im Sommer, wenn viele deutsche Elbe- und Nordseesegler sowie Crews aus den Niederlanden auf die Ostsee wechseln. In der Vor- und Nachsaison, wenn Eigner ihre Schiffe zum Saisonstart vom Winterlager zum Sommerliegeplatz oder umgekehrt verholen, geht es hingegen entspannter zu, als man erwarten könnte. Kanal-Neulinge fürchten insbesondere das Schraubenwasser der dicken Pötte. Gerüchte von Yachten, die wie Spielbälle durch die Gegend gewirbelt wurden, halten sich hartnäckig.

Sogar unter Wasser sollen Yachten schon gedrückt worden sein. „Das ist mir in 25 Jahren noch nicht untergekommen“, hält Andreas Jessen dagegen. „Richtig ist vielmehr, dass viele, wenn auch nicht alle Berufsschiffe ihre Propeller in den Schleusen abschalten können.“ Zumindest fordern die Wärter jedes Schiff auf, die Drehzahl maximal runterzufahren, schon um die Anlagen zu schützen: Der Wasserstrahl der Propeller spült die Fugen im Schleusenbecken aus und belastet die Tore unnötig.

Das gilt es, als Segler im Kontakt mit den großen Pötten zu beachten

„Unsere Leute lassen immer zuerst die Berufsschifffahrt rein, danach weisen sie den Sportbooten Plätze zu. Beim Auslaufen haben dagegen die Yachten Vorrang“, erklärt Jessen. „Wer Abstand zu den Großen hält und den Bereich direkt dahinter wann immer möglich meidet, hat kaum Probleme.“ Ist erst mal festgemacht, passiert wenig Spektakuläres. Der Hub der Schleuse in Kiel ist meist so gering, dass die Segler den Wasserstandsunterschied kaum bemerken. In Brunsbüttel können es hingegen schon mal ein paar Meter sein, die es auf oder ab geht, je nach Gezeit und Wasserstand der Elbe.

Dramen gibt es also selten, skurrile Situationen dagegen schon. Da übermitteln beispielsweise Crews beim Anmelden ausgiebig ihre Position in Breiten- und Längengrad oder auch ihre MMSI. Beim Schleusenfunk aber gilt: Weniger ist mehr. Rufzeichen der Schleuse, Schiffsname und in welche Richtung es gehen soll – das reicht. Sehen kann der Wärter die Boote von seiner hohen Position ohnehin sehr gut.

Ist man dann schließlich auf dem Kanal, ergeben sich mehr Möglichkeiten für Stopps, als viele denken. Wer in Brunsbüttel einschleust, kann direkt dahinter in den kleinen Hafen gehen. Der ist beliebt, denn er hat einige Stromanschlüsse, und direkt vor den Stegen sind Restaurants und Cafés. In den Ort, ein etwas verschlafenes Nest, ist es nur ein kurzer Fußweg. Einzig die öffentlich zugänglichen Sanitäranlagen des Hafens sind eher berüchtigt als berühmt.

Diese Orte eigenen sich für einen Zwischenstopp im Nord-Ostsee-Kanal

In der Saison wird es im Brunsbütteler Hafen oft schon gegen Nachmittag so voll, dass die Yachten im Päckchen liegen. An Land flanieren Touristen und beäugen neugierig die Yachties. Die kommen untereinander schnell ins Gespräch und tauschen ihre mitunter spannenden Geschichten aus. Wer alles über den Bau, die Kanalhistorie, die Technik der Schleusen und Fähren wissen will, besucht vor Ort das Kanalmuseum (www.schleuseninfo.de).

Nachts ist es im Hafen allerdings etwas unruhig, die nahe Schleuse ist 24 Stunden in Betrieb. Das Wummern der Maschinen der dicken Pötte hört man deutlich. Auch sind vor Ort zurzeit die Bauarbeiten an der 5. Schleusenkammer im Gange. Sobald sie fertig ist, wohl gegen Ende 2026, werden die beiden großen Kammern für eine dringend notwendige Renovierung geschlossen. Momentan sieht es so aus, dass die Arbeiten noch rund fünf Jahre in Anspruch nehmen werden. Eine Großbaustelle mittig in der Anlage zu betreiben während des laufenden Schleusenbetriebs zu beiden Seiten ist wohl doch schwieriger als gedacht.

Wenigstens aber hat der Bund die lange vernachlässigten Erhaltungs- und Modernisierungsarbeiten jetzt angepackt. Gut so, trägt der Kanal doch auch dazu bei, dass CO2-Emissionen reduziert werden. Ist die Alternative zur Kanalpassage doch der weite Umweg um Skagen herum.

Idyllisch oder mit Blick auf die Frachtschiffe?

Wer mit einem Sundowner im Cockpit die dicken Pötte aus nächster Nähe bestaunen möchte, der macht bei Kanalkilometer 20,7 an der Weiche Dückerswisch an Bug- und Heckpfählen fest. Die finden sich in einer kleinen Ausbuchtung hinter einer Landzunge. Es gibt zwar Schwell, der Blick auf den Verkehr ist aber wahrlich spektakulär.

Versteckter und idyllischer ist einer der beliebtesten Plätze des Kanals: vor der Gieselau-Schleuse im Abzweig zur gleichnamigen Wasserstraße (km 40,5), die weiter in die Eider führt. Ihre fast mittige Lage im Nord-Ostsee-Kanal macht sie als Stopp ideal. Man biegt eine halbe Meile landeinwärts ab und liegt malerisch vor der hübschen Schleuse samt Hebebrücke, umgeben von Bäumen und Feldern, das Ganze längsseits an Stegen in einer paradiesisch anmutenden Ruhe. Crews klönen, Grills werden angefeuert, im Sommer sind die 20, 30 Plätze manchmal allesamt belegt.

Viel Verkehr ist gerade nicht“, erzählt der Schleusenmeister, der Mitte Mai wenig zu tun hat. „Gestern hatte ich an einem Tag vier Schleusungen“, berichtet er. Der Weg in die Eider ist wenig frequentiert. Die landschaftliche Schönheit gepaart mit Einsamkeit hat aber auch ihren Reiz, sogar für Prominenz, wie er auf die Frage nach den Highlights seines Wärter-Jobs erzählt. „Einmal sind Markus Lanz und Thomas Gottschalk hier durchgeschleust. Lanz hatte dem TV-Altmeister von der Ruhe und Idylle der Eider vorgeschwärmt. Die haben sogar ein Erinnerungsfoto mit meinem Kollegen gemacht.“

Es gibt viele Anlegemöglichkeiten im NOK

Tatsächlich ist der Platz sehr friedlich. Nur hier und da kommt etwas Unruhe auf: Wenn ein richtig dicker Pott passiert, lässt er den Wasserstand im Kanal schlagartig um etwa 50, 60 Zentimeter steigen und kurz darauf wieder fallen. Das Boot ruckt dann in die Leinen. Nur bei starkem Nordwind liegt man im Vereinshafen etwas unruhig.

Dann ist der Anleger des Büdelsdorfer Yachtclubs am anderen Ufer nordöstlich eine Alternative. Die kleine Anlage mit ihrem überaus freundlichen Hafenmeister ist sehr empfehlenswert. Diverse Supermärkte zur Versorgung sind hinter einem Wäldchen versteckt, man sitzt mit Blick auf den Kirchturm Rendsburgs und die Masten der Marina gegenüber.

Oder aber man entscheidet sich für eine von zwei Liegemöglichkeiten beim Borgstedter See, der zwei Einfahrten hat – eine kurz vor, eine hinter der Autobahn-Hochbrücke, von der aus so viele Yachties beim Drüberwegrasen den Kanal schon von oben gesehen haben. Am Borgstedter See befinden sich die Stege des Yachtservice Schreiber, eine kleine, aber fein ausgestattete Anlage, die, obwohl nur wenige Hundert Meter vom Nord-Ostsee-Kanal entfernt, geschützt liegt.

Weiter östlich, bei Kilometer 70, lohnt es ebenfalls, tiefer in den See abzubiegen und die Anlage des Borgstedter Yachtclubs zu nutzen. Die nahe Autobahn hört man allerdings je nach Wind deutlich. Tuckert die Crew durch den Kanal weiter nach Nordosten, liegt bei Kilometer 85,4, also nur noch etwa eine Stunde vor dem Ende – oder je nach Fahrtrichtung kurz nach dem Einschleusen – der idyllische einzige Ankerplatz des NOK: der Flemhuder See.

Der Nord-Ostsee-Kanal ist auch für Segler praktisch, faszinierend und lehrreich

Das Gewässer wirkt zunächst größer, als es ist: Nur etwa zwei-, dreihundert Meter tief geht es hinein, bevor zwischen den ausgelegten Reedetonnen geankert oder an den völlig überdimensionierten und sehr dicht beieinander platzierten Pfählen mit einer Leine zum Bug- und zum Heckpfahl festgemacht wird. Die Begrenzung des Ankerbereichs ist nicht weiter schlimm, dahinter wird es sowieso schnell flach. Im Flemhuder See liegt man trotz der Nähe zum Kanal und dem dortigen Konvoi der Frachter regelrecht beschaulich. Schwell gibt es kaum, einem ruhigen Abend, vielleicht mit einem Schnack mit dem Nachbarlieger im Dalbenpäckchen, steht nichts im Weg. Versorgung gibt es natürlich keine.

Damit ist man schon fast am Ende des Kanals angekommen. Vor der Schleuse in Holtenau befindet sich innen nur noch der Wartesteg für Yachten, an dem Crews auch übernachten dürfen. Bleibt am Schluss einer Kanaldurchfahrt die Erkenntnis: Wer sich den Weg einteilt und die Übernachtungsstopps variiert, lernt verschiedene Facetten des monumentalen Bauwerks kennen. Bei jeder Passage wird einem der Kanal vertrauter, verliert er seinen anfänglichen Schrecken, vor allem, was die Nähe zur Berufsschifffahrt angeht.

Auch mit dem eigenwilligen Wetter lernt man sich zu arrangieren: Der Wind ist meist schwächer als an der Küste, er weht vorwiegend in Kanalrichtung. Erwischt man ihn von achtern, muss die Passage also nicht segelfrei sein, auch wenn die Maschine stets mitlaufen und der Kegel gesetzt werden muss. Die 250-Seemeilen-Abkürzung im Gegensatz zur Route um Skagen hat eben ihren Preis. Doch den zahlt wohl jede Crew gern.


Schilder und Signale im Nord-Ostsee-Kanal

Simples Prinzip: Unterbrochene weiße Lichter ohne rote oder grüne Signale zeigen Yachtskippern an, dass sie in die Schleuse einfahren könnenFoto: YACHT/A. LindlahrSimples Prinzip: Unterbrochene weiße Lichter ohne rote oder grüne Signale zeigen Yachtskippern an, dass sie in die Schleuse einfahren können

Ein unterbrochenes weißes Licht vor der Schleuse erlaubt Yachten die Einfahrt. Alle anderen Kombinationen mit Rot oder Grün sind für die Berufsschifffahrt bestimmt.

Drei blinkende rote Lichter markieren in den Weichen ein Ausfahrverbot auch für Sportboote, weil sehr große Schiffe entgegenkommen.

Es gilt ein Rechtsfahrgebot im Kanal. Schilder schreiben mitunter einzuhaltende Mindestabstände zum Ufer in Metern vor.


13 wichtige Praxistipps rund um den Nord-Ostsee-Kanal

NOK-Tipp #1

Wer sich den Schleusen in Brunsbüttel oder Kiel-Holtenau nähert, hört über Funk am besten frühzeitig mit (Brunsbüttel: UKW-Kanal 13, Ruf: „Kiel Kanal I“; Holtenau: UKW-Kanal 12, Ruf: „Kiel Kanal IV“). Befinden sich schon andere Sportboote im Wartebereich, mithören, sonst die Schleuse anrufen und fragen, wann mit einer Schleusung zu rechnen ist. Wichtig: Angeben, in welche Richtung man schleusen will, also hinein oder hinaus! Die Schleusenwärter antworten meist sofort. Sportboote ohne Funkanlage können sich auch telefonisch melden (Kiel: 0431/360 31 52, Brunsbüttel: 04852/88 52 52).

NOK-Tipp #2

Beim Warten nicht zu nah vor der Schleuse kreisen. Außen gibt es in Holtenau den Wartebereich nördlich beim Tiessenkai, in Brunsbüttel befindet er sich elbaufwärts direkt neben dem Kanal. In Kiel liegt am Nordufer innen im Kanal ein Warteschlängel mit Digitalanzeige der Rufnummern, in Brunsbüttel gibt es den Hafen und einen Wartebereich am Südufer bei der kleinen Schleuse.

NOK-Tipp #3

Die Einfahrt in eine Kammer ist erst frei, wenn die weißen Lichter der großen Anzeige direkt in der Mitte der Schleuse blinken. In Holtenau müssen Yachten oft zusammen mit Berufsschiffen schleusen, in Brunsbüttel können wegen der dort noch intakten kleineren Schleusen teils auch nur Sportboote geschleust werden. Alle anderen Signalkombinationen, auch die mit grünem Licht, sind für die Berufsschiffe! Die Schleusenwärter kündigen die erlaubte Einfahrt zudem via Funk und Lautsprecher an und sagen meist, auf welcher Schleusenseite und ob man vor oder hinter den Berufsschiffen festmachen soll.

NOK-Tipp #4

Zügig in die Schleuse einfahren. Drinnen so weit vorrücken wie angesagt oder möglich. Fender so tief hängen, dass sie halb auf der Wasserlinie liegen. Festmachen mit Vor- und Achterleine. Eine Achterspring ist empfehlenswert, damit die Yacht auch im Schraubenwasser ruhiger liegt. Dazu muss ein Crewmitglied auf den niedrigen Schwimmsteg (Reibhölzer) springen, bei großen Schiffen idealerweise beim Want. Vorsicht, der Bodenbelag ist manchmal rutschig!

NOK-Tipp #5

Die Berufsschiffe zügig passieren, besonders wenn deren Propeller noch laufen. Viele Schiffe können den Antrieb aber abstellen. Nur hinter Schiffe legen, wenn der Schleusenwärter dies anordnet.

NOK-Tipp #6

Nur die farblich markierten Bereiche in der Schleuse benutzen, dort, wo die Schwimmstege mit Gummimatten oder Metallrosten beschlagen sind. An den Ringen festmachen. Nicht die Leitern hinaufklettern!

NOK-Tipp #7

Die Passage ist kostenpflichtig, bezahlen kann man in Holtenau an den Automaten vor der Schleuse (Tiessenkai) oder im Wartebereich vor der Schleuse am Kanal-Nordufer. Am Gieselau-Kanal zahlen beim Schleusenwärter, in Brunsbüttel beim Kontrolleur im Wartehafen.

NOK-Tipp #8

In Brunsbüttel zeigt eine Anzeige in der Schleuse die Stromstärke und -richtung der Elbe an.

NOK-Tipp #9

Unter www.wsa-nordostsee-kanal.wsv.de sind gute Infos zu finden sowie das Merkblatt für Sportboote als PDF. Darin sind auch die erlaubten Tagesfahrzeiten aufgelistet.

NOK-Tipp #10

Im Kanal rechts halten, besonders wenn sehr große Berufsschiffe entgegenkommen. Es wird erst relativ dicht am Ufer flach. Ausnahme: wenn Schilder größeren Abstand vorschreiben.

NOK-Tipp #11

Segeln ist nur bei laufender Maschine und mit gesetztem Kegel erlaubt.

NOK-Tipp #12

Es gibt acht ausgewiesene Liegestellen, um zu übernachten (s. Karte).

NOK-Tipp #13

Sind bei den Weichen alle Lichter rot, dürfen auch Yachten nicht weiterfahren! Funk abhören.


Daten und Fakten: der NOK in Zahlen

  1. Jährlich befahren zirka 29.000 Berufsschiffe und 12.000 Sportboote den Kanal
  2. Seine Bauzeit betrug lediglich 9 Jahre (1886 bis 1895)
  3. Die Fahrt durch den Kanal erspart Schiffen einen 250 Seemeilen weiten Umweg um Skagen herum
  4. Der Kanal ist 53,3 Seemeilen oder 98,637 km lang. Alle 500 Meter zeigt ein Schild die Distanz an (aufsteigend von West nach Ost)
  5. 10 Brücken und 14 Fähren queren den Kanal
  6. 12 Weichen dienen als Wartezonen, damit sehr große Schiffe einander nicht zu dicht passieren müssen
  7. Der Neubau der 5. Schleuse in Brunsbüttel kostet 830 Mio. Euro
  8. Reedereien zahlen für die Passage großer Frachter bis zu 10.000 Euro. Im Gegenzug sparen sie Kosten für bis zu 20 Tonnen Treibstoff ein
  9. Ab 3,10 Meter Tiefgang oder 20 Meter Länge brauchen Yachten einen Lotsen und ein aktives AIS

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