ChartermarktHohe Preise, Gewinner und Verlierer – die Charter-Trends 2023

Andreas Fritsch

 · 11.12.2023

Chartermarkt: Hohe Preise, Gewinner und Verlierer – die Charter-Trends 2023Foto: A. Fritsch/YACHT
Einer der Revier-Gewinner 2023 war Griechenland, hier das Ionische Meer
Was hat sich 2023 auf dem Chartermarkt getan? Die Online-Agentur Globesailor hat das Buchungsverhalten von 6.200 Kunden analysiert und spannende Trends ausgemacht

In der Charterbranche gibt es nur wenige regelmäßig erhobene, konkrete Zahlen über den Markt. Die Branchenverbände der Agenturen geben anlässlich der Messen manchmal einige Zahlen bekannt, doch regelmäßige und tiefer gehende Analysen über die Buchungsentwicklungen sind selten. Zwar veröffentlichen einige Destinationen, wie etwa Kroatien, jährlich Eckdaten über die nautischen Besucher, Zahl der stationierten Charteryachten etc., doch da nur wenige andere Länder dies ebenso tun, sind die europäischen Märkte nicht sehr transparent. Zahlen von Agenturen sind da schon ein ganz guter Anhaltspunkt. Vor diesem Hintergrund ist eine Analyse der Online-Buchungsplattform Globesailor für das Jahr 2023 sehr interessant.

Revier-Trends 2023. Unter “Indischer Ozean” fallen die Seychellen und Malediven, die erstaunlich gut liefen. Das ist wohl vor allem der Kabinencharter und einem etwas Frankreich-lastigen Marktanteil von Globesailor geschuldet. Die Ostsee ist oft unterrepräsentiert, da hier viele Kunden direkt beim Flottenbetreiber buchen, ohne dem Umweg über die Agenturen.Revier-Trends 2023. Unter “Indischer Ozean” fallen die Seychellen und Malediven, die erstaunlich gut liefen. Das ist wohl vor allem der Kabinencharter und einem etwas Frankreich-lastigen Marktanteil von Globesailor geschuldet. Die Ostsee ist oft unterrepräsentiert, da hier viele Kunden direkt beim Flottenbetreiber buchen, ohne dem Umweg über die Agenturen.

Kroatien schwächelt, die Übersee-Reviere kommen langsam zurück

Die französische Firma mit mehreren europäischen Ablegern, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat dafür Trends aus den 6.200 Buchungen abgeleitet, die über sie abgewickelt wurden. Dafür wurden die anonymisierten Kundendaten betrachtet. Allerdings sind nur knapp zwölf Prozent davon Daten von deutschen, österreichischen oder Schweizer Kunden, es ist also eher eine europäische Sicht auf den Chartermarkt. Federn lassen musste nach vielen Jahren des Wachstums offensichtlich Kroatien, das zwar immer noch Platz eins in der Kundengunst belegt, aber etwas schwächer geworden ist. Das mag an dem dort im Zuge der Euro-Umstellung für Dienstleistungen und Restaurantbesuche sehr ungleich gestiegenen Preisniveau liegen, vielleicht aber auch daran, dass viele Crews dort in den Pandemie-Jahren unterwegs waren und jetzt Abwechslung suchen. Griechenland hält seine starke Position auf Platz zwei, die es sich seit einigen Jahren langsam, aber stetig erobert hat. Auffällig ist auch, dass nach Jahren der schwachen Buchungen die Übersee-Reviere wieder zurückkommen. Die waren wegen komplizierter Regeln für die Anreise und teils lückenhafter Flugverbindungen 2021/22 etwas unter die Räder gekommen.

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Auch das Verhältnis zwischen Kat- und Monohull-Buchungen scheint sich etwas zu bewegen.

Nach vielen Boomjahren geht die Kat-Nachfrage etwas zurück. Das mag auch deren hohen Wochenpreisen geschuldet seinNach vielen Boomjahren geht die Kat-Nachfrage etwas zurück. Das mag auch deren hohen Wochenpreisen geschuldet sein

Seit Jahren ging die Entwicklung da eigentlich nur in eine Richtung: nach oben. Es gab immer mehr Kats in den Flotten und Revieren, und die Kunden machten das auch durchaus mit, da die Raumwunder als ideal für viele Crews galten: Platz ohne Ende, ideal zum Ankern, keine Lage beim Segeln. Allerdings sind die Boote teurer als Monohulls, und gerade die Charterpreise für Kats sind zuletzt spürbar gestiegen. Auch die in manchen Revieren sehr hohen Liegegelder für Kats in Marinas mögen ein Kriterium sein. Vielleicht wollen die Chartercrews zur Abwechslung aber einfach mal wieder Monohull segeln, was ja doch für viele die ursprüngliche, sportlichere Art ist, über die sie zum Segeln gekommen sind.

Weitere spannende Trends in Zahlen

  • 10–15 % stiegen im Schnitt die Wochenpreise für Charteryachten im Jahr 2023 in Europa
  • 4.408 Euro gab die durchschnittliche deutsche Crew für ihre Yacht aus, ohne Extras. Dass ist nur ein Prozent mehr als 2022. Daraus leitet Globesailor ab, dass die Kunden wegen der Preissteigerungen in diesem Jahr logischerweise entweder kleinere, ältere oder weniger gut ausgestattete Boote gechartert haben.
  • 10–20 % Minus gab es vor allem in der Kundennachfrage für die Vor- und Hauptsaison. Die Kunden brauchten bis zum Jahresanfang zur Entscheidung und mieden dann gezielt die hochpreisige Zeit des Jahres, vor allem also Juli und Augus.t
  • 25 % stiegen die Preise für Flüge weltweit (Quelle: Statistisches Bundesamt) und sogar fast um 32 % für innereuropäische Verbindungen. 2024 wird es mit den Preisen vermutlich auch wieder bergauf gehen, da die Bundesbehörden angekündigt haben, die Kosten für die Sicherheit auf den Flughäfen zu erhöhen. Das werden die Betreiber vermutlich direkt an die Airlines weitergeben.
  • Auf 20 % erhöhte sich der Anteil der Frühbucher, die die Rabatte mindestens 6 Monate oder länger vor Buchung mitnehmen und so den steigenden Charterpreisen etwas entgegensetzen können.

Doch sind durchaus auch positive Trends für Kunden festzustellen: “Durch die gesunkene Nachfrage gibt es wieder mehr Last-Minute-Angebote mit teils stärkeren Rabatten”, so Kirsten Richarz, Country Managerin für die Gebiete Deutschland, Österreich und Schweiz von Globesailor. “In der Nach-Corona-Zeit war die Nachfrage so groß, dass die Flottenbetreiber das kaum nötig hatten, nun hat sich das wieder geändert.” Trotzdem ist das Fazit nicht negativ, die Charterbranche hat mittlerweile das Niveau der Vor-Corona-Zeit von 2019 wieder erreicht. Das kann im Tourismus längst nicht jeder Markt von sich behaupten.

2024 scheint mit solchen Vorzeichen für die Charterbranche also ein spannendes, vielleicht sogar herausforderndes Jahr zu werden. Die Zeit der einfach zu erzielenden zweistelligen Zuwächse nach den Corona-Jahren ist jedenfalls erst einmal vorbei. Die boot in Düsseldorf, traditionell die wichtigste Chartermesse in Deutschland, wird Ende Januar dann zeigen, wie 2024 wird. Nach der Messe ist für Agenturen und Flottenbetreiber meist schon ziemlich klar zu erkennen, ob es ein gutes oder schlechtes Jahr wird.


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