NorwegenTraum-Revier für Fahrtensegler zwischen Oslo und Kristiansand

Nico Krauss

 · 21.01.2024

Im Naturhafen der Insel Svenner südwestlich des Oslofjords finden Yachten hinter imposanten Felsen perfekt geschützte Liegeplätze
Foto: YACHT/Nico Krauss
Die Küste Südnorwegens mit ihren vorgelagerten Inseln, den ins Land schneidenden Fjorden und den alten Hafenstädten ist ein faszinierendes Segelrevier. Mit guter Planung lässt es sich auf eigenem Kiel erkunden

Schon aus der Ferne sind die kleinen Holzhäuser auf den Schären zu erkennen. In hellem Weiß, leuchtend und geduckt an mächtige Felsen gelehnt, trotzen sie den Stürmen und der Wucht der vom Skagerrak anrollenden Wellen. Die Häuser sind auf Granit und Gneis gebaut, den die salzige Brandung über Jahrtausende glatt poliert hat. Eine Oberfläche wie glänzende Seide. Enge Fahrwasser führen zwischen den Inseln und unzähligen halb unter Wasser liegenden Steinen im Zickzack zur Küste, gekennzeichnet nur von verrosteten Eisenstangen mit Toppzeichen. Solcherlei Altmetall ist hier Garant für ein sicheres Geleit in den nächsten Hafen oder die angepeilte Ankerbucht.

Wer erst sicher hinter einem der natürlichen Wellenbrecher, den die Felsen und Schären hier bilden, angekommen ist, den empfängt wohltuende Ruhe. Die Dünung ist fort, der Wind um einige Beaufort gedrosselt. Das ist charakteristisch fürs Segeln an der Küste von Sørlandet, wie die Norweger den Südteil ihres Landes nennen: Vom offenen Skagerrak zu den geschützten Buchten und Inseln sind es stets nur wenige Seemeilen. Zieht schweres Wetter auf, ist die nächste Zuflucht nicht weit, ob Bucht, Fjord oder Steganlage.

Jeder Ankerplatz ein kleines Abenteuer

So erlebt das auch die Familiencrew auf der britischen „Summer Song“, einer Sadler 34. „Die Küste ist wirklich sehr abwechslungsreich. Man kann hier wunderbar segeln, und auch an Land gibt es viel zu unternehmen“, schwärmt Skipper Sam Fortescue. „Das ist wichtig für uns, schließlich müssen wir auf unsere Kinder Rücksicht nehmen. Da kann man nicht stur Meilen machen.“

Bevor sie nach Norwegen aufbrachen, machten sich die Eltern viele Gedanken, wie die sechs und acht Jahre alten Geschwister beschäftigt werden könnten. Doch das sei völlig unnötig gewesen. „Jeder Ankerplatz ist für die Kinder ein neues Abenteuer, jede Insel will erkundet sein. Klettern, schwimmen, toben bis zum Umfallen – wir mussten die beiden vor lauter Müdigkeit schon zurück an Bord tragen“, erzählt der Vater. Auch als die Crew wegen eines heftigen Weststurms drei Tage lang im Hafen von Kristiansand eingeweht ist, kommt keine Langeweile auf: Der weltberühmte Zoo, spannende Museen, gute Restaurants und Cafés sowie ein tolles Schwimmbad in der Nähe des Yachthafens retten das Ferienglück. Hunderten anderen Crews ergeht es ganz ähnlich.

Jeden Tag ein neues Abenteuer, jede Schäre wird zum Spielplatz, jeder Küstenort zum Freilichtmuseum”

Ein ideales Revier zum Fahrtensegeln

Auch andere Städte entlang des Küstenabschnitts wie Arendal oder Grimstad laden zum Landgang ein. Die Distanzen sind überschaubar, und eine Bucht für den Badestopp oder eine Schäre zum Festmachen über Nacht findet sich zudem immer, falls doch ein Zwischenhalt eingelegt werden soll. „Segeln in Südnorwegen kann bisweilen zur Herausforderung werden. Wer jedoch die Sommermonate nutzt und zudem Wind und Wetter im Blick behält, findet hier ein ideales Revier zum Fahrtensegeln“, sagt Gordon Fuglestad. Der nette Norweger ist stellvertretender Hafenmanager von Arendal. Er kümmert sich nicht nur um Hunderte Gast- und Dauerlieger, sondern ist auch zuständig für die dicken Pötte und großen Kreuzfahrtschiffe, die hier bisweilen festmachen. Fuglestads Empfehlung: „Wenn es während der Hochsaison in den engen Gassen der Altstadt zu trubelig wird, segelt man am besten die paar Seemeilen hinüber zur Clubinsel, legt an öffentlichen Stegen an oder ankert direkt am Sandstrand nördlich der Insel Merdø.“

Tatsächlich bietet allein das Mikrorevier um Arendal genug Abwechslung für einen mehrtägigen Törn. Desgleichen die benachbarten Küstenabschnitte. Egal, ob der Crew der Sinn nach Erholung oder aber nach Erlebnissen steht. Einzig die weite Anreise bis in den Norden des Skagerraks hält viele deutsche Segler davon ab, das Revier auf eigenem Kiel anzusteuern. Von Kiel nach Kristiansand sind selbst auf direktem Kurs mindestens 300 Seemeilen abzuspulen. Möchte man unterwegs noch Häfen entlang der dänischen oder schwedischen Küste anlaufen, kommen noch weit mehr Meilen zusammen. Je eine Woche für den Hin- und Rückweg sollten dann eingeplant werden. Viel Zeit, die im Regelfall den Aufenthalt im Zielrevier auf wenige Tage beschränkt, angesichts von durchschnittlich drei Wochen, die den meisten Crews für den Sommertörn zur Verfügung stehen.

»Die Eiszeit hat die Schären glatt geschliffen und mancherorts zu wahrhaft gewaltigen Wällen aufgetürmt«

Norwegen bietet auch Winterlager-Plätze

Nicht zu vergessen, dass auch das Wetter mitspielen muss. Vor allem beim Sprung übers Skagerrak sollte es nicht zu kräftig wehen, sonst ist es mit der Urlaubsstimmung schnell vorbei. Eine Möglichkeit, sich Stress zu ersparen und zugleich mehr Zeit an der südnorwegischen Küste verbringen zu können, besteht darin, vor Ort die Crew zu wechseln. Das heißt, eine Mannschaft segelt das Schiff gen Norden und verbringt dort den Rest der Zeit. Dann übernehmen Freunde oder Bekannte die Yacht, um ebenfalls ausgiebig erst vor Ort und anschließend zurück nach Deutschland zu segeln. Logistisch ist solch ein Crewwechsel denkbar unproblematisch. Südnorwegen ist dank Fähren via Dänemark oder auch per Flugzeug aus ganz Europa gut erreichbar.

Einen ganz anderen Vorschlag hat der Hafenmanager von Arendal parat : „Bootseigner aus Deutschland können ihre Yacht im Winter bei uns im Wasser lassen. Dafür haben wir für den Zeitraum vom 1. September bis 15. Mai ein spezielles Angebot. Bootsbetriebe aus der Region können zudem unkompliziert mit Pflege- und Reparaturarbeiten beauftragt werden“, erklärt Gordon Fuglestad. Tatsächlich gibt es zwischen Oslo und Kristiansand mehrere Häfen, die Winterliegeplätze im Wasser oder aber an Land beheizte Hallenplätze für auswärtige Yachten bereithalten (siehe unten).

Risør und das Trebåtfestival sind ein Highlight

Gleich, für welche Lösung man sich entscheidet, ein Ziel sollte auf jeden Fall auf dem Törnplan für Südnorwegen stehen: Risør. Das ist eine jener typischen malerischen Küstenstädte, wie sie nur hier zu finden sind: Kleine, alte Holzhäuser stehen dicht gedrängt auf einem Felsen; sie sind bewohnt und werden liebevoll erhalten, aber nicht konserviert wie in einem Freilichtmuseum. An schiefen Hauswänden wachsen Rosen, in kleinen Gärten stehen Obstbäume, blühen Blumen und gedeihen Kräuter für die Küche. Die warme Sommerluft ist erfüllt von Blütenduft und Möwengeschrei.

In einigen Dörfern scheinen die Uhren stehen geblieben zu sein. Man wähnt sich zurückversetzt in vergangene Zeiten”

Beim Bummel über die gepflasterten Gassen von Risør wähnt man sich zurückversetzt in längst vergangene Zeit. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn hier jedes Jahr am ersten Augustwochenende beim Trebåtfestival Hunderte historische Arbeitsboote und klassische Yachten im Hafenbecken festmachen. Ein Highlight nicht nur für Fans maritimer Holzpreziosen, sondern für alle Einwohner und Besucher Risørs – und das zur schönsten Hochsommerzeit.

Der Süden ist die Sonnenseite Norwegens

Denn tatsächlich gibt es in diesen Breiten einen Sommer, der den Namen verdient. Das Küstenklima in Südnorwegen ist relativ mild, was das Segeln von Mitte Juni bis Ende August vergleichsweise angenehm macht. „Der lächelnde Süden“, wie Norweger die Region auch liebevoll bezeichnen, ist so etwas wie die Sonnenseite des Landes. Hier finden sich neben schroffen Klippen immer wieder auch glatte, aufgewärmte Felsenplätze, häufig unterbrochen von kleinen Sandstränden.

Klar, dass das Revier daher auch bei den Norwegern selbst hoch im Kurs steht. In der Hochsaison wird es in den Häfen und Buchten schon mal voll. Über die schmalen Fahrwasser flitzen Motorboote hinaus zu den Inseln, in ihrem Kielwasser beginnen die Yachten zu tanzen. Ebenso sind die kleinen Fischerdörfer während der Ferienmonate wahre Touristenmagnete. In Restaurants und Bars kann es schwierig werden, ohne Reservierung einen Platz zu bekommen. Das alles ist dem kurzen skandinavischen Sommer geschuldet. Er fokussiert die Feierlaune der Menschen auf einen kurzen Zeitraum, in dem Musikfestivals und spontane Partys für reichlich Jubel, Trubel und Heiterkeit in den Städten und Dörfern sorgen. Dem kann man aber zum Glück entfliehen. Irgendwo findet sich immer eine ruhige Schäre, die zum Bleiben einlädt.

Wer für Fisch oder Meeresfrüchte schwärmt, kommt entlang der Küste ebenfalls auf seine Kosten. Dies allerdings in zweifacher Hinsicht : Zahllose Restaurants servieren zwar frisch Gefangenes aus dem Meer, langen im Gegenzug jedoch ordentlich zu. Essen gehen ist in Norwegen eine kostspielige Angelegenheit, selbst einfache Gerichte sind im Vergleich zu deutschen Restaurantpreisen teuer. Familienskipper Sam Fortescue rät daher, Stegnachbarn oder einheimische Segler zu befragen. „Die wissen, wo es gutes Essen gibt, ohne dass anschließend Ebbe in der Bordkasse herrscht.“ Es geht aber auch ganz anders: In Norwegen darf sich jeder selbst aus dem Meer bedienen. Einfach eine Sehne samt Angelhaken in die Hecksee hängen. Die hiesigen Makrelen beispielsweise schmecken, gegart über der Glut des Lagerfeuers und serviert unterm Sternenhimmel, besser als in jedem Restaurant.

Toller Mix aus offener See und geschützten Gewässern

Auf einem Felsen im Meer südlich von Larvik weist das Feuer von Svenner Seglern den Weg. Der helle Strahl durchbricht die Dämmerung und wandert über die See. Unterhalb des Leuchtfeuers findet sich ein wunderschöner Naturhafen. Hinter einem Schutzwall aus Felsen, den die Eiszeit zu einer gewaltigen Mole geformt hat, liegen Boote wie in Abrahams Schoß. Eines davon ist die Segelyacht „Fischkind“, die längsseits am Fels festgemacht hat.

Ein echtes Sehnsuchtsrevier!”

Tief gehängte Fender halten den Holzrumpf auf Abstand zum harten Stein, die Festmacher sind an eisernen Haken befestigt, die in einer Felsspalte klemmen. „An Land zu klettern ist zwar mühsam. Dafür ist es hier unglaublich schön“, sagt Carla Enchelmaier. Zusammen mit Jesper Pink ist sie von Risør hergekommen, um das Eiland zu erkunden und den Sonnenuntergang zu bewundern. Glutrot versinkt der Feuerball zwischen den Felsen im Meer. Das Paar aus Kappeln ist erstmals mit dem Boot in Südnorwegen. Sein Fazit nach drei Wochen Sommertörn: „Eine atemberaubende Landschaft sowie ein toller Mix aus offener See und geschützten Schärengewässern – ein echtes Sehnsuchtsrevier!“


Highlights und Ziele in Südnorwegen

yacht/screenshot_9f3aa0bd569606737b6eb8b377ab5c9dFoto: YACHT

1. Kristiansand – Kultur und Natur

Segeln an der Südküste Norwegen

Kristiansand ist eine historisch bedeutende Stadt und ein beliebtes Reiseziel.

In der Altstadt, Posebyen, gibt es traditionelle HolzhäuserFoto: YACHT/Nico Krauss

Sehenswert ist die historische Altstadt Posebyen mit traditionellen Holzhäusern, neugotischem Dom im Zentrum, Sørlandets Kunstmuseum, dem Tierpark und vielen kulinarischen Leckerbissen aus dem Meer am Fiskerbrygga-Kai, wo die Fischhändler ihren Fang verkaufen. Am südöstlichen Küstenabschnitt befindet sich der Stadtstrand Bystranda. Der Yachthafen mit guten sanitären Einrichtungen und Waschmaschine liegt direkt an der Rundbaufestung von Christiansholm aus dem 17. Jahrhundert. Eine Bootstankstelle gibt es im privaten Nachbarhafen.

2. Valøyene – Robinson Crusoe auf Norwegisch

Segeln an der Südküste Norwegen

Inselgruppe ValøyeneFoto: YACHT/Nico Krauss

Ein Schärenarchipel südöstlich von Grimstad mit vielen Liegemöglichkeiten am Fels vor Heckanker. Ankern mit Buggeschirr an einigen Stellen auch möglich. Bei ungünstigen Wetterlagen steht Schwell vom Skagerrak, der seinen Weg zwischen die Inseln findet. Das Naturschutzgebiet hat schöne Wanderwege und Badestellen. Außerdem gibt es Grillplätze und Trockentoiletten.

3. Arendal – von seelenruhig bis quicklebendig

Segeln an der Südküste Norwegen

Arendal ist eine maritime Stadt mit langer SchifffahrtstraditionFoto: YACHT/Nico Krauss

Hier gibt es Restaurants, ein Einkaufszentrum und Boutiquen vom Feinsten. Im Gjestehavn liegt man zentral an einer Steganlage mit Swimmingpool und Bar. Tankstelle im Hafen. Größere Yachten gehen im alten Hafen Pollen längsseits am Kai ins Päckchen. Ruhiger ist es bei der Arendals Seilforening. Auf der kleinen Schäre Søndre Brattholmene finden sich Holzstege mit einigen Gastliegeplätzen sowie den nötigsten Serviceeinrichtungen. Noch idyllischer ist es auf der wenige Meilen südlich gelegenen Insel Merdø. Zum Baden und Essengehen im „Merdø Kro“ kommen Tagesgäste her. Ankern direkt vorm Strand oder an einem der beiden Stege in eine Box gehen oder längsseits festmachen.

4. Lyngør – Kunst auf der Insel

Segeln an der Südküste Norwegen

Lyngør ist eine berühmte alte Lotsenstadt  bei Risør an der Südküste Norwegens.Foto: YACHT/Nico Krauss
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Die Schäre vor dem malerischen Küstenort Kragerø war einst Heimat der örtlichen Fischer. Hier hatten zudem Lotsen eine Station. Heute ist der Archipel begehrte Adresse für Feriendomizile und Freizeitboote. Unbedingt sollte man der alten Segelwerkstatt einen Besuch abstatten. Sie beherbergt heute eine Fotogalerie und ein Restaurant. Anlegen kann man gleich vor der Tür oder an einem Gästesteg zwischen den Schären.

5. Risør – segeln und feiern

Segeln an der Südküste Norwegen

Risør ist eine alte Handelsstadt  an der Südküste Norwegens.Foto: YACHT/Nico Krauss

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Die weißen Holzhäuser auf den Hügeln sind berühmt, die Bootsbautradition bis heute allgegenwärtig und die legendäre Gastfreundschaft immer spürbar. Das wird besonders beim jährlich am ersten Augustwochenende stattfindenden Trebåtfestival deutlich, zu dem Klassiker aus dem gesamten Ostseeraum anreisen. Hinter den alten Fassaden in der Stadt verbergen sich viele gute Restaurants, Bars und Kunstgewerbe. Mit dem eigenen Boot möglichst in den inneren Teil des alten Hafens gehen, dort ist es am geschütztesten. In hellen Sommernächten muss man allerdings mit fröhlichem Treiben bis in die Frühe rechnen.

6. Jomfruland – Wellenbrecher und Vogelinsel

Segeln an der Südküste Norwegen

Die Insel Jomfruland ist eine lange schmale Moräne aus der Eiszeit die sich wie ein Schutzwall für die Schären bei Kragerø legt.Foto: YACHT/Nico Krauss

Die „Insel der Jungfrau“ ist eine knapp acht Kilometer lange Moräne aus Geröll, sie bewahrt den dahinter liegenden Schärengarten vor Wind und Wellen. Auf Jomfruland sollen mehr als 300 Vogelarten heimisch sein. Die Schwimmsteganlage für etwa 40 Yachten ist im Sommer schnell voll, die Norweger lieben das flache Eiland. Daher früh kommen. Erkundungen am besten mit dem Fahrrad, einen Verleih gibt es direkt am Leuchtturm.

7. Svenner – Abrahams Schoß im Skagerrak

Segeln an der Südküste Norwegen

Die Insel Svenner mit einem Leuchtfeuer und sichern Naturhafen und schönen Küsten mit Felsen und Strand an der Südküste Norwegens.Foto: YACHT/Nico Krauss

Die Ansteuerung über das Storløpet erfordert etwas Konzentration von Navigator und Rudergänger, doch wer einmal den Weg in den Naturhafen gefunden hat, möchte hier nicht mehr weg. Anlegen längsseits am Fels auf bis zu drei Meter Wassertiefe oder vor Heckanker an einem kleinen Steg. Anlaufen bei starken Winden aus Süd bis West nicht empfohlen. Dann besser im Nordbogen ankern, der nördlichen Bucht mit Sandstrand.


Tipps für den Törn

Das Revier

Südnorwegen ist flankiert vom Skagerrak, einem teils ruppigen Revier. Doch längs der Küste mindern Schären, Buchten und Fjorde die Wucht von Wind und Wellen. Auf Düseneffekte achten. Die Fahrwasser zwischen den Inseln sind meist gut markiert, die Seekarten zudem so genau, dass man mit der nötigen Achtsamkeit auch außerhalb des Fahrwassers segeln kann. Die Wassertiefen fallen von den Schären und Steilküsten meist schnell ab. Flache Bereiche gibt es allenfalls in Flussmündungen, zwischen dicht beieinanderliegenden Inseln und vor flachen Uferbereichen. Der Gezeitenstrom kann bis zu drei Knoten betragen. Starker Südwest- bis Westwind sorgt mitunter längere Zeit für ein chaotisches Wellenbild, was insbesondere Kreuzkurse erschwert.

Häfen & Marinas

Für Norweger ist das Boot von jeher ein normales Fortbewegungsmittel, entsprechend viele Anlegestellen, Stege oder Vorrichtungen zum Festmachen an den Felsen gibt es entlang der Küste und im Schärengarten. Die Hafenführer listen für den beschriebenen Küstenabschnitt über 300 Liegemöglichkeiten für Yachten auf. Die Marinas sind meist modern, aber ziemlich teuer und nicht besonders groß. In der kurzen Zeit des Hochsommers kann es daher mancherorts schnell voll werden. Meist gibt es aber immer irgendwo zumindest für begrenzte Zeit einen Platz fürs Boot, sodass sich Besorgungen erledigen lassen. Die Bootstankstellen in den Häfen sind vielerorts rund um die Uhr geöffnet.

Wind & Wetter

Vorherrschende Windrichtung ist West oder Südwest, selten Ost. In Küstennähe weht es zudem fast immer parallel zum Land. Das heißt, entweder kreuzen oder aber platt vor dem Laken segeln. Die Lufttemperatur liegt von Juni bis August bei 20 Grad Celsius, die mittlere Wassertemperatur beträgt dann 18 Grad Celsius.

Seekarten

  • NV Carts Pilot 1, Planungskarte Ostsee – Kristiansand bis Helsinki
  • NV Atlas NO2 – Oslofjord Sør – Svenska Grensen til Kragerø
  • NV Atlas Norway NO3 – Sørlandet East – Kragerø to Kristiansand

Hafen- & Revierführer

  • Havneguiden 1+2 Svinesund bis Langesund und Langesund bis Lindesnes, Skagerrak-Verlag (auf Norwegisch und Englisch, Onlineversion integriert)
  • Revierführer Norway (RCC) von Judy Lomax, das Standardwerk für die gesamten norwegischen Küstengebiete von Oslo bis zum Nordkap einschließlich Spitzbergen.

Option: Winterlager in Norwegen oder Schweden

Die relativ weite Anreise lässt Seglern wenig Zeit vor Ort. Deshalb ist es eine Überlegung wert, die Yacht im Norden einzuwintern. Ein Wasserliegeplatz im Winter kostet in Südnorwegen oder Westschweden für eine 36-Fuß-Yacht im Monat umgerechnet etwa 80 bis 150 Euro, ein beheizter Hallenplatz 250 bis 550 Euro. Nachfolgend eine Auswahl an Winterlagern:

  • Arendal: Wasserliegeplatz in der Stadtmarina vom 1.9. bis 31.5. Buchung: APP.HAVNEWEB.NO
  • Sandefjord: Hallen- und Außenplätze ausreichend vorhanden. Lagerung vom 15.8. bis 15.6. möglich, sehr gute Serviceeinrichtungen. Buchung: FRAMNES-MARITIME.NO
  • Frederikstad: Einige Winterlagerplätze im Wasser und an Land. Infos: Frode Samuelsen, FROSAM@FREDRIKSTAD.KOMMUNE.NO
  • Stenungsund/Westschweden: Überwintern im geschützten kommunalen Hafen an Land oder im Wasser möglich; Service von privaten Betrieben. Infos: STENUNGSUND.SE

Zollbestimmungen

Eine ausländische Yacht darf bis zu sechs Wochen lang im norwegischen Hoheitsgebiet bleiben, ohne dass die Eigner an Bord sind. Für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren muss beim Zoll eine „Unterbrechung der Reise“ erklärt werden. Infos: WWW.TOLL.NO/EN/GOODS/BOAT/STORING-A-FOREIGN-RECREATIONAL-BOAT


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