EntsorgungStudie: wohin mit alten Booten?

Alexander Worms

 · 29.01.2015

Entsorgung: Studie: wohin mit alten Booten?Foto: APER
Aufgegebenes Schiff. Was damit geschieht, scheint ungewiss

In den Niederlanden gibt es einer Studie zufolge 500.000 Freizeitschiffe. Bis zu 35.000 davon müssen jährlich abgewrackt werden. Aber wie?

Das haben sich auch die Hiswa, die niederländische Branchenvereinigung, der dortige Wassersportbund, die Vereinigung der maritimen Industrie und der Abwracker Het Harpje aus Enkhuizen gefragt. Zusammen gaben sie, mit Untstützung durch Gelder aus dem Ministerium für Infrastruktur, eine Untersuchung in Auftrag. Diese hat dann Waterrecreatie Advies, ein auf den Wassersport spezialisiertes Institut, durchgeführt.

Resultat: Die 500.000 Boote wiegen zusammen rund 900.000 Tonnen. 286.000 Tonnen davon sind Polyester, für das es, anders als bei Stahl oder Holz, noch kein schlüssiges Wiederverwertungskonzept gibt. Sobald ein solches entwickelt sein wird, so die Studie, wird die Zahl der zu entsorgenden Boote steigen. Denn dann ist der Weg, ein altes Schiff loszuwerden, einfacher. Heute stehen etwa 100.000 Schiffe ungenutzt in Scheunen – weil die Eigner nicht wissen, wohin damit.

Ein weiteres Problem ist die steigende Zahl herrenloser Schiffe, jeder vierte Yachthafen hat jetzt schon damit zu kämpfen. Oft ist der Wert der Boote durch aufgelaufenes Liegegeld sogar negativ. Ein Verkauf und erst recht eine Entsorgung würden viel Geld kosten. Die Folge: Der Eigner überlässt das Schiff da, wo es gerade liegt, seinem Schicksal.

Obendrein kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass auch die demographische Entwicklung ein schlüssiges Entsorgungskonzept erforderlich macht: Wenn die Generation der Babyboomer (geboren in den sechziger Jahren) mit dem Wassersport aufhört, werden jährlich bis zu 35.000 Boote zu entsorgen sein. Das dürfte allerdings erst in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts der Fall sein. Bis dahin müsse jedoch eine funktionierende Recyclingkette stehen.

Die Erkenntnisse der Studie lassen sich mehr oder weniger auch auf Deutschland übertragen. Denn die Bevölkerungsentwicklung verläuft hierzulande ganz ähnlich zu der der Nachbarn im Westen. Allerdings ist der Bootsbestand pro Einwohner deutlich niedriger, was allein daran liegt, dass es im Verhältnis in Deutschland weniger Wasserflächen als in den Niederlanden gibt.

Ein Beispiel aus der Automobilindustrie: Die Hersteller müssen dort aufgrund gesetzlicher Vorgaben schon seit Jahren die Rücknahme und Entsorgung ihrer Fahrzeuge garantieren. Dadurch sind sie vermehrt auf recycelbare Materialien umgeschwenkt. Ob und wie das auf die Wassersportindustrie übertragbar ist, ist derzeit allerdings noch offen.