Ich denke, der Markt ist insgesamt so um 30 Prozent eingebrochen. Wir sind noch mit einem blauen Auge davon gekommen, es liegen noch nicht alle Zahlen endgültig vor, aber es sieht nach einem moderaten Minus von acht bis höchstens zehn Prozent für uns aus. Im März kam der Einbruch, da sind dann viele Flottenbesitzer in Panik geraten und haben für den Sommer Rabatte von 40, 50 Prozent oder gar mehr gegeben. Manche Online-Agenturen nutzten das dann auch noch aus und nahmen mehrere Wochen paketweise mit erheblichen Rabatten ab und brachten die dann an den Mann. Der Herbst war wettermäßig obendrein noch schlecht, das hat uns viele spontane Buchungen gekostet.
Das hat mehrere Gründe. Zum einen lief Kroatien in den Nach-Corona-Jahren wegen der Autoanreise einfach extrem gut. Durch die Nautic Alliance, mit der wir auch in Griechenland, Italien oder der Türkei aktiv sind, wissen wir, dass Revier-Trends auch in Wellenbewegungen laufen. Jetzt gibt es eben einen Dämpfer. Aber natürlich gibt es auch hausgemachte Gründe. Richtig ist, dass auch in Kroatien die Preise in Restaurants, Häfen und drumherum angezogen haben.
Aber manche Kunden vergleichen da auch mit dem Kroatien vor acht Jahren. Das ist nicht gerecht. Natürlich kann man nach Griechenland ausweichen, das günstiger ist, aber man muss auch klar sagen: Dafür ist die nautische Infrastruktur in den Häfen dort oft schlechter. Kroatien ist da schon auf einem sehr hohen Niveau, was ja auch viele Kunden schätzen. Die wenigen vergleichbaren Anlagen in Griechenland sind genauso teuer. Was wir aber natürlich verstehen ist, dass es für Familien, wo alles aus einer Tasche bezahlt werden muss, enger wird. Die sind obendrein an die teure Hauptsaison der Ferienzeiten gebunden.
Richtig. Darauf reagieren wir jetzt auch. Wir bieten Familien bereits jetzt zusätzlich 5 % Rabatt und finden, dass mehr Tourismusbetriebe in Kroatien diesem Beispiel folgen sollten. Ein Preisvorteil-Modell für Familien im Sommer kommt bereits für Marinas und Bojenfelder, gemeinsam mit MySea. Die Kinder sind die Kunden von Morgen, die braucht die Branche unbedingt! Und natürlich geben auch wir, wie schon immer, Frühbucher-Rabatte, 20, 25 Prozent sind teils möglich. Das gehört ja dazu.
Das muss man sehr gut abwägen, denn um es klar zu sagen: Auch bei uns steigen die Kosten seit ein paar Jahren deutlich. Die Boote sind bis zu 30 Prozent teurer geworden, die Liegeplatzpreise gehen beständig in die Höhe, Ersatzteile sind auch teils zweistellig teurer geworden. Und wenn man gutes Basispersonal halten will, muss man auch fair zahlen. Aber die Idee in den Köpfen mancher Kunden ist: Ich konnte 2024 mit spätem Buchen 40, 50 Prozent Rabatt bekommen, das mache ich jetzt einfach immer! Aber trotzdem wollen die Kunden 1A Qualität! Das kann nicht funktionieren. Auf Dauer muss das auf Kosten der Qualität der Boote gehen. Eine stabile Firma mit guten Booten, das geht mit solchen Rabatten einfach nicht. Alles wird teurer, aber der Chartermarkt immer billiger? Sehr schwierig.
Wenn es wie 2024 läuft, schließe ich das nicht aus. Man sieht schon bei der einen oder anderen Firma, dass sie an den Winterarbeiten zu sparen beginnt. Im Frühjahr brauchen Flotten Geld, wenn da nicht genug Buchungen kommen, bleibt oft nur der Verkauf einzelner Schiffe. Das ist natürlich längerfristig nicht tragfähig. Bis jetzt sieht es bei uns aber ganz gut aus, aber so richtig kann man erst im Februar oder März sagen, wie der Markt reagiert. 2024 sah es bis März auch ganz gut aus.
Das wird sich zeigen. Natürlich könnte man die Yachten auch generell ein, zwei Jahre länger als bisher in Charter laufen lassen, also sieben oder acht Jahre. So kann man zu hohe Wochenpreise langfristig abfangen. Man muss dem Kunden dann nur beweisen, dass die älteren Yachten auch entsprechend gut gepflegt sind. Und er muss dann auch bereit sein, sie zu buchen und nicht nur auf die neuen Baujahre setzen.
Man muss in Kroatien jetzt im Gegensatz zu früher eben auch Preise vergleichen, schauen, was es im Restaurant, der Marina oder dem Bojenfeld kostet. Und abwägen: Lohnt sich das? Nicht einfach Zähne zusammenbeißen und zahlen. Einen Bogen um überteuerte Angebote machen. Sonst merkt der Betreiber ja nicht, dass er überzogen hat!
Allerdings muss ich auch sagen: Kroatien ist kundenseitig noch internationaler geworden. Und manche europäische Nationen, etwa die Skandinavier, empfinden das Revier nicht als überteuert, weil sie es mit dem Rest Südeuropas vergleichen. Und die reisen nicht mit dem Auto an, wie viele Deutsche oder Österreicher! Die geringeren Anreisekosten sind ja nach wie vor ein Riesenvorteil Kroatiens.
Es gibt ja noch die Restaurants, wo ein guter Oktopussalat 12 bis 14 Euro kostet oder ein echtes Top-Steak 30 Euro. Schauen Sie doch mal, was das fairerweise in Deutschland kostet! Aber wir sehen auch, dass die Kunden eigene Lösungen haben: Auf unseren Booten wird so viel gekocht wie seit Jahren nicht, das sehen wir an der intensiven Pantry-Nutzung. Die Kunden stellen einfach um: bei einer Woche Törn geht man eben nur zwei, vielleicht dreimal Essen. Wir haben das registriert und rüsten jetzt viel mehr Boote mit einem eigenen Bordgrill aus. Das kommt gut an! Einkaufen kann man in Kroatien vor allem auf den Märkten ja sehr gut, dort sind Preise und Qualität oft hervorragend.
Auf jeden Fall. Die 150 Plätze dort sind eine gute Zukunftsinvestition. Wir beginnen dort auch mit aufwändigen Refits, so sind wir dabei, eine 20 Jahre alte Bavaria 44 auf Elektroantrieb umzubauen. Ich glaube, dass es in Kroatien wieder aufwärts geht. Wir erleben generell wirtschaftlich und politisch anspruchsvolle Zeiten, die Kunden sind viel sensibler als früher. Aber Firmen, die jetzt tragfähig und klug agieren, werden die Krise bestehen und später profitieren. Die Glücksritter der letzten Jahre, die dachten, Charter wäre ein supereinfaches Geschäft, werden vielleicht auf der Strecke bleiben.
Wir ordern jedenfalls allein für nächstes Jahr 35-40 neue Schiffe, wir haben Eigner, die einfach einen Anschlussvertrag machen. Und nicht nur in Kroatien, unsere Flotte von Sun Charter in Sardinien ist mittlerweile im Schnitt 2,5 Jahre alt. Das Vertrauen ins Geschäft ist also da. Und generell gilt: Die schlechten Zahlen betrafen nur Kroatien. Italien und Griechenland laufen ohne wesentliche Schwankungen gut!