Selbst die kroatischen Statistiken belegen, dass die Transit- und Dauerliegerzahlen im Vergleich zum ständig wachsenden Liegeplatzangebot schwächeln, die Marina-Preise ständig steigen, wie die YACHT erst kürzlich berichtete. Auf den Artikel erreichten die Redaktion auch diverse Leserbriefe, die weitere Probleme aufzeigen.
Ein professioneller Kojencharter-Anbieter schreibt etwa: “Kroatiens Dienstleistungsgedanke war – zumindest so unsere Wahrnehmung – noch nie besonders stark ausgeprägt; Beispiele dazu gibt es genügend. Aber das hat man ‘geschluckt’, weil es ja auch angenehme und freundliche Ausnahmen gibt. Seit Corona ist jetzt auch noch eine hohe Preissteigerung hinzugekommen. Und immer mehr grölende und lärmende Partycrews in den Buchten und Marinas verschlechtern die Situation noch zusätzlich massiv. Kroatien hat es trotz einem der schönsten Reviere überhaupt und einer relativ unproblematischen Anreise auf kurze Zeit geschafft, sich selbst zu schaden, und die Spirale dreht sich weiter nach unten. Wenn uns unsere Crews freie Hand zur Revierauswahl geben, ist Kroatien längst nicht mehr die erste Wahl. Schade!!
Ein Eigner beschreibt es so: “Habe oft in Kroatien gechartert, mehr als 30 Jahre lang. Alles ist teurer geworden. Die Marinas, die Nationalparks, die Restaurants, besonders seit Einführung des Euro 2023 wurden z. B. für Fisch aus der Vitrine pro Kilogramm 100 Euro verlangt. Wir haben das nicht mehr mitgemacht, meine Crew hat richtiggehend gemeutert. In den teuren Marinas wird man zudem oft um den Schlaf gebracht, da Crews bis in den Morgen feiern (dürfen). Es ist ja nachts keine Aufsicht da. Ich habe die Konsequenz gezogen und bin nach Griechenland ausgewichen. Kroatien will anscheinend nur noch die reichen Nautiker haben, dann dürfen sie sich aber nicht beschweren, wenn die Besucherzahlen zurückgehen.”
Ein weiterer Yacht-Besitzer beschreibt die Schlussfolgerung, die so manche Crew daraus zieht: “Komme gerade von sieben Wochen Adria-Segeln zurück. Besitze ein Segelboot mit Liegeplatz ACI Vrboska. Dieser Platz befindet sich exakt gegenüber dem Transitsteg. Ich habe folgende Beobachtung gemacht: Das Kochen an Bord hat massiv zugenommen. In früheren Jahren haben die Charterer festgemacht, sind sofort zu den Duschen gerannt und danach ab zum Essen in eines der vielen Restaurants. Das hat sich jetzt sehr geändert. Durchweg 70 Prozent der Transitgäste bleiben auf ihren Booten und kochen selbst.”
Diesen Trend bestätigte der YACHT auch ein Flottenbetreiber, der berichtete, dass das Basispersonal deutlich mehr Reinigungsaufwand mit den zurückkehrenden Yachten hat, da die Bordküchen deutlich mehr benutzt und auch verschmutzt seien. Zudem würden die Crews, wie früher vor 10, 20 Jahren, im Auto große Mengen Lebensmittel zum Stützpunkt mitbringen. Verzichten wollen die Crews also keinesfalls völlig auf ihren Charter-Urlaub, man sucht einfach kreative Wege, die Kosten anderweitig zu begrenzen.
Es gibt aber auch Anbieter, die das gelassener sehen: “Wir sind jedes Jahr mit diversen Flottillen selbst in Kroatien unterwegs”, so Christian Zaloudek von Sarres Schockemöhle Yachting. “Es stimmt, dass im Juli und August die Buchungslisten vieler Flottenbetreiber größere Löcher aufwiesen, aber das gilt nicht für das gesamte Jahr, ich würde den Rückgang auf einen einstelligen Prozentsatz beziffern. Aber das ist natürlich auch sehr von den Flottenbetreibern abhängig.” Ansonsten sei es aber sehr wohl noch immer in Kroatien möglich, einen auch für normal verdienende Crews bezahlbaren Urlaub zu verbringen. “Wer an Bord mal kocht und die Restaurantbesuche sorgfältig aussucht, die überteuerten Angebote links liegen lässt, findet sie noch, die guten und preiswerten Restaurants, teils sogar günstiger als in Deutschland. Und wer bei den Liegegeldern sparen will, ankert eben ein, zwei Nächte mehr oder geht in die günstigeren Kommunalhäfen statt in die teuren Marinas.”
Einen anderen Weg zum günstigeren Schiff hatte die YACHT erst unlängst beschrieben: das Buchen älterer Charteryachten, die aber top gepflegt sind. In einer Umfrage unter Agenturen hatten wir die Firmen zusammengestellt, die das nachweislich gut können.
Die Flottenbetreiber berichten auch von Sachzwängen. Dirk Kadach von 1. Klasse Yachten, die vier Basen in Kroatien betreiben, erklärt seine Sicht der Lage dieses Jahr so: “Richtig ist, dass wir die Wochenpreise 2024 für Schiffe je nach Yacht und Stützpunkt um die fünf bis zehn Prozent erhöhen mussten. Aber gerade die ganz neuen Yachten sind in der Anschaffung massiv teurer geworden, teils um die 20 Prozent, und Liegeplätze, Personal und vor allem auch Zubehör haben ebenfalls sehr stark angezogen. Dazu kam dann, dass Kroatien mit der Euro-Umstellung schlagartig beim Landgang für die Kunden deutlich teurer geworden ist.”
Das bescherte Anfang des Jahres eine 15-Prozent-Buchungsdelle, gegen die die Heiligenhafener kurzfristig mit Rabatten gegensteuerten. “Das funktionierte auch gut, die Boote sind dann doch vermietet, aber die Nachlässe tun uns angesichts der Margen in Kroatien schon weh.” Ab September gab es das Problem ohnehin nicht, da sei die Buchungslage von Anfang an gut gewesen. Die Lücken beziehen sich also vor allem auf die teure Hochsaison. Dass die Kunden da zurückhaltender werden, ist nachvollziehbar, schließlich sind dann auch Flüge und Marinas auf dem Preis-Zenit.
So machten es viele Flottenbetreiber: Monatelang waren 20 bis 30 Prozent Nachlässe praktisch der Standard, es gab auch solche mit 50 Prozent. Dazu kommt noch die Vermittlungsgebühr der Agenturen, man muss kein Rechen-Genie sein, um zu erkennen, dass das ein Problem werden kann.
Das sieht auch Janis Kather von der Agentur 1a Yachtcharter so: “Tatsächlich war die Hochsaison-Delle in Kroatien klar sichtbar. Die Preise vor Ort sind da sicher ein Grund, uns erzählen aber auch manche Crews, dass es ihnen im Hochsommer mittlerweile einfach zu heiß ist. So hat sich einiges in den September verschoben, da haben wir derzeit schon Probleme, überhaupt noch Schiffe für Buchungen zu finden.” Generell ist die Lage für Agenturen nicht so dramatisch, da die Kunden sonst einfach das Revier wechseln. Gebucht wird also trotzdem.
Also alles halb so wild? Langfristig ist das Ganze schon ein Problem, vor allem für die Flottenbetreiber. Wegen des im Mittelmeer einmaligen Überangebots an Charteryachten im Revier sind die Gewinne in Kroatien seit vielen Jahren deutlich geringer als in manchen anderen Mittelmeer-Revieren. Umso wichtiger waren immer die Hochsaison-Phasen, in denen ja auch die höchsten Wochenpreise verdient wurden. Fallen die aus, ist das für eine Saison dann vielleicht einmal zu verkraften, doch langfristig ist das sicher nicht machbar, ohne Abstriche in der Qualität von Ausrüstung und Service zu machen oder eben die Nebensaison-Preise zu erhöhen. Die Preisgestaltung der Flottenbetreiber 2025 dürfte vielen Eigentümern also reichlich Kopfzerbrechen bereiten.
Wie haben Sie die Charter in Kroatien 2024 erlebt? Schreiben Sie uns Ihre Eindrücke an mail@yacht.de