Viele deutsche Crews denken bei einem Revier für einen Karibiktörn zuerst an die BVIs oder an die Grenadinen. Doch auf den Jungferninseln sind Charteryachten derzeit extrem hochpreisig. Und die Grenadinen sind in der Regel hoffnungslos überlaufen. Darum führt unser Törn in die französische Karibik. Die hat den Vorteil, dass die Flüge meist deutlich günstiger und unkomplizierter sind, auch wenn sie über Paris gehen. Dazu trägt vor allem bei, dass der nervige Flughafenwechsel in Paris der Vergangenheit angehört.
Also ab nach Pointe-à-Pitre, wo Guadeloupe-Törns meistens starten. Dort erwartet Crews feinstes Segeln im Passat und an Land ein schönes karibisches Palmen-Ambiente, Dörfer mit bunten Holzhäuschen, berühmte Rum-Destillen – und das alles mit den Vorzügen der französischen Prägung: gute Versorgung, tolles Essen, Marinas, Bäckereien wie in Frankreich und trotzdem kreolischer Charme und Einflüsse sowie kaum Kriminalität. Zehn Tage sollte man ein Schiff buchen für diesen Törn, der die schönsten Seiten der üppigen tropischen Vulkaninsel Guadeloupe mit dem historisch einmaligen English Harbour auf Antigua verbindet. Zwei lange 40-Meilen-Schläge im Passat sind zwar dabei, doch die Insel ist es auf jeden Fall wert.
Zum Auftakt geht es auf das kleine Archipel der Îles des Saintes, der ein kleiner Karibik-Traum ist. Der Hauptort Terre-de-Haut ist ein pittoreskes Dorf, es gibt Strände, Buchten, Restaurants und für die Yacht Plätze an Muringbojen.
Dann segeln wir nordwärts an der Westküste Guadeloupes entlang. Dabei am besten ein paar Meilen Abstand zur Küste halten, im Windschatten der hohen Insel ist der Wind sonst flau. Wer mag, hält zwischendurch für eine Tour in den tropischen Regenwald. Ziel ist der Vulkankrater Soufrière samt Wasserfall. Ein guter Ankerstopp findet sich ferner nahe Pigeon Island, wo ein streng geschütztes Riff für Leben unter Wasser sorgt.
Nördlichster Hafen an der Westküste ist Deshaies: eine schöne Ankerbucht mit karibischem Dorf am Ufer. Hier kann man unproblematisch am Computer in einem Shop ausklarieren. Das ist notwendig für den anstehenden Schlag nach Antigua.
Dazu früh starten, damit man noch einen schönen Nachmittag in der Ankerbucht oder Marina von English Harbour verbringen kann. Einklarieren ist hier unkompliziert: Wer nur 48 Stunden bleibt, kann auch gleich in einem Aufwasch wieder ausklarieren. Die liebevoll restaurierte Dock- und Wohnanlage der britischen Marine aus Nelsons Zeiten ist der wohl schönste und originellste Hafen der Karibik. Die perfekt geschützte Bucht vor dem steilen Berg von Shirley Heights mit ihrem Strand, den Palmen und Bars ist geradezu magisch; viele Crews bleiben hier länger.
Tipp: Versuchen Sie, an einem Samstag anzukommen. Dann können Sie Sonntag um 16 Uhr zur legendären Party samt Steelband auf der Bergspitze von Shirley Heights gehen! Der Blick von dort oben hinab auf English Harbour im Sonnenuntergang mit einem Drink in der Hand und karibischen Klängen im Ohr ist ein Muss. Je nachdem, ob die Crew dem Charme von English Harbour verfällt, geht es früher oder später weiter ostwärts nach Green Island. Dort locken tolle Ankerplätze, und beim Schnorcheln bekommt man die reichhaltige Fauna und Flora der Riffe zu sehen. Schildkröten sind hier eigentlich immer zu beobachten. Danach geht es mit dem Passat im Rücken in einem flotten Ritt zurück nach Deshaies zum Einklarieren. Auch hier gibt es gute Bojenplätze.
Wieder an der Westküste Guadeloupes entlang landet man ein zweites Mal in den Îles des Saintes. Es gibt dort genug Buchten, um eine Alternative zur Hinfahrt zu haben. Etwa am wunderschönen Plage du Pain de Sucre, einem kleinen zuckerhutförmigen Berg mit Palmenstrand.
Abschluss der Runde ist entweder direkt die Rückfahrt nach Pointe-à-Pitre oder aber der Schlag hinüber zur Rum-Insel Marie-Galante. Allerdings nur bei ruhigem Wetter, es finden sich dort nur recht offene Ankerplätze. Die vor dem Fischerdorf St. Louis oder nördlich in der Anse Canot sind die beste Wahl. Dort warten zudem einige gute Restaurants am Strand! Ein Ausflug zur preisgekrönten Rum-Destillerie von Bielle samt Tasting gehört beim Besuch von Marie-Galante dazu. Wer wegen der Rückflugzeiten am Abgabetag früh zurück sein muss, kann die letzte Nacht vor der kleinen Insel Le Gosier am Fuße eines Leuchtturms ankern. Der schickt abends seinen Lichtkegel über die Palmen. Am Strand der Hauptinsel reihen sich nette Bars und Restaurants. Anderntags ist es nur noch ein Katzensprung zurück nach Pointe-à-Pitre.