Revier-InfoYachtcharter Italien Liparische Inseln und Sizilien

Andreas Fritsch

 · 04.09.2019

Revier-Info: Yachtcharter Italien Liparische Inseln und SizilienFoto: Unsplash/Andrea Campagna
Yachtcharter Italien Liparische Inseln und Sizilien

Der Archipel im Norden Siziliens lockt viele Segler wegen seines aktiven Vulkans: Der lavaspeiende Stromboli ist ein ganz besonderes Ziel

ANREISE

Will die Crew auf dem Festland von Tropea starten, gibt es Direktflüge von diversen deutschen Flughäfen nach Lamezia Terme, zum Beispiel mit Eurowings (Preise etwa zwischen 200 bis 350 Euro). Von dort mit dem Auto etwa eine Stunde Transfer. Alternativ Flüge nach Palermo auf Sizilien, allerdings ist von dort der Transfer zum Stützpunkt Porto Rosa o. ä. fast zweieinhalb Stunden lang und schlägt mit rund 250 Euro pro Strecke zu Buche.

Foto: YACHT

CHARTER

Das Flottenangebot im Revier ist relativ beschränkt, es gibt Stützpunkte in Tropea oder Reggio di Calabria auf dem Festland oder an der Nordseite Siziliens, etwa in Portorosa. Nicht alle Flotten dort sind qualitativ überzeugend. Am besten über eine Charteragentur buchen, die mit den Anbietern vertraut ist. Die meisten Crews entscheiden sich für die Festlands-Basen, da der Transfer deutlich kürzer und günstiger ist als auf Sizilien. Tropea ist zudem eine Perle der Küste und als Ausgangshafen entsprechend etwas beliebter. Von dort sind es etwa 30 Meilen bis zur ersten Insel Stromboli oder rund 40 Meilen nach Panarea.

  Wetterstatistik Liparische InselnFoto: YACHT
Wetterstatistik Liparische Inseln

WIND & WETTER

Im Sommer gilt das Revier als Leichtwind-Ziel, oft weht nur ein schwacher Tramontana aus Nordwest. Die zum Teil hohen Inseln sorgen dabei für ein paar Verstärkungen oder aber Abdeckungen. Das sehr bergige Festland gegenüber ist besonders in Frühjahr und Herbst immer mal für lokale Starkwinde berüchtigt, besonders bei der Winddüse nahe Messina zwischen Festland und Sizilien. Dort können sich teils kräftige Gewitter bilden; auch Sturmböen sind keine Seltenheit, die Crews des jeden Herbst stattfindenden Middle Sea Race können ein Lied davon singen. Sie umsegeln in einer Langstreckenregatta komplett Sizlien und geraten im Oktober dabei immer wieder auch in Stürme.

NAVIGATION & SEEMANNSCHAFT

Das Navigieren im Revier ist relativ einfach, die steil abfallenden ehemaligen Vulkankegel, die die meisten Inseln sind, haben nur wenige Untiefen. Man kann die nächste Insel eigentlich fast immer nach Sicht ansteuern.
Das Revier ist allerdings recht offen und ungeschützt und bietet nur sehr wenig gegen alle Windrichtungen geschützte Ankerplätze und Häfen. Das ist eigentlich die größte Herausforderung, denn wenn richtig schweres Wetter, vor allem aus südlichen Richtungen, droht, bleibt je nach Windrichtung manchmal nichts anderes, als Schutz in den sicheren Festlandhäfen oder im Norden Siziliens zu suchen. Allerdings ist so ein Hafen immer an einem Tag zu erreichen. Im Sommer ist eine solche Wetterentwicklung aber eindeutig die Ausnahme.
Da die Ufer der Küsten vielerorts steil abfallen und auch viele Steine am Grund liegen, ist das Ankern nicht immer leicht. Es muss viel Kette gesteckt werden.

HÄFEN & ANKERPLÄTZE

Es gibt nur zwei richtige (und wichtige) Marinas im Revier, und zwar den Hafen Pignataro von Lipari und der Hafen von Santa Maria Salina auf der Insel Salina. Sie bieten Plätze an Muringlienen beziehungsweise an der Pier und bescheidenen Komfort. Beide sind bei starkem Südwind nicht zu empfehlen. Ansonsten wird römisch- katholisch mit Muringleine an der Pier festgemacht. Kleine Anleger gibt es hier und da, sie sind aber oft Fähren, Ausflugsbooten oder Einheimischen vorbehalten; die Plätze sind manchmal auch nicht leicht zu finden. Die Liegegebühr pro Nacht für ein 43-Fuß-Schiff kostet in der Hochsaison zwischen 70 bis 100 Euro.
An einigen Stellen gibt es Bojenfelder, deren Qualität nicht unbedingt die allerbeste ist. Auf Hinweise im Revierführer achten.
Gute und sichere Ankerflächen im Revier sind rar, es gibt ein paar auf Vulcano und Panarea, die meisten sind ausgesprochene Schönwetterplätze. Da im Sommer im Revier oft Leichtwind weht, muss das kein Problem sein. Perfekten Schutz vor Schwell von Fähren oder anderem Verkehr darf man jedoch nicht erwarten.

LITERATUR

"Küstenhandbuch Italien" von Rod Heikell, Edition Maritim, 49,90 Euro. Seekarten: Italienische Sportbootkarten, Satz IT P6a, ca. 110 Euro.

REVIERCHARAKTERISTIK

Das Besondere dieses Reviers ist ohne Frage seine vulkanische Prägung: Der Stromboli auf der gleichnamigen Insel ist einer der aktivsten Vulkane der Welt, er ist praktisch daueraktiv und bricht hin und wieder stärker aus, zuletzt 2019 mit zwei aufsehenerregenden Explosionen. Das daraus resultierende Naturschauspiel ist beeindruckend: Im Normalzustand kann man am Kraterrand mit einem Führer dem Berg beim Lavaausbruch zusehen; über die Feuerrutsche genannte nördliche Hangseite ergießen sich dann manchmal spektakulär Lavamassen ins Meer und erzeugen zischende Massen von Dampf. Besonders nachts ist das ein Spektakel, das man in seinem Leben wohl niemals vergessen wird.

Vulkanismus prägt auch sonst die Region: Vulcano hat im Zentrum einen alten Kegel, der noch immer blubbernde Schwefelgase ausströmt, deren Dünste über die halbe Insel ziehen. Wer einmal die Urgewalt von Vulkanen erleben will, ist in diesem Revier richtig. Die Erdgeschichte ist hier von besonderer Auffälligkeit: Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs, ragen relativ steil auf, und die Ufer um sie herum entsprechend steil ab; sie sind mit teilweise viel Gestein nicht ideal zum Ankern. Das gilt speziell für Stromboli und Salina.

Davon abgesehen bieten die Inseln aber viel Abwechslung und schönes Ambiente: Die Orte Lipari und Santa Maria auf Salina sind hübsche Altstädte mit Flair, auf den anderen Inseln finden sich kleine schmucke Dörfer. Die Hauptinseln Lipari, Vulcano, Salina, Panarea und Stromboli kann man gut in einer Woche absegeln. Wer länger bleiben möchte, segelt hinaus zu den beiden etwas abseits gelegenen, aber sehr hübschen Inseln Filicudi und Alicudi. Ersterer Törn beläuft sich auf knapp 100 Meilen. Wer auch die äußeren Inseln sehen will, muss mit etwa 140 Seemeilen planen.
Wer früh oder spät in der Vor- oder Nachsaison kommt, sollte sich darüber klar sein, dass man bei sich verschlechternden Wetter oft keine andere Wahl hat, als zum Festland oder Siziliens Nordküste zurückzusegeln, um dort Schutz zu suchen. Die Strecken sind aber in einem halben Tag machbar, und die Ziele lohnen unbedingt.

Ein Tipp für Crews, die per Guide den Stromboli nachts erklimmen wollen, eine sehr lohnende, aber auch anstrengende mehrstündige Wanderung: Bricht der Vulkan aus, wie zuletzt 2019 in drei Monaten zweimal, werden die Touren stark eingeschränkt oder sogar eingestellt, bis sich der Berg wieder beruhigt. Wer also vor allem deswegen herkommt, sollte also vorher beim Vercharterer vor Ort oder im Internet Erkundigungen einholen.

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