Andreas Fritsch
· 04.09.2019
Die Inseln vor dem italienischen Festland sind ein einfaches Revier, bieten viel italienisches Flair, und Auto-Anreise macht auch kurzfristig Törns möglich
Das Revier ist prädestiniert für die Autoanreise (oder Bus). Die meisten Crews nehmen dann ein Boot vom Festland und segeln herüber; das Auto wird auf einem Parkplatz zurückgelassen (ca. 10 bis 15 Euro/Tag). Wer weiter auf die Insel Elba will, fährt ab Piombino auf die Fähre (z. B. Moby Lines) und weiter nach
Portoferraio; Kosten ca. 25 Euro/Pers. und ca. 70 Euro für den Pkw. Die Preise variieren stark nach Saison, Tag und Uhrzeit. Tickets am besten vorab über das Internet buchen, dann sind sie deutlich günstiger, als wenn sie erst vor Ort erworben werden. Abfahrtzeit in der Hochsaison am besten vorbuchen, sonst können die Plätze vergeben sein.
Fluganreise ist von Deutschland nach Elba direkt kaum möglich, meist muss man über Pisa oder Florenz fliegen.
Crew-Transfer mit dem Kleinbus nach Piombino für vier Personen ca. 140 Euro und rund 1,5 Stunden, Transfer mit der Bahn ab Pisa ca. 2,5 Stunden.
Die größten Flotten sind am Festland in Piombino, Scarlino oder Punta Ala stationiert, auf Elba selbst weniger Flotten, zuletzt waren noch Sun Charter und Patrice Buechi in Portoferraio vor Ort. Entsprechend starten mehr Crews vom Festland als direkt auf der Insel. Vom Festland sind es je nach Starthafen etwa 8 bis 15 Meilen nach Portoferraio. Wer von der Insel startet, muss Zeit und Geld für die Fährfahrt ab Piombino einplanen. Im Sommer sind die Fähren voll (s. Anreise).
In den Sommermonaten wehen überwiegend schwache bis mäßige West- und Nordwestwinde. Seltener ist Südostwind. Elba gilt als Leichtwindrevier, auch längere Flauten sind keine Seltenheit. Zieht ein Tiefdruckgebiet über den Golf von Genua, kann auch mal Starkwind aus Südwest, der Libeccio, auftreten. Vorsicht vor dem Mistral. Er wird von den Wetterdiensten aber gut vorhergesagt, man kann sich darauf einstellen, wenn man täglich den Bericht abhört, was wichtig ist. Gute Mistral-Windvorhersagen unter www.meteofrance.com/ previsions-meteo-marine/cotes. Der Mistral kann auch mal schwächer mit 4 bis 6 Beaufort wehen und ist dann durchaus als guter Segelwind willkommen. Droht sehr starker Mistral, setzt oft ein Run auf die eher wenigen sicheren Häfen von Elba ein, dann sollte man reservieren oder früh da sein, am besten bis Mittag.
Navigatorisch ist das Revier unkompliziert, Untiefen sind meist recht gut betonnt. Die größte Herausforderung im Revier ist, gelegentlich aufkommenden Mistral rechtzeitig einzuplanen, da er stürmisch wehen kann, auch im Sommer (s. Wetter). Daher nicht vom ruhigen Wetter einlullen lassen und stets die Vorhersage einholen.
In Italien müssen ankernde Yachten 200 Meter Abstand zum Strand und 100 Meter zu Felsküsten einhalten. Badestrände sind im Sommer oft mit Schwimmleinen abgegrenzt. Mit dem Dingi anlanden kann man teils über betonnte Korridore. In Portoferraios Bucht gelten diverse Anker- und Segelverbote wegen des Fährverkehrs.
Es gibt im Revier eine ganze Reihe Naturschutzgebiete, die Einschränkungen mit sich bringen oder sogar Anlaufverbote (z.B. Inseln Pianosa, Gorgona oder Montecristo). Infos für Capraia und die Schutzgebiete: www.islepark.gov.it. Crews sollten sich in Italien an die Auflagen halten, es gibt stichprobenartige Kontrollen, und teils werden empfindliche Bußgelder erteilt.
Auf Korsika sind ebenfalls Sperrzonen mit gelben Bojen gekennzeichnet, leider teils großräumig. Doch kaum ein Einheimischer hält sich daran. Wichtig: Nicht auf Seegrasfeldern ankern, das ist auf Korsika verboten.
Auf Elba gibt es je nach Tiefgang der Yacht vier bis sechs Häfen, auf Capraia und Giglio jeweils einen, an der gegenüberliegenden Festlandküste vier, fünf weitere attraktive Ziele. Alle Häfen sind mit Muringleinen ausgerüstet. Eine Anmeldung über UKW beim Einlaufen ist empfehlenswert, Marineros weisen dann Plätze zu. In der Sommersaison wird der Platz manchmal knapp, etwa auf Capraia, aber auch auf Elba. Das Reservieren von Liegeplätzen ist durchaus empfehlenswert, nimmt es doch den Druck von der Crew. Der Platz muss dann meist vor Erscheinen online bezahlt werden. Teilweise helfen Charterfirmen und reservieren für Kunden!
Im Sommer muss für ein 45-Fuß-Schiff mit rund 100 Euro Liegegeld gerechnet werden. Die Sanitäranlagen sind nicht immer die besten.
Ankerplätze sind bei ruhigem Wetter ausreichend vorhanden. Wenn Mistral weht, werden viele davon jedoch durch Schwell unbrauchbar.
Zentraler Web-Link für die korsischen Häfen: www.uppc.fr. Es gibt leider keine ähnliche italienische Adresse.
Rod Heikell: Küstenhandbuch Italien, Edition Maritim. K.-J. Röhrig: Korsika/Sardinien/Elba, Delius Klasing. Nauticard Sportbootkarten: Übersegler 1011, Detailkarten 4001 und 4002.
Eins der klassischen Auto-Anreise-Reviere des Mittelmeers ist dieser Inselarchipel vor der Küste der Toskana. Gerade einmal 790 Kilometer sind es von München nach Piombino, einem der klassischen Starthäfen für das Revier. Davor laden die Inseln Elba, Capraia, Giglio und nicht zuletzt Korsika, das viele Crews zumindest für einen Abstecher zur Ostküste nach Bastia nutzen, zum Insel-Hopping.
Viele Crews starten vom Festland, halten sich dort aber nicht lange auf und umrunden meist Elba mit einem Abstecher wahlweise nach Capraia, Giglio oder zur großen Nachbarinsel Korsika.
Die hügeligen Inseln bieten typisch italienisches Flair mit wunderschönen Altstadt-Häfen, wie dem des fast schon mondänen Portoferraio auf Elba, in dem sich im Sommer die Megayachten tummeln, kleineren Orten wie Marciana Marina oder Porto Azzuro. Ein Marktplatz mit den bunten italienischen Häusern mit dieser typischen leichten Patina, ein paar Shops, nette Trattorias, Restaurants, Bars und Cafés, wo die Italiener, sorgfältig gestylt, bis in den späten Abend hinein ausgiebig flanieren.
Ihren ganz eigenen Charme haben die bildhübschen Inselchen Caprai oder Giglio. Durch ihre kleinen Häfen ist der Andrang groß, nicht immer wird man einen Platz bekommen, aber es gibt bei ruhigem Wetter genug Ankerplätze, teils auch Bojen (Ausnahme: starker Mistral; in viele Buchten steht dann Schwell, siehe Wetter und Seemannschaft).
Ein besonderes Vergnügen ist der Wechsel nach Korsika, der in ein paar Stunden erledigt ist. Bastia mit seiner tollen Altstadt und dem historischen Hafen ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Für einen Tag französischen Lifestyle gegen italienischen zu tauschen ist durchaus reizvoll.
Die Toskana ist kein günstiges Revier, die Liegegelder reißen im Sommer für ein 43-Fuß-Schiff durchaus öfter die 100-Euro-Marke. Marineros, die beim Anlegen tatkräftig helfen, sind dafür selbstverständlich, sehr gute Sanitäranlagen dagegen nicht immer. Die italienische Küche dagegen gibt es in verschiedensten Preisstufen, teure Restaurants auf hohem Niveau sind genauso vorhanden wie günstigere Trattorias.
Für die Toskanischen Inseln gilt, dass sie – so kein Mistral weht – im Sommer eher ein einsteigerfreundliches Leichtwindrevier sind. Allerdings wird es im Juli und August auch voll, da die vielen Boote vom Festland die Inseln ansteuern, dann wird der Platz in den Häfen manchmal rar, und die Ankerbuchten sind dicht belegt. Doch wer sich damit arrangieren kann oder in der Vor- oder Nachsaison kommt, kann hier mit sehr günstiger Anreise ein typisch italienisches Revier mit viel Charme erleben.